Steiermarkwein Ausgabe 11 - Winter 2011

Die Weinberge sind abgeerntet,
der Waldboden hält sich bedeckt,
es riecht nach feuchten Blättern, zarte
Nebelschichten legen sich über die
Landschaft – die Natur hat im Reigen
der Jahreszeiten scheinbar ihr Werk
vollbracht. Doch das täuscht. Im italienischen
Piemont und dem slowenischen
sowie kroatischen Istrien gibt
die Erde von Oktober bis Dezember ihr
Verborgenstes preis: Die „tuber magnatum
pico“, der lateinische Name für
die weiße Trüffel oder „Tartufo bianco“
wie sie im italienischen heißt. Das betörende
Aroma dieser heiß begehrten
Knolle gibt zu dieser Zeit wochenlang
den kulinarischen Oberton an
und macht so manche Feinschmecker
süchtig. Viele von ihnen pilgern dann
in die Heimat der Trüffel, um der Königin
unter den Pilzen ganz nah zu sein.
So auch Arnold Melcher aus Gamlitz,
der seit vielen Jahren nach Nova vas in
die Grenzregion Sloweniens zu Kroatien
reist, um hier seine alten Bekannten
zur Trüffelsuche zu treffen. Die Knolle
wächst unterirdisch an den Wurzeln
von Eichen, Hainbuchen und Weiden,
von Pappeln und Linden, aber auch an
Haselnussbäumen. Der südsteirische
Winzer hat längst das Vertrauen von
Trüffelsuchern wie Hilarij gewonnen,
der bei seinen nächtlichen bzw. frühmorgendlichen
Streifzügen mit seinen
Trüffelsuchhunden Nero und Pinky
normalerweise keine Menschensee-
le dabei haben will. „Die Trüffelsuche
ist eine geheimnissvolle Disziplin für
Hund und Herrl, denn beim Anblick eines
Fremden stellen die Hunde das Suchen
und Scharren nach Trüffeln sofort
ein“, so Arnold Melcher. Das Gebiet um
Nova vas gibt reichlich Trüffel frei. „Wer
ein Prachtexemplar findet wird wie ein
Held gefeiert“, sagt Melcher und weiter.
„Das intensive Aroma einer Trüffel gibt
meist nur einfachen Gerichten den gewissen
Kick. Mir schmeckt eine Trüffel
am besten auf einem ganz gewöhnlichen
Rührei.“ In Nova vas hat sich das
Ehepaar Oriella und Morena Medos
mit ihrer Gostilna-Trattoria „Na Burji“
neben Fischgerichten auf solche mit
Trüffeln spezialisiert. So raspelt man
dort – im Gegensatz zum Hobeln in
Italien – die Trüffel über handgemachte
feine Bandnudeln oder Pasta mit Ei.
„Das Raspeln gibt die Aromen besser
frei. Zudem haben sich die verschiedenen
Gerichte dem intensiven Aroma
der Knolle unterzuordnen“, weiß auch
Arnold Melcher.
Trüffelsuche in Gamlitz
Vor rund 12 Jahren pflanzte der umtriebige
Schlossherr rund um sein Anwesen
in Gamlitz mit seinen slowenischen
Freunden etliche Haselnussbäume aus
deren Heimat, die mit Trüffelsporen
kontaminiert waren. Im Herbst dieses
Jahres freute sich Arnold Melcher
wieder einmal über den Gegenbesuch
Oriella und Morena Medos mit Tochter
Meta (links) haben sich in ihrer Gostilna
„Na Burji“ nahe Koper nicht nur auf Fisch
spezialisiert, von Oktober bis Dezember
werden dort auch Trüffelgerichte zubereitet.
Ab und an gibt es als Weinbegleitung
edle steirische Tropfen von Arnold Melcher.
seiner slowenischen Freunde wie Oriella
und Morena mit Tochter Meta von
der Gostilna „Na Burji“, mit dabei auch
der ehemalige Tourismusdirektor von
Portoroz Ivan Silic und dessen Frau
Diana sowie der Trüffelsucher Hilarij
mit seinen beiden Hunden. Mit den
zwei Superspürnasen ging es nach
einer Akklimatisierungsphase in den
angrenzenden Schlosswald. Der Vorstehhund
Pinky schien der trainiertere
Trüffelsucher zu sein, schnüffelte, hielt
kurz inne und ief dann wieder weiter.
Manchmal im Kreis, dann wieder den
Hang hinauf und hinunter. Plötzlich,
Pinky begann zu scharren und Hilarij
drückte den Hund sanft von der Stelle.
Diesem sind Trüffel so was von egal, er
interessiert sich nur für das Leckerli, ein
Hundekeks, das sein Herrchen in der
Tasche hat und ihm bei erfolgreicher
Suche als Belohnung gibt. Hilarij fegte
das Laub beiseite und grub versiert
mit einem schmalen Spaten in die Erde
und holte eine kleine weiße Trüffel hervor.
Die weitere Suche der Hunde war
noch zweimal erfolgreich, die Ausbeute
klein aber fein.
Gostilna Na Burji
Tel. +386 5 672 60 42
Nova vas 57, 6333 Secovlje, Slowenien
(nur gegen Voranmeldung)
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