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der Ausgabe 7-8/2004 - Berliner Behindertenzeitung

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Wie versuchen Sie querschnittgelähmten Frauen und<br />

Männern in diesen Situationen zu helfen?<br />

Ich versuche sie in dieser Trauerphase über den Verlust eines Teils<br />

ihres Körperempfindens zu unterstützen. Das kann ein sehr langer<br />

Weg sein. Und ich versuche meine Klienten dahin zu begleiten sich<br />

irgendwann von dieser Trauer, von diesem Verlust zu verabschieden<br />

und den Umstand zu akzeptieren. Mein Rat ist es, mutig einen neuen<br />

Weg einzuschlagen und Dinge auszuprobieren. Jedem<br />

Querschnittgelähmten muss aber klar sein, dass es eben nicht mehr<br />

weiter geht, wo man aufgehört hat, son<strong>der</strong>n Sexualität ab einem<br />

bestimmten Punkt neu erfahren werden muss. Dazu gehört auch,<br />

dass man wie<strong>der</strong> lernt, ein erotischer Mensch zu sein. Mit dem<br />

Querschnitt hört die Erotik ja nicht auf. Ich weiß, dass es gerade in<br />

dieser Hinsicht für meine Klienten ausgesprochen hilfreich ist, dass<br />

ich selber auch Betroffene bin.<br />

Wenn Sie auf die vergangenen zwei Jahre Erfahrung<br />

zurückblicken, was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />

Ich wünsche mir, dass das Thema Sexualität und Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft weniger tabuisiert wird. Dieser stille Vorwurf gegen<br />

Behin<strong>der</strong>te „Bei euch ist doch eh nix mehr los", schafft Frust. Dabei<br />

haben Behin<strong>der</strong>te genauso ein Recht auf gelebte Sexualität wie<br />

Nichtbehin<strong>der</strong>te. Denn es gibt so viele positive Beispiele, die oft<br />

übersehen werden. Es gibt mehr Ehen und Beziehungen zwischen<br />

Fußgängern und Querschnittsgelähmten, als man denkt. Offenbar<br />

wird mittlerweile mehr <strong>der</strong> Mensch wahrgenommen und nicht nur<br />

seine Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Frau Boppel bietet seit zwei Jahren in <strong>der</strong> blisse 14 Beratung zum<br />

Thema „Inkontinenz- und Sexualberatung" auf Peer Counseling-<br />

Ebene an.<br />

Das Gespräch führte Oliver Bendzko<br />

Wir danken <strong>der</strong> Fürst Donnersmarck-Stiftung für die freundliche

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