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Die Initiative zur Gründung einer neuen<br />
sektischen Ortsgruppe kam nicht<br />
nur aus dem Kreis der Sympathisanten,<br />
die größtenteils aus der Landwirtschaft<br />
stammten. Die Idee, irgendwo eine Kirche<br />
zu bauen, geht oft auf Einzelpersonen<br />
zurück, die sich von einer höheren<br />
Macht dazu berufen fühlen. Über den<br />
Kirchenbau in Heiligengeist ist überliefert:<br />
„So machte es ein Schneider von<br />
Leutschach, der auf dem Felsen des<br />
Dorfes Heiligengeist Schranken errichtete,<br />
an denen er angezündete Kerzen<br />
befestigte, der das Volk herbeirief, als<br />
seien es wunderbare Lichter, und es<br />
überredete, dass sie dort eine Kirche<br />
bauen möchten. Wenn sie die Kirche<br />
nicht bauten, kämen Hagel, Stürme<br />
über sie und würden die Ernten verwüsten<br />
und anderes Unheil zu erwarten<br />
sei.“<br />
Nicht immer beginnt das spirituelle<br />
Leben einer neuen Filiale mit dem<br />
Kirchenbau, manchmal genügt eine<br />
Waldlichtung, für das samstägliche Zusammentreffen.<br />
Es kann mehrere Jahre<br />
dauern, bis die Bausumme zusammengebettelt<br />
ist, wie aus den Gesuchen<br />
einzelner Springergemeinden um Einweihung<br />
ihrer mittlerweile errichteten<br />
Kirchen hervorgeht.<br />
Die Springerkirche bei Leutschach<br />
Sie stand auf dem sehr steilen und spitzen<br />
Osterberg, dessen Bezeichnung<br />
sich vom slowenischen ojster vrh, d. h.<br />
„scharfer Gipfel“ ableitet. Die fast 940<br />
Meter hohe Bergspitze war der ideale<br />
Ort für eine Sektenkirche: Weit vom<br />
Schuss, schwer erreichbar, in einer romantischen<br />
Lichtung mit herrlicher<br />
Fernsicht gelegen, von neugierigen Blicken<br />
geschützt, eine romantische Oase<br />
für Mystiker. Diesen Platz entdeckte<br />
ein Leutschacher Schneider und baute<br />
dort mit Gleichgesinnten eine Kirche.<br />
Die gemauerte Springerkirche brannte<br />
die Gegenformationskommission<br />
im Februar 1600 nieder. Einige Jahre<br />
später stand an diesem Ort eine katholische<br />
Kapelle, wahrscheinlich mit dem<br />
Bild des Heiligen Geistes.<br />
Die Springerkirche auf der Soboth<br />
In der Soboth sind die Umtriebe der<br />
Sekte am Ende des 16. Jahrhunderts<br />
und zu Beginn des 17. Jahrhunderts<br />
noch nachweisbar. Hier baute die<br />
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Sekte mit Hilfe der Landbevölkerung<br />
ein Kirchlein auf einem hohen Berg<br />
an einem abgelegenen Ort im Wald<br />
mit herrlicher Aussicht ins Drautal, an<br />
der Grenze zwischen Steiermark und<br />
Kärnten. Auch diese Kirche jagte die<br />
katholische Reformkommission in die<br />
Luft. Der genaue Standort geht aus<br />
den Quellen nicht hervor, wäre aber zu<br />
eruieren: Man suche nach einer Kapelle<br />
im Grenzgebiet zwischen Kärnten<br />
und Steiermark, mit Sicht auf die Drau.<br />
Vielleicht die Urbani-Kapelle?<br />
Die Springerkirche von St. Leonhard<br />
In St. Leonhard in den Windischen Büheln<br />
(Lenart) sind um 1600 die Springer<br />
bereits auf einige tausend Leute<br />
angewachsen. 1599 beginnen sie eine<br />
Kapelle aus Brettern zu errichten, die<br />
von ihnen „Heiliges Grab“ genannt<br />
wird. Die Grabeskapelle stand etwas<br />
außerhalb von St. Leonhard in Radach.<br />
Von nah und fern strömen die Winzer<br />
und slowenischen Weinbauern zu dieser<br />
Kultstätte. Die letzte Kapelle ließen<br />
die Behörden 1625 zerstören.<br />
Die Springerkirche bei Ehrenhausen<br />
Am Platsch bei Ehrenhausen befand<br />
sich ebenfalls eine Springerkirche,<br />
erbaut aus einfachsten Materialien,<br />
wie Reisig, Stauden und Pfosten, die<br />
der Nachwelt im Boden keine Spuren<br />
hinterließen. Hinweise geben nur die<br />
Kapelle von Zieregg und ein Steinkreuz<br />
mit der Jahreszahl 1641 sowie<br />
ein danebenliegendes Kellergewölbe,<br />
versehen mit einem Wappen, das die<br />
Jahreszahl 1631 trägt. Die ausgezeichnete<br />
Fernsicht in Richtung Süden zeigt<br />
unter anderem Heiligengeist. In der<br />
Kapelle von Zieregg hängt ein Bild, das<br />
ein dankbarer Gläubiger „Ex voto“ für<br />
eine erfolgte Krankenheilung der Gottesmutter<br />
stiftete. Die Vermutung, die<br />
Kapelle Zieregg könnte der Nachfolgebau<br />
einer ehemaligen Springerkirche<br />
sein, wird durch die Baugeschichte des<br />
Objektes gestützt.<br />
Das unglückliche Ende<br />
Bis zum Jahre 1600 hatten die Springer<br />
einen bedeutenden Zuwachs erhalten,<br />
die Mehrheit der Bevölkerung war allerdings<br />
protestantisch. Die Katholiken<br />
stellten nur mehr ein kleines Häuflein<br />
dar, deren Geistliche sich dem Familienleben<br />
widmeten oder sich mit dem<br />
Die Vermutung,<br />
die Kapelle Zieregg<br />
könnte der Nachfolgebau<br />
einer ehemaligen<br />
Springerkirche<br />
sein, wird durch die<br />
Baugeschichte des<br />
Objektes gestützt.<br />
eigenen Weingarten beschäftigten.<br />
Die Visitation der Kirche Gamlitz durch<br />
den Pfarrer von Leibnitz, Anton Avancinus,<br />
im Jahre 1614 brachte folgendes<br />
Ergebnis: Die Kirche in Gamlitz ist<br />
feucht, der Kirchenornat im schlechten<br />
Zustand, eine Kapelle auf dem Friedhofe<br />
entweiht, denn die gewesenen<br />
Pfarrer hatten sie zu einer „Fleisch- und<br />
Speckkammer gebraucht“.<br />
Gescheiterter Versuch<br />
Die noch immer sehr mächtige Amtskirche<br />
hatte sich auf ihrem Schloss<br />
Seggauberg eingeigelt und wartete<br />
auf das Signal zum Losschlagen gegen<br />
Protestanten und andere Ketzer.<br />
Im Jänner 1600 war Schluss mit lustig,<br />
es begann eine gewaltige Razzia, bekannt<br />
als Gegenreformation, in deren<br />
Verlauf die Springerkirche bei Leutschach<br />
in Flammen aufging. Der Rest<br />
erlitt dasselbe Schicksal. Als Bischof<br />
Martin Brenner am 14. Oktober 1616<br />
im Retzhof starb, befanden sich die<br />
Springer bereits im Untergrund oder<br />
auf der Flucht vor ihren Häschern. Mit<br />
seinem Vorhaben, den Weingenuss in<br />
der Steiermark durch die Vertreibung