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der Springer auszurotten, scheiterte<br />
der Metzgerssohn Brenner aus dem<br />
Allgäu allerdings.<br />
Ein letzter Versuch<br />
Bald nach dem Tod von Bischof Brenner<br />
wagten sich einige Springer wieder an<br />
die Öffentlichkeit. Die Kirche bei St. Leonhard<br />
in den Windischen Büheln, die<br />
nur aus Brettern und Reisig bestand,<br />
bauten die Menschen immer wieder<br />
– entgegen dem Befehl der Landesregierung<br />
– auf. Vergeblich wandte die<br />
Springergemeinde in mehreren Bittgesuchen<br />
sich an den Landesherrn, sowie<br />
an den neuen Bischof von Seckau, ja<br />
sogar an den Papst, ihnen ein eigenes<br />
Kirchlein zu gestatten, aber alle Mühe<br />
war vergeblich. Auch der Pfarrer von<br />
St. Leonhard, Peter Miloschiz, der den<br />
Springern den Wiederaufbau ihrer<br />
Kirche erlaubte (es hieß gegen Geld),<br />
wurde eingesperrt, aber gleich wieder<br />
freigelassen, nachdem er versprochen<br />
hatte, die Sekte zu bekämpfen und ihre<br />
Kirche zu vernichten. Im Untergrund<br />
bestand die Sekte fort. 1622 wagten<br />
es die Springer die Kirche in Radoch<br />
neu zu errichten, doch ein strenger<br />
Befehl Kaiser Ferdinands II. führte im<br />
Jahre 1625 zur neuerlichen Zerstörung<br />
des Baues. Von da ab verlieren sich die<br />
Spuren der Springer im steirischen<br />
Weinland. An jenen Stellen, wo einst<br />
die Kirchlein der Springer standen, veranlasste<br />
die Amtskirche Ersatzbauten,<br />
weil die slowenische Bevölkerung diese<br />
Plätze noch weiterhin aufsuchte, um<br />
das Andenken, an jene zu pflegen, die<br />
ihnen in Notfällen zur Seite standen.<br />
Eine Spurensuche<br />
Als die Springer einst aus dem österreichischen<br />
Küstenland abwanderten,<br />
verschwanden sie wohl auch aus unserer<br />
Gegend, um woanders ihr Treiben<br />
fortzusetzen. In dem Büchlein „Admont<br />
und das Gesäuse in der Sage“ fand ich<br />
Berichte, die ebenfalls auf ähnliche Ereignisse<br />
hinweisen.<br />
Die orgiastischen Tänze, wie sie die<br />
Springer ausführten, finden sich schon<br />
bei den Dionysosfesten der alten Hellenen<br />
und sind im 20. Jahrhundert bei<br />
den „Ghost dancers“ am amerikanischen<br />
Kontinent festzustellen. Ebenso<br />
bei den seit 1760 nachgewiesenen<br />
„Jumpers“ (Springer) in Wales, die sich<br />
in eine Trance tanzen und dann zu bellen<br />
beginnen, weshalb man sie auch<br />
„barkers“ nennt. In Telfs in Tirol war bei<br />
dem Dienste der heiligen Kümmernis<br />
noch im Jahre 1820 ein so wilder Tanz<br />
üblich, dass der dortige Pfarrer das Bild<br />
dieser Heiligen verbrennen ließ.<br />
Im Gebiet von Leutschach blieb die<br />
Erinnerung an das Wirken der Springer,<br />
besonders an ihren Gründer, dem<br />
Schneider, lebendig. Manche zählen<br />
die Springer zu den Wiedertäufern, was<br />
falsch ist. Dort, wo einst die Versammlungen<br />
der Sekte stattfanden, erhielt<br />
die Gegend den Flurnamen „Schneiderleitn“,<br />
den die Einheimischen noch<br />
1950 zuordnen konnten. Die Springersekte<br />
war eine Bewegung, die einen<br />
volkskundlich und religionsgeschichtlich<br />
interessanten Kult praktizierte, der<br />
sich in den nächsten Jahrhunderten<br />
weit verbreiten sollte und leider nicht<br />
wissenschaftlich erforscht ist.<br />
Von der früheren Existenz der Springer<br />
profitieren noch heute „Sagenforscher“,<br />
welche die in der Bevölkerung<br />
noch fragmentarisch vorhandenen Legenden<br />
aus dieser Zeit, die sich in den<br />
letzten vierhundert Jahren mit allem<br />
Möglichen und Unmöglichen anreicherten,<br />
kolportieren. Schwurmessen,<br />
Teufelssagen, Erzählungen von Geistlichen<br />
mit telepathischen Fähigkeiten<br />
sowie die Verwertung von rothaarigen<br />
Frauen zu pharmazeutischen Produkten,<br />
haben ihre Wurzeln in den Erinnerungen<br />
an die Springer.<br />
Quellen:<br />
Die Etrusker beginnen zu sprechen. Zacharie<br />
Mayanie, 1962.<br />
Fürstbischof Martin Brenner von Dr. Leopold<br />
Schuster 1898.<br />
Visitationsbericht vom August 1614.<br />
Aquilinius Julius Cäsar berichtet 1773 in seiner<br />
„Beschreibung des Herzogtums Steyermark“.<br />
Staats- und Kirchengeschichte des Herzogtums<br />
Steyermark, 1788.<br />
Geschichte des Protestantismus in der Steiermark,<br />
1859.<br />
P. Wichner, über einige Urbare aus dem 14. und<br />
15. Jahrhundert im Admonter Archive.<br />
Alpenländische Monatshefte, Schulverein Südmark,<br />
vom März 1928.<br />
Allgemeine Wein-Zeitung Nr. 1087/1904 vom<br />
27. Oktober 1904.<br />
Prophetismus und Heilserwartung, Guglielmo<br />
Guariglia, 1959.<br />
U. B. Uni. Graz.<br />
Wikipedia.<br />
Josef Andreas Janisch, topographisch-statistisches<br />
Lexikon von Steiermark, Graz 1878.<br />
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