24.10.2012 Aufrufe

Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

60<br />

Gefährdung der <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong> (<strong>Alnus</strong> <strong>glutinosa</strong> [L.]<br />

<strong>GAERTN</strong>.) durch mikrobielle Pathogene<br />

<strong>Erle</strong>n-Phytophthora<br />

Durch das Auftreten der <strong>Erle</strong>n-Phytophthora<br />

(Phytophthora-Wurzelhalsfäule) ist die <strong>Schwarz</strong>-<br />

<strong>Erle</strong> in den vergangenen Jahren zunehmend in das<br />

Blickfeld der forstlichen Phytopathologie gerückt,<br />

vgl. HARTMANN (1995), WERRES (1998, 2000),<br />

JUNG et al. (2000), JUNG und BLASCHKE (2001),<br />

CECH (2002), SCHUMACHER (2002 a, b). Zweifellos<br />

stellt diese neuartige Krankheit in Europa gegenwärtig<br />

die größte Gefahr für die <strong>Erle</strong> dar. Gleichwohl<br />

wird bei näherer Betrachtung des potenziellen<br />

Erregerspektrums deutlich, dass die Gattung <strong>Alnus</strong><br />

von einer Vielzahl weiterer mikrobieller Pathogene<br />

attackiert wird.<br />

Phytophthora-Arten als<br />

Krankheitserreger<br />

Man kennt heute ca. 60 Phytophthora-Arten. Sie<br />

sind vorwiegend durch eine parasitische Lebensweise<br />

gekennzeichnet. Dementsprechend ist ihre<br />

Fähigkeit, totes Pflanzengewebe zu besiedeln, nur<br />

schwach ausgeprägt. Einige Vertreter können<br />

schwerwiegende Schäden an Kulturpflanzen hervorrufen.<br />

In der Land- und Forstwirtschaft sowie im<br />

Garten- und Zierpflanzenbau sind bestimmte Arten<br />

seit langem als Erreger bedeutungsvoller Keimlings-,<br />

Blatt-, Stamm-, Frucht-, Rinden- und Wurzelkrankheiten<br />

bekannt. In den Forstbaumschulen tritt bei<br />

anhaltend feuchter Frühjahrswitterung regelmäßig<br />

die gefürchtete Buchenkeimlingsfäule auf (Erreger:<br />

Phytophthora cactorum).<br />

von Dr. Paul Heydeck, Landesforstanstalt Eberswalde<br />

Ursprung der <strong>Erle</strong>n-Phytophthora,<br />

Verbreitung, Wirtsspektrum und<br />

Infektion<br />

Seit einigen Jahren kommt in Europa an <strong>Schwarz</strong>-<br />

<strong>Erle</strong> ein Krankheitsbild vor, welches nicht mit dem<br />

bekannten „klassischen“ <strong>Erle</strong>nsterben übereinstimmt.<br />

Als Erreger dieser neuartigen Erkrankung<br />

wurden pilzähnliche Organismen aus der Gattung<br />

Phytophthora erkannt (die nächsten Verwandten<br />

finden sich bei den Kiesel- und Goldalgen). Neuere<br />

Forschungsergebnisse belegen, dass die <strong>Erle</strong>n-<br />

Phytophthora erst in jüngster Zeit (rezent) durch<br />

Hybridisation in der freien Natur entstanden ist<br />

(Kreuzungsprodukt). Als Ausgangsarten werden P.<br />

cambivora und eine mit P. fragariae verwandte Sippe<br />

angenommen, vgl. BRASIER et al. (1995, 1999).<br />

Vor 1990 war die Krankheit weltweit unbekannt.<br />

Der erste sichere Nachweis des Erregers stammt<br />

aus Großbritannien (Südengland), wo im Jahr 1993<br />

<strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong>n entlang von Flussläufen, aber auch<br />

in flussfernen Aufforstungen erkrankten bzw. abstarben.<br />

In Deutschland wurde die neuartige <strong>Erle</strong>nkrankheit<br />

erstmals im Jahr 1995 festgestellt (Niedersachsen,<br />

Bayern), vgl. HARTMANN (1995),<br />

JUNG et al. (2000). Inzwischen hat sich die <strong>Erle</strong>n-<br />

Phytophthora in zahlreichen Ländern Europas etabliert<br />

(Schweden, Holland, Frankreich, Österreich,<br />

Schweiz etc.); die Ausbreitung nimmt besorgniserregenden<br />

Charakter an. Außereuropäische Vorkommen<br />

sind derzeit nicht bekannt. <strong>Die</strong> neuartige<br />

Krankheit kommt bei uns überwiegend an <strong>Schwarz</strong>-<br />

<strong>Erle</strong> vor. Der Erreger kann aber auch Grau-<strong>Erle</strong><br />

(<strong>Alnus</strong> incana), Italienische <strong>Erle</strong> (<strong>Alnus</strong> cordata)<br />

und Grün-<strong>Erle</strong> (<strong>Alnus</strong> viridis) infizieren. Betroffen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!