der Ausgabe 7-8/2004 - Berliner Behindertenzeitung
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Krankheit allein ist als Begriff nach Schramme nicht immer negativ<br />
zu sehen. Für die Beurteilung <strong>der</strong> Lebensqualität sei jedoch eine<br />
ganzheitliche Herangehensweise notwendig.<br />
Des Weiteren stellte Schramme die Frage, welche Fähigkeiten ein<br />
Mensch braucht, um seine Lebensqualität festzustellen? Ein Mensch<br />
brauche Emotionalität und Kommunikationsfähigkeit. Mensch könne<br />
sich nicht einfach aussuchen, was gut für ihm sei, und die äußeren<br />
Bedingungen seien auch nicht einfach abwählbar. Eine gemeinsame<br />
Einschätzung ist, dass die basalen, d. h. grundlegenden Bedürfnisse<br />
wie Hunger minimal erfüllt sein müssen, um Wohlbefinden zu<br />
gewährleisten.<br />
Gesellschaftliche Bedingungen für die Lebensqualität<br />
psychisch Kranker<br />
Der kritische Psychologe Morus Markard zitierte eingangs Thatcher<br />
mit: „Ich kenne nur Individuen, Gesellschaft gibt es gar nicht." In<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Psychologie sei das Individuum konkret, die<br />
Gesellschaft hingegen nur „das Gedachte". Gesundheit sei als<br />
Gegenbegriff zu Krankheit als „Zustand vollkommenen physischen<br />
und psychischen Wohlbefindens" definiert.<br />
Es fragt sich: Von welcher Perspektive aus wollen wir die<br />
Verhältnisse beurteilen? Ist es wünschenswert, Menschen zu<br />
schaffen, die überall reinpassen? O<strong>der</strong> gibt es eine pathologische<br />
Gesellschaft? Der Charakter sei eine Ansammlung von Narben, die<br />
im Laufe eines Lebens gesammelt würden. Eine emanzipatorische<br />
psychologische Praxis werde dem Individuum dafür nicht die Schuld<br />
in die Schuhe schieben, son<strong>der</strong>n den institutionellen Rahmen<br />
mitdenken.<br />
Es stelle sich die grundlegende Frage: Was ist ein psychisches<br />
Problem? Mit Gertrude Steins: „Eine Rose ist eine Rose ist eine<br />
Rose." wird das Phänomen <strong>der</strong> fundamentalen Anerkennung des<br />
Seins/<strong>der</strong> Welt angesprochen und diese sei bei Wahnsinnigen oft<br />
nicht gegeben aufgrund einer Erschütterung des Basisvertrauens. Ist<br />
Wahn an sich dennoch objektiv begründbar? Ist er beantwortbar? Es<br />
gebe heute eine Tendenz, faktisch die gesellschaftlichen Verhältnisse<br />
gesund zu schweigen. Allerdings sei auch die Begrenztheit <strong>der</strong><br />
Wirkungsmöglichkeit psychoanalytischer Tätigkeit zu sehen.<br />
Diskussion<br />
Hier ergab sich, dass die Frage nach Wohlbefinden mit <strong>der</strong> Debatte