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Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

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Netto-CO 2 -Flüsse in <strong>Erle</strong>nbruchwaldökosystemen<br />

und CO 2 -C-<br />

Akkumulation im Torfkörper<br />

Im Gegensatz zu allen anderen Waldökosystemen<br />

(CRILL et al. 2000, HOFMANN et al. 2002)<br />

werden vor allem <strong>Erle</strong>nbruchwälder auf entwässerten<br />

Mooren nicht als C-Senke angesehen (GROS-<br />

SE-BRAUCKMANN 1990, vergleiche dazu auch<br />

Abschnitt „C-Umsetzungsprozesse“, Seite 47).<br />

Schon aus der bislang einzigen, kompletten CO 2 -<br />

C-Systembilanz für einen derartigen Standort lässt<br />

sich aber ableiten, dass sich die Verhältnisse in<br />

der Realität wahrscheinlich wesentlich komplexer<br />

gestalten (Tab. 5, ESCHENBACH et al. 1997).<br />

Ähnlich wie in anderen produktiven Ökosystemen<br />

sind die CO 2 -C-Ein- und -Austräge sehr hoch und<br />

von nahezu gleicher Größe. Überraschenderweise<br />

ergibt sich hieraus für den <strong>Erle</strong>nbruchwald insgesamt<br />

eine positive Netto-CO 2 -C-Bilanz, d. h. er fungiert<br />

als C-Senke, während der Torfkörper anscheinend<br />

als schwache C-Quelle angesehen werden<br />

muss (Tab. 5). Auf letzteren Aspekt wird später eingegangen.<br />

<strong>Die</strong> sehr kleinen Differenzen zwischen<br />

den C-Flüssen und die großen Probleme, die mit<br />

ihrer exakten Erfassung verbunden sind (vergleiche<br />

Abschnitt „Verfahren zur Bestimmung der Spurengasemissionen“,<br />

Seite 50), lassen jedoch die<br />

Bilanzen als sehr unsicher erscheinen. Allein schon<br />

bei der Bodenatmung schwanken die für diesen<br />

Standort ermittelten Werte zwischen 5 t und 17,5 t<br />

ERLENSTANDORTE ALS QUELLE UND SENKE KLIMARELEVANTER SPURENGASE<br />

Tab. 5: Grobbilanzierung der im Ökosystem eines <strong>Erle</strong>nbruchwaldes<br />

ablaufenden C-Tranferprozesse (Uferbereich des Belauer Sees in Ostholstein,<br />

modifiziert nach Eschebach et al. 1997, Angaben in t C pro ha und Jahr)<br />

Bilanzgröße C-Menge<br />

C-Eintrag durch CO2-Assimilation<br />

1. Nettoprimärproduktion (ober- und unterirdisch)<br />

Verbleib des Assimilat-C<br />

2. C-Akkumulation im Holzzuwachs<br />

3. C-Eintrag über Streu (ober- und unterirdisch) in den Boden<br />

(Summe)<br />

C-Austrag durch CO2-Bildung (Atmungsprozesse)<br />

4. Wurzelatmung<br />

5. Atmung Bodenorganismen (Mikroorganismen und Tiere)<br />

(Summe= Bodenatmung)<br />

Netto-C-Ökosystembilanz (Differenz 1–5)<br />

Netto-C-Akkumulation in organischer Bodensubstanz (Differenz 3–5)<br />

8,5<br />

2,5<br />

6,0<br />

(8,5)<br />

8,0 1<br />

6,7 1<br />

(14,7)<br />

1,8 2<br />

-0,7 3<br />

1 aus methodischen Gründen lassen sich beide C-Flüsse nicht direkt messen; daher musste<br />

ihr jeweiliger Umfang durch Zuordnung eines spezifischen Anteils an der unmittelbar<br />

bestimmbaren Bodenatmung abgeschätzt werden<br />

2 aufgrund des positiven Zahlenwertes fungiert das Ökosystem insgesamt als C-Senke<br />

3 aufgrund des negativen Zahlenwertes fungiert das Teilkompartiment als C-Quelle<br />

CO 2 -C*ha -1 *a -1<br />

(ESCHENBACH et al.<br />

1997, DILLY et al.<br />

2000) sowie bei der<br />

Wurzelatmung zwischen<br />

8 und 12,3 t<br />

CO 2 -C*ha -1 *a -1<br />

(ESCHENBACH et.<br />

al. 1997, KUTSCH et<br />

al. 2001).<br />

Ähnlich problematisch<br />

stellt sich die<br />

Situation bei den Torfbzw.C-Akkumulationsraten<br />

dar. Bis vor<br />

kurzem lagen für entwässerte<strong>Erle</strong>nbruchwälder<br />

noch keine Werte<br />

vor. Falls sich die<br />

Standorte ähnlich wie<br />

andere entwässerte<br />

Niedermoore verhielten,<br />

wären durchaus<br />

Netto-C-Verluste zwischen 2,8 bis 6,7 t CO 2 -C*ha -<br />

1 *a -1 im Bereich des Möglichen (MUNDEL 1976,<br />

mit Gaswechselmesstechnik bestimmt). Insofern<br />

ist die tatsächlich gemessene Nettoemissionsrate<br />

von -0,7 t CO 2 -C*ha -1 *a -1 als vergleichsweise niedrig<br />

einzuschätzen (Tab. 5 und ESCHENBACH et<br />

al. 1997). Offenbar wird hier tatsächlich ein Teil des<br />

infolge Torfmineralisierung verlorengegangenen C<br />

durch verstärkten Eintrag von <strong>Erle</strong>nwurzel-C kompensiert<br />

(vergleiche Abschnitt „C-Umsetzungsprozesse“,<br />

Seite 47). Wie Untersuchungen von entwässerten<br />

und bewaldeten finnischen Moorstandorten<br />

zeigen, ist unter bestimmten Umständen (Hemmung<br />

des Wurzelabbaus durch niedrige pH-Werte<br />

bzw. Temperaturen) sogar eine fortgesetzte C-Akkumulation<br />

im Boden möglich (MINKINEN und<br />

LAINE 1996, DOMISCH et al. 1998). Auch bei ungestört<br />

wachsenden Niedermoore lagen bis vor<br />

kurzen nur Angaben für gehölzfreie Standorte vor.<br />

<strong>Die</strong> Netto-CO 2 -Bindungsraten sollen hier im Mittel<br />

bei 0,48 t CO 2 -C*ha -1 *a -1 liegen, mit einer Spannweite<br />

von 0,1 bis 2,1 t CO 2 -C*ha -1 *a -1 (ARMENTANO<br />

und MENGES 1986, CLYMO et al. 1998, TOLONEN<br />

und TURUNEN 1996).<br />

<strong>Die</strong> unlängst erstmals für den Torfkörper ungestörter<br />

<strong>Erle</strong>nbruchwälder ermittelten C-Akkumulationsraten<br />

liegen mit ihrer Spannweite von 0,56 bis 2,2 t<br />

CO 2 -C*ha -1 *a -1 (BARTHELMES (2000) in der gleichen<br />

Größenordnung. Das ist um so erstaunlicher,<br />

weil der Grundwasserstand hier in der Regel viel<br />

niedriger ist als bei anderen ungestörten Niedermooren.<br />

Wie schon weiter oben festgestellt,<br />

scheint aber gerade unter diesen Bedingungen<br />

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