der Ausgabe 7-8/2004 - Berliner Behindertenzeitung
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Währenddessen hatte <strong>der</strong> 23-jährige Willi alles fest im Griff: seinen<br />
Text, den er vorlas, die Zeremonie am Taufbecken. Er kennt die<br />
Kirchengemeinde, die Abläufe und seine Familie. Er war die Ruhe<br />
und männliche Gelassenheit in Person.<br />
Gar nicht ruhig und gelassen war dagegen die rollstuhlfahrende<br />
Mutter Ulla nach dem anstrengenden, weil nicht wirklich<br />
barrierefreien Zugang zur Kirche.<br />
Diese Löwin, wenn es um das Wohl ihrer Kin<strong>der</strong> geht, die Gestresste,<br />
wenn und weil sie Hilfe braucht, eine so große Feier auszurichten,<br />
die Freiheitsliebende, die auch ihren Kin<strong>der</strong>n Gedanken- und<br />
Religionsfreiheit zugesteht, fürchtete einen sintflutartigen Tränen<strong>der</strong>-Rührung-Ausbruch,<br />
doch er blieb aus, denn Olivia, die Jüngste<br />
mit den witzigen Zöpfchen, krabbelte auf ihren Schoß und schmuste<br />
die Rührung weg.<br />
Oma hatte gekocht und gebacken, Opa versorgte die Gäste mit<br />
Wein, Klein Benoit nervte seine Mutter. Die einen froren, an<strong>der</strong>e<br />
Gäste liefen barfuß. Chacun à son goût – und alle gemeinsam eine<br />
sehr, sehr „liebenswerte Familie".<br />
Hannelore Bauersfeld<br />
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