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Jahresbericht 2011 (PDF) - Zentrum für Zeithistorische Forschung ...

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Der Bericht zeichnet ein nach Branchen differenziertes Bild der Gestaltungsqualität<br />

deutscher Produkte und Praktiken des Designs und zeigt außerdem, wie stark deutsche<br />

Konsumgüterunternehmen von der Autarkiepolitik der Nationalsozialisten geprägt worden<br />

waren. So fiel den Briten etwa die große Verbreitung aller Arten von Kunststoffen<br />

in den deutschen Produkten auf, die sie zum Teil als zukunftsweisend betrachteten.<br />

Ersatzstoffe hatten die in Großbritannien noch viel mehr verbreiteten, traditionellen<br />

Materialien substituiert. Gerade bei den neuen Industrieprodukten der 1930er Jahre wie<br />

den Kunststoffgussteilen und elektrischen Geräten hatte sich die moderne Gestaltungsauffassung<br />

in der industriellen Praxis durchgesetzt – trotz Lippenbekenntnissen zu den<br />

Nationalsozialisten und trotz der »Gleichschaltung« des Deutschen Werkbundes und<br />

der Schließung des Bauhauses in Dessau. Oft geschah dies gerade wegen der restriktiven<br />

Maßnahmen, da viele verfemte Künstler in der Industrie tätig wurden und so bis 1945<br />

zu »überwintern« suchten. Auch deutsche Architekten fanden die Briten weit öfter unter<br />

den industriellen Gestaltern als in Großbritannien. In Teilen der Textil- und Tapetenindustrie<br />

wurden etwa Bauhaus-Entwürfe bis in die Kriegsjahre weiter produziert.<br />

Die Ausbildung von Produktgestaltern in Deutschland hielten die Briten <strong>für</strong> vorbildlich,<br />

da diese eine mehrjährige handwerkliche Tätigkeit vorweisen mussten, bevor<br />

sie <strong>für</strong> die Lehr- und Studiengänge der künstlerischen Gestaltung zugelassen wurden.<br />

Diese Tendenz verstärkte die handwerksfreundliche NS-Politik der Vorkriegszeit und die<br />

Umwidmung vieler Kunstgewerbeschulen in »Meisterschulen des Deutschen Handwerks«<br />

noch in den Kriegsjahren. Eine solche handwerkliche Grundbildung fehlte den<br />

englischen Formgebern weitgehend. Dies hatte nach Ansicht der britischen Fachleute<br />

zur Folge, dass sie die Probleme der Umsetzung ihrer Entwürfe in die Produktion oft<br />

ignorierten und ein geringer ausgebildetes Materialverständnis hatten. Doch führte die<br />

Überhöhung des handwerklichen Einzelstücks in vielen Fällen auch zu »schwülstigen<br />

und pompösen« Ornamentierungen, gerade wenn es sich um Auftragsarbeiten <strong>für</strong> die<br />

bürgerlichen Eliten oder Repräsentanten des NS-Regimes handelte.

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