Jahresbericht 2011 (PDF) - Zentrum für Zeithistorische Forschung ...
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Da hat man noch nicht zu Ende gedacht, wie man die 14 CDs der »Original Recording<br />
Remastered Edition« von Pink Floyd im Discovery Boxset mit der eigenen begrenzten<br />
Lebenszeit in Einklang bringt, da folgen schon Nirvana mit der künstlich aufgeblähten<br />
»Nevermind«, Brian Wilson mit auch noch dem letzten Studiorauschen der Sessions seines<br />
grandios gescheiterten »Smile«-Projekts, die ewigen Weltverbesserer von U2 mit 20 Jahren<br />
»Achtung Baby« oder The Who mit 40 Jahren »Quadrophenia«: Man kann getrost den ausgewaschenen<br />
Fishtail Parka mit dem Target Patch aus dem Schrank holen. Die Reihe<br />
der Beispiele ließe sich beliebig fortsetzen. Auch im aktuellen Popgeschäft dominieren<br />
Souldiven im Retrostyle und vergangenheitsverliebte Stilsymbiosen wie etwa neuerdings<br />
Lana Del Rey, die gekonnt ihre Reminiszenzen an Nancy Sinatra und den Look von Hollywood<br />
mit einer Portion Gangsta Rap mixt.<br />
Die Historiker können dieses Geschehen mit Gelassenheit beobachten. Dass die<br />
Popkultur ihre eigene Geschichte in immer höheren Dosen inhaliert, erleichtert ihnen<br />
vielleicht das Geschäft. Die Vermarktung der Vergangenheit des Pop bringt neben viel<br />
Erinnerungskitsch manch interessante Quelle hervor. Sicher ist die Frage, ob die Ära der<br />
Popkultur zu Ende geht, nicht völlig abwegig. Die Digitalisierung scheint zumindest<br />
einen Bruch zu markieren, der alte Modelle der Distribution radikal in Frage stellt und<br />
den Tod der Musikindustrie in ihrer bisherigen Form in den Bereich des Wahrscheinlichen<br />
rückt. Bis die Popgeschichtsschreibung sich aber an Erklärungen <strong>für</strong> das vermeintliche<br />
Ende machen sollte, sind noch viele andere Fragen zu beantworten.<br />
Es wäre auch übertrieben, bereits von einer Konjunktur der zeithistorischen<br />
Popforschung oder gar ihrem Siegeszug zu reden. Im Gegenteil. Im Vergleich zur Blüte<br />
anderer <strong>Forschung</strong>sfelder der Zeitgeschichte fällt auf, welches Nischendasein die Popgeschichte<br />
noch immer führt. Insofern geht es zunächst um etwas ganz Elementares:<br />
die zahlreicher werdenden Pioniere der Pophistory zusammenzubringen, einen Gesprächsund<br />
Verständigungsraum über die theoretischen und methodischen Grundlagen des<br />
eigenen Tuns zu schaffen und die <strong>Forschung</strong>srichtung auf Dauer und Geltung zu stellen.<br />
In diesem Sinne wurde mit der vom ZZF gemeinsam mit dem Arbeitskreis Popgeschichte<br />
vom 3. bis 5. November <strong>2011</strong> im Roten Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />
veranstalteten Tagung »PopHistory. Perspektiven einer Zeitgeschichte des Populären«<br />
ein Forum geschaffen.<br />
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