Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...
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ZUR BERÜCKSICHTIGUNG DES GENETISCHEN POTENZIALS VON SCHWARZ-ERLE ...<br />
nosa hinzuweisen. Als spontaner Bastard kommt<br />
z. B. A. incana x A. <strong>glutinosa</strong> = A. x hybrida BRAUN<br />
et REICHENB. (syn: A. x pubescens TAUSCH.)<br />
nahezu im gesamten Gebiet der gemeinsamen<br />
Verbreitung beider Arten vor. <strong>Die</strong> Merkmale sind<br />
intermediär und es entstehen keimfähige Samen.<br />
Bei Nachkommen der reziproken Kreuzung ist die<br />
Fertilität deutlich geringer, bis hin zur Sterilität. Der<br />
Bastard A. cordata x A. <strong>glutinosa</strong> = A. x elliptica<br />
REQUIEN hat einen sehr regelmäßig gezähnten<br />
Blattrand und zeigt nur sehr selten eine schwache<br />
Lappenbildung. Der Bastard A. <strong>glutinosa</strong> x A. rugosa<br />
= A. x silesiaca FICK. wurde in Schlesien,<br />
Brandenburg und Böhmen gefunden. <strong>Die</strong> Fruchtschuppen<br />
sind zugespitzt und ähneln denen von<br />
A. rugosa SPENGEL (CALLIER, 1918). Aus gelenkten<br />
Kreuzungen entstanden auch die Hybriden<br />
A. rubra x A. <strong>glutinosa</strong> und A. <strong>glutinosa</strong> x A. hirsuta<br />
(WEISS, 1963).<br />
Aus genetischer Sicht ist die Erhaltung stabiler<br />
<strong>Erle</strong>nwälder zum einen an die genetische Vielfalt<br />
und zum anderen an die Herkunft des Bestandes<br />
bzw. des Ausgangsmaterials gebunden.<br />
Zur Bedeutung der<br />
genetischen Herkunft<br />
Wie auch bei anderen Baumarten hängt die<br />
Qualität und Stabilität des Bestandes neben den<br />
standörtlichen Bedingungen und der Bestandesbehandlung<br />
in entscheidendem Maße von den genetischen<br />
Anlagen des verwendeten Vermehrungsgutes<br />
ab. <strong>Die</strong> Bedeutung der Herkunftsfrage wurde<br />
insbesondere durch BANSI (1924) herausgearbeitet,<br />
indem er nachwies, dass das klassische „<strong>Erle</strong>nsterben“<br />
im Memelgebiet erst eintrat, nachdem man<br />
dazu überging, <strong>Erle</strong>n unbekannter Herkunft bzw.<br />
von Saatgutbeständen belgischer Lokalpopulationen<br />
anzubauen.<br />
Ebenso unterliegt die Fähigkeit zum Lufttransport<br />
in die Wurzeln über gasgefüllte Anteile des<br />
Xylems (siehe Kapitel „<strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong>n-Bestände zur<br />
Gewinnung von Vermehrungsgut“) einer genetisch<br />
fixierten intraspezifischen Variabilität. LIEFE (1990,<br />
zit. in WÖTZEL, 1997) konnte bei einem Vergleich<br />
von <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong>n unterschiedlicher Provenienzen<br />
nachweisen, dass Bäume aus Bruchwaldstandorten,<br />
auch bei der Anzucht außerhalb ihres ursprünglichen<br />
Standorts, eine geringere Rohdichte<br />
der Wurzeln und einen höheren Luftanteil im Xylem<br />
aufweisen als <strong>Erle</strong>n trockener Standorte. SCHMIDT-<br />
VOIGT (1971) bestätigte herkunftsbedingte Unterschiede<br />
in der Ausprägung des Wurzelsystems.<br />
In mehreren Veröffentlichungen wird auf den<br />
Zusammenhang zwischen früher und übermäßiger<br />
Fruktifikation sowie Kurzlebigkeit beim Anbau westeuropäischer<br />
Herkünfte verwiesen, die durch den<br />
Saatguthandel mit nach Deutschland gebracht<br />
wurden (RUETZ et al., 2000; RUBNER, 1955;<br />
WEISS, 1965). Bei den daraus gezogenen Nachkommen<br />
wurde in den ersten Jahren ein rasches<br />
Höhenwachstum beobachtet, welches nachlässt<br />
und im Alter zwischen 12–20 Jahren zum Absterben<br />
führt. Vielfach gibt es eine Entwicklung zu<br />
breitkronigen Büschen mit krummen Schaftformen.<br />
Das Material stammte auch hier nachweislich aus<br />
Belgien, wo es von Stockausschlägen und Hekken<br />
geerntet und verkauft wurde (MÜNCH, 1936).<br />
Mit der Charakterisierung von „Klimatypen“ wurde<br />
die wissenschaftliche Grundlage für die Ausweisung<br />
von Herkunftsgebieten für die <strong>Schwarz</strong>-<br />
<strong>Erle</strong> geschaffen (SVOBODA, 1957).<br />
Das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist<br />
aufgrund unterschiedlicher natürlicher Klima- und<br />
Standortsverhältnisse in verschiedene Herkunftsgebiete<br />
eingeteilt, die auf den ökologischen Grundeinheiten<br />
basieren. Einen Überblick über die für die<br />
Baumart <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong> gültigen Herkunftsgebiete<br />
geben die Abbildung 1 sowie die Tabelle 1.<br />
Auf der Grundlage dieser Herkunftsgebiete wurden<br />
von den einzelnen Bundesländern Herkunftsempfehlungen<br />
herausgegeben. <strong>Die</strong> nachfolgende<br />
Darstellung zeigt die Herkunftsgebiete der <strong>Schwarz</strong>-<br />
<strong>Erle</strong>, die für das Bundesland Brandenburg empfohlen<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Beachtung der Herkunftsfrage ist jedoch<br />
nicht nur für die künstliche Neubegründung von<br />
<strong>Erle</strong>nbeständen bedeutsam, sondern sollte auch<br />
bei der Bewertung der Naturverjüngungswürdigkeit<br />
eines Bestandes ein entscheidendes Kriterium<br />
sein. Von der natürlichen Verjüngung eines Bestandes<br />
zweifelhafter Herkunft sollte Abstand genommen<br />
werden und der künstlichen Neubegründung<br />
mit Material bekannter genetischer Qualität (Vielfalt<br />
und Herkunft) der Vorrang eingeräumt werden.<br />
<strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong>n-Bestände zur<br />
Gewinnung von<br />
Vermehrungsgut<br />
Um das Risiko, Bestände mit unangepassten<br />
Herkünften zu pflanzen, so gering wie möglich zu