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Steiermarkwein Ausgabe 11 - Winter 2011

Winter 2011 Rotwein

Winter 2011
Rotwein

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Unser Weinsteirer Holger<br />

Moderne versus Tradition lässt herzlichst grüßen<br />

Holger Massner schwelgt wieder in<br />

Erinnerungen und öffnet Archivweine<br />

Wie in dieser <strong>Ausgabe</strong> von steiermarkwein<br />

so treffend dargestellt,<br />

ändert sich mit dem Produkt „Wein“<br />

auch die Architektur die zur Produktion<br />

dieses Genussmittels führt.<br />

Vor tausenden von Jahren haben<br />

die Römer einfach Amphoren in<br />

den Boden eingegraben. Später<br />

haben Erdlöcher zur Lagerung gedient<br />

und wieder später wurden<br />

Gewölbe gebaut, die hauptsächlich<br />

zur Klimatisierung gedient haben.<br />

Diese wurden dann zur allgemeinen<br />

Weinseligkeit und zum Innbegriff<br />

von Gemütlichkeit, Tradition<br />

und Ursprünglichkeit. Die Verhansmoserisierung<br />

hatte eingesetzt.<br />

Und wieder später – wir befinden<br />

uns in der Zeit kurz vor dem<br />

Weinskandal (jüngere Weinbeißer<br />

werden sich wohl nicht mehr daran<br />

erinnern, steirische wohl gar nicht)<br />

– wurde aus einer schimmligen,<br />

stinkingen Kellerkatze (Anm.: ist ein<br />

Schimmelpilz, der sich in Kellern<br />

mit mindestens 85 Prozent Luftfeuchtigkeit<br />

bildet. Das Mycel ist<br />

am Anfang weiß, später schwarz)<br />

plötzlich, wie aus dem Nichts, eine<br />

Architektur geboren, die uns sagen<br />

soll: Wein ist Kultur und nicht nur<br />

Alkohol.<br />

Es gibt dafür viele Beispiele und<br />

genausoviele Bewunderer, wie<br />

Ablehner dieser modernen Architektur.<br />

Im Wesentlichen spitzt sich<br />

die Frage darauf zu, ob der Tisch<br />

unter dem Nussbaum, das Fass<br />

98<br />

im Keller nicht viel „echter“ sei, als<br />

der Schauraum im klimatisierten<br />

Genussraum. Ob die Begegnung<br />

Kultur, Wein, Genuss, Tradition so<br />

überhaupt noch möglich sei. Meine<br />

Meinung dazu ist, dass die Überwindung<br />

des Skandals und die Positionierung<br />

des österreichischen<br />

Weins, so wie er heute ist und international<br />

wahrgenommen wird,<br />

Hand in Hand mit den modernen<br />

Kellern in Burgenland, Niederösterreich<br />

und natürlich der Steiermark<br />

geht. Aber worum geht es letztendlich?<br />

Natürlich um die Gesamtkonzeption<br />

„Wein“ und all sein Essentielles.<br />

Von der Rebe zum Produkt.<br />

Von der Kultur ihn zu geniessen.<br />

Von der Liebe zum Wein. All das Zusammen<br />

ist Wein Tradition. Dabei<br />

geht es nicht um Momente in der<br />

Zeit, um Zeitgeistigkeit oder Moden,<br />

sondern um Tradition im Sinne<br />

Gustav Mahlers, der zum Thema<br />

Tradition anmerkte: Tradition ist die<br />

Weitergabe des Feuers und nicht<br />

die Anbetung der Asche.<br />

Also sehen wir doch in der modernen<br />

Weinarchitektur bitte das Feuer<br />

und nicht das Brennmaterial. In<br />

diesem Sinne sind wir damit Teil<br />

der Tradition und nicht statt der<br />

Tradition.<br />

Joachim Schnedlitz<br />

Vorstand Boom Software AG<br />

ein steirisches Softwarehaus<br />

www.boomsoftware.com<br />

Sauvignon Blanc Ratscher Nussberg<br />

1994 Weingut Gross 12,5 vol % Alk.<br />

Blonde bis mittelgelbe Farbe, in der<br />

Nase überwiegend reife Noten, am<br />

Gaumen Mandarine und Dörrobst;<br />

Udo Jürgens kommt mir mit leichter<br />

Abwandlung in den Sinn: „17 Jahr‘,<br />

blondes Haar, so stand er vor mir, 17<br />

Jahr‘, blondes Haar, wie find‘ ich zu<br />

dir!?“ Blumig, frisch, leichtfüßig, von<br />

der Lage geprägte Kräuterkomponenten,<br />

weiterhin Potential besitzend, ein<br />

graziler und juveniler Sauvignon!<br />

Pinot Gris Gola 1992 Magnum<br />

Weingut Wohlmuth 12,0 vol % Alk.<br />

Mittleres Hellgelb, würzige Burgunder-Nase,<br />

jung und rund, füllig und<br />

cremig, die Weihnachtszeit einstimmend,<br />

trotz seines barocken Körpers<br />

recht beschwingt, eine salzige Mineralität<br />

bestimmt den Gaumen, enorme<br />

Substanz, finessen- und genussreich,<br />

ein Prachtstück aus einem heißen<br />

Jahr, das auch in der Zukunft seine<br />

vom Schiefer geprägte Nacktheit nicht<br />

verbergen wird können!<br />

Riesling Hochgraßnitzberg 1990<br />

Reinhold Polz & Söhne 12 vol. % Alk.<br />

Gelb mit starkem Grünschimmer;<br />

dezentes Petrol, dahinter kommt eine<br />

geballte Ladung Steinfrucht, mit Luft<br />

grüner Tee und Kletzenbrot, aber auch<br />

florale Noten; ein explosives Frischeerlebnis<br />

am Gaumen durch eine kernige<br />

sortentypische Säure; ein sehr geradliniger,<br />

knackiger steirischer Riesling<br />

ohne Botrytis, der nach 20 Jahren am<br />

Beginn seiner 2. Karriere steht. Eine<br />

Lektion in Sache Reife!

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