Internationales Jahr der Familie - Arbeitskreise - BMWA
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Ideelle Wertschätzung <strong>der</strong> Haushalts-,<br />
Betreuungs- und Pflegearbeit<br />
Haushaltsnahe Dienstleistungen, egal von wem<br />
erbracht, werden von <strong>der</strong> Gesellschaft wenig wahrgenommen<br />
und selbst wenn, wird meist in abwerten<strong>der</strong><br />
Form darüber gesprochen. Die gesellschaftliche<br />
Aufmerksamkeit und Sorge gilt eher <strong>der</strong><br />
<strong>Familie</strong>. „<strong>Familie</strong>n gelten als bewährtester Ort für die<br />
Weitergabe des Lebens an Kin<strong>der</strong>, ohne die<br />
Gesellschaften keine Zukunft hätten. [Denn] wir sind<br />
auf eine stabile und personal wertschätzende und<br />
liebende familiale Lebenswelt angewiesen, wo wir<br />
wachsen und wurzeln können, wollen wir uns nicht<br />
in psychische Obdachlosigkeit stürzen.“ (P.<br />
Zulehner, 1999) Vergleichbar wertschätzende Statements<br />
zu praktischer Hausarbeit, auf die die familiale<br />
Lebenswelt selbst angewiesen ist, sind ungleich<br />
seltener zu finden. Eine Trennung, die – von <strong>der</strong><br />
Sache her – nicht zu rechtfertigen ist und letztlich<br />
zu einer ungenügenden ideellen Wertschätzung <strong>der</strong><br />
hauswirtschaftlichen Tätigkeiten selbst führt.<br />
Die empfohlenen Maßnahmen in diesem Bereich<br />
zielen auf eine höhere inhaltliche Anerkennung <strong>der</strong><br />
betroffenen Tätigkeiten ab.<br />
Ungleiche geschlechtsspezifische Verteilung<br />
<strong>der</strong> Haushalts-, Betreuungs- und Pflegearbeit<br />
Derzeit besteht in <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Haushalts-,<br />
Betreuungs- und Pflegearbeit zwischen den Geschlechtern<br />
ein großes Ungleichgewicht. Sowohl im<br />
Bereich <strong>der</strong> bezahlten als auch im Bereich <strong>der</strong> unbezahlten<br />
Arbeit dieses Tätigkeitsfelds überwiegt <strong>der</strong><br />
Anteil <strong>der</strong> Frauen bei weitem. Im Bereich <strong>der</strong> professionellen<br />
haushaltsnahen Dienstleistungen hat<br />
dies einerseits zur Folge, dass Frauen stärker im<br />
sozialrechtlich nicht abgesicherten Umfeld des informellen<br />
Sektors bzw. in niedrig bezahlten formellen<br />
Beschäftigungsverhältnissen dieser Branchen erwerbstätig<br />
sind.<br />
Der hohe Frauenanteil im Bereich <strong>der</strong> unbezahlten<br />
Haushalts- Betreuungs- und Pflegearbeit unterstützt<br />
die Persistenz systematisch unterschiedlicher<br />
Frauen- und Männereinkommen und bewirkt ein<br />
einseitiges Abwälzen <strong>der</strong> Vereinbarkeitsproblematik<br />
auf die weibliche Bevölkerung. Dies hat mangelnde<br />
sozialrechtliche Absicherung und ökonomische<br />
Abhängigkeit von Frauen zur Folge. Dem könnte<br />
durch eine gerechtere Aufteilung <strong>der</strong> haushaltsnahen<br />
Tätigkeiten entgegengesteuert werden. Nicht<br />
zuletzt würde dadurch auch das <strong>Familie</strong>n- und<br />
Paarbeziehungsgefüge positiv profitieren. Zudem<br />
könnte somit die soziale und emotionale Kompetenz<br />
von Männern erhöht und ihre Motivation im<br />
Erwerbsleben durch höhere emotionale Zufriedenheit<br />
gesteigert werden.<br />
62<br />
Ziel <strong>der</strong> unten angeführten Maßnahmen ist ein<br />
Aufbrechen <strong>der</strong> Geschlechterrollenfixierung, sowohl<br />
im Bereich <strong>der</strong> bezahlten als auch <strong>der</strong> unbezahlten<br />
Haushalts-, Betreuungs- und Pflegearbeiten.<br />
For<strong>der</strong>ungskatalog<br />
Konkret for<strong>der</strong>t bzw. empfiehlt <strong>der</strong> AK X entsprechende<br />
Maßnahmen in den Bereichen <strong>der</strong> Bewusstseinsbildung,<br />
<strong>der</strong> Sozial- und Wirtschaftsforschung,<br />
<strong>der</strong> Ausbildung sowie des Arbeitsrechts.<br />
Gefor<strong>der</strong>te Maßnahmen<br />
Die Beauftragung von Studien, die systematisch<br />
den effektiven Beitrag <strong>der</strong> österreichischen Privathaushalte<br />
zur volkswirtschaftlichen Wohlfahrt sowie<br />
dessen geschlechtsspezifische Verteilung darlegen.<br />
Hiezu bedarf es vorrangig <strong>der</strong> Durchführung einer<br />
überarbeiteten Zeitbudgeterhebung, um, darauf<br />
aufbauend, den volkswirtschaftlichen Stellenwert<br />
<strong>der</strong> Leistungen <strong>der</strong> Privathaushalte sowie <strong>der</strong> Geschlechter<br />
erarbeiten zu können. Der volkswirtschaftliche<br />
Stellenwert soll regelmäßig im Rahmen<br />
eines entsprechenden Satellitenkontos <strong>der</strong> Volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnung ausgewiesen<br />
werden. Hiermit würde eine unabdingbare empirische<br />
Grundlage für künftige Reformen im Bereich<br />
<strong>der</strong> <strong>Familie</strong>n-, Frauen- und Sozialpolitik geschaffen<br />
werden, ohne die politische Entscheidungsträger<br />
die Notwendigkeit und auch zahlreiche Konsequenzen<br />
einzelner Reformen nicht o<strong>der</strong> zumindest<br />
ungleich schwerer abschätzen können. Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> Erhebung sowie darauf aufbauen<strong>der</strong> Studien<br />
sollen im Sinne <strong>der</strong> gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung<br />
wie<strong>der</strong>um allgemein zugänglich und<br />
entsprechend breit publiziert werden.<br />
Beratungsscheck zur aktiven Vaterschaft: Im<br />
Rahmen des Mutter-Kind-Passes soll ein Zusatzangebot<br />
für Väter zur partnerschaftlichen Aufteilung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung erfolgen. Das Angebot soll<br />
Informationsleistungen hinsichtlich arbeits- und sozialversicherungsrechtlicher<br />
Regelungen sowie<br />
psychologischer Beratung, die auf zu erwartende<br />
positive Auswirkungen auf das Vater-Kind-Verhältnis<br />
fokussiert, beinhalten. Weiters soll konkrete Hilfestellung<br />
für Väter bei Verhandlungen mit dem<br />
Arbeitgeber über die Inanspruchnahme von Karenz<br />
o<strong>der</strong> Arbeitszeitreduktion angeboten werden.<br />
Einführung eines Unterrichtsfaches „Lebenswirtschaftskunde“.<br />
Die Lehrinhalte dieses Schulfaches<br />
sollen alle Fähigkeiten <strong>der</strong> Alltagsbewältigung<br />
betreffen. Dabei sind folgende inhaltliche<br />
Zielsetzungen vorzunehmen: Die Vermittlung <strong>der</strong><br />
Bedeutung von Haushalten und <strong>Familie</strong>n als ver-