Jahresbericht 2011 (PDF) - Zentrum für Zeithistorische Forschung ...
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Volkspark Hasenheide stellt die Frauen, die Hand beim Wieder-<br />
aufbau angelegt hatten, ins <strong>Zentrum</strong>. Die Skulptur, von Katharina<br />
Szelinski-Singer gestaltet, die den Kern des Denkmals bildet,<br />
macht dies deutlich. Sie zeigt eine Frau, die auf einem Steinhaufen<br />
sitzt und beide Hände in ihrem Schoß ruhen lässt, in der<br />
rechten hält sie einen Hammer. Das Denkmal orientiert sich an<br />
Motiven der Nachkriegsfotografien von Enttrümmerungsarbeiterinnen<br />
und verdichtet sie zum Bild der »Trümmerfrau«. Der<br />
Gesichtsausdruck der Skulptur wirkt nachdenklich, die Körperhaltung,<br />
vor allem der gerundete Rücken, unterstreicht den passiven<br />
Eindruck, so dass die Figur müde und erschöpft wirkt, jedoch<br />
gefasst in die Weite blickt. Sie ist als stille Dulderin, nicht<br />
als Heldin dargestellt.<br />
In den 1980er Jahren veränderte sich die Erzählung der<br />
»Trümmerfrauen« in zwei Richtungen. Die Frauengeschichtsschreibung<br />
hatte die Basis geschaffen, dass es nicht mehr nur<br />
um den Wiederaufbau, sondern auch um die Vorgeschichte der<br />
»Trümmerfrauen« ging, also um ihre Erfahrungen in der Kriegszeit.<br />
Mit den einstigen Enttrümmerungsarbeiterinnen hatte die<br />
Generation der »Trümmerfrauen«, die sich in der Debatte um die<br />
Anrechnung der Erziehungszeiten bei der Rente zu Wort meldete,<br />
wenig zu tun. Vielmehr fielen all jene darunter, die auf ihre Erfahrungen<br />
als Evakuierte, Soldatenfrauen und Kriegerwitwen,<br />
Luftkriegsgeschädigte, Flüchtlinge oder Vertriebene zurückblickten.<br />
Das »Trümmerfrauen«-Gedenken ehrte die »kleine« Frau und<br />
erinnerte an ihr Schicksal in der Kriegs- und Nachkriegszeit.<br />
Attraktiv war diese Erinnerung nicht nur <strong>für</strong> die entsprechende weibliche Erlebnisgeneration.<br />
Als soziale Trägergruppe erwies sich in den 1990er Jahren immer mehr<br />
auch die Generation der sogenannten Kriegskinder, die nicht nur an ihre Mütter, sondern<br />
auch an ihr eigenes Schicksal erinnerte. Die »Trümmerfrauen« erhielten eine Art Stellvertretungsfunktion,<br />
wenn es darum ging, der Härten des Krieges <strong>für</strong> die Einzelnen zu<br />
gedenken. Erst in jüngster Zeit zeichnet sich ein Wandel ab, der sich auch auf die Erinnerung<br />
an die »Trümmerfrauen« auswirkt. 2008 lehnte der Münchner Stadtrat – Ähnliches<br />
Den Berliner »Trümmerfrauen«<br />
gewid metes Denkmal. Die Figur der<br />
Bildhauerin Katharina Szelinski-Singer<br />
aus dem Jahr 1955 steht im Volkspark<br />
Hasenheide in Berlin.<br />
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