23.10.2012 Aufrufe

der Ausgabe 7-8/2004 - Berliner Behindertenzeitung

der Ausgabe 7-8/2004 - Berliner Behindertenzeitung

der Ausgabe 7-8/2004 - Berliner Behindertenzeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Krankheit allein ist als Begriff nach Schramme nicht immer negativ<br />

zu sehen. Für die Beurteilung <strong>der</strong> Lebensqualität sei jedoch eine<br />

ganzheitliche Herangehensweise notwendig.<br />

Des Weiteren stellte Schramme die Frage, welche Fähigkeiten ein<br />

Mensch braucht, um seine Lebensqualität festzustellen? Ein Mensch<br />

brauche Emotionalität und Kommunikationsfähigkeit. Mensch könne<br />

sich nicht einfach aussuchen, was gut für ihm sei, und die äußeren<br />

Bedingungen seien auch nicht einfach abwählbar. Eine gemeinsame<br />

Einschätzung ist, dass die basalen, d. h. grundlegenden Bedürfnisse<br />

wie Hunger minimal erfüllt sein müssen, um Wohlbefinden zu<br />

gewährleisten.<br />

Gesellschaftliche Bedingungen für die Lebensqualität<br />

psychisch Kranker<br />

Der kritische Psychologe Morus Markard zitierte eingangs Thatcher<br />

mit: „Ich kenne nur Individuen, Gesellschaft gibt es gar nicht." In<br />

<strong>der</strong> allgemeinen Psychologie sei das Individuum konkret, die<br />

Gesellschaft hingegen nur „das Gedachte". Gesundheit sei als<br />

Gegenbegriff zu Krankheit als „Zustand vollkommenen physischen<br />

und psychischen Wohlbefindens" definiert.<br />

Es fragt sich: Von welcher Perspektive aus wollen wir die<br />

Verhältnisse beurteilen? Ist es wünschenswert, Menschen zu<br />

schaffen, die überall reinpassen? O<strong>der</strong> gibt es eine pathologische<br />

Gesellschaft? Der Charakter sei eine Ansammlung von Narben, die<br />

im Laufe eines Lebens gesammelt würden. Eine emanzipatorische<br />

psychologische Praxis werde dem Individuum dafür nicht die Schuld<br />

in die Schuhe schieben, son<strong>der</strong>n den institutionellen Rahmen<br />

mitdenken.<br />

Es stelle sich die grundlegende Frage: Was ist ein psychisches<br />

Problem? Mit Gertrude Steins: „Eine Rose ist eine Rose ist eine<br />

Rose." wird das Phänomen <strong>der</strong> fundamentalen Anerkennung des<br />

Seins/<strong>der</strong> Welt angesprochen und diese sei bei Wahnsinnigen oft<br />

nicht gegeben aufgrund einer Erschütterung des Basisvertrauens. Ist<br />

Wahn an sich dennoch objektiv begründbar? Ist er beantwortbar? Es<br />

gebe heute eine Tendenz, faktisch die gesellschaftlichen Verhältnisse<br />

gesund zu schweigen. Allerdings sei auch die Begrenztheit <strong>der</strong><br />

Wirkungsmöglichkeit psychoanalytischer Tätigkeit zu sehen.<br />

Diskussion<br />

Hier ergab sich, dass die Frage nach Wohlbefinden mit <strong>der</strong> Debatte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!