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Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

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42<br />

ZUM PHYSIOLOGISCHEN ANPASSUNGSPOTENZIAL DER SCHWARZ-ERLE ...<br />

fel-Protein, dessen biochemische<br />

energieverbrauchende<br />

(ATP) Funktionsweise gut untersucht<br />

ist (Übersicht z. B.<br />

WEIDE und AURICH, 1979).<br />

Eine besondere Eigenschaft<br />

der Nitrogenase von anaerobisch<br />

lebenden Bakterien ist<br />

ihre Hemmbarkeit durch molekularen<br />

Sauerstoff. Im Knöllchengewebe<br />

müssen daher<br />

besondere Strukturen vorliegen,<br />

die die Nitrogenase vor<br />

hohen Sauerstoff-Parzialdrücken<br />

schützen. <strong>Die</strong>se Aufgabe<br />

erfüllt das Porphyrin-Proteid<br />

Leghämoglobin. Nach aufwändigen<br />

Untersuchungen an<br />

Rhizobien unter Reinkulturbedingungen<br />

im Laboratorium<br />

nimmt man an, dass im Innern<br />

der Bakterienkolonien so sauerstoffarme<br />

Zonen entstehen,<br />

in denen der Sauerstoff-Partialdruck für die Bildung<br />

der Nitrogenase zuträglich ist.<br />

<strong>Die</strong> Stickstofffixierung in den Wurzelknöllchen<br />

der <strong>Erle</strong> ist von vielen äußeren Faktoren abhängig.<br />

So wird die Nitrogenase häufig nur unter Bedingungen<br />

gebildet, unter denen sie benötigt wird, also<br />

in Abwesenheit einer verwertbaren Stickstoffquelle.<br />

Zusätzliche Ammonium-Ionen reprimieren die Synthese<br />

der Nitrogenase. Generell wird die Symbioseleistung<br />

entscheidend von dem N-Gehalt der Bodenlösung<br />

beeinflusst. Hohe Stickstoff-Werte beeinträchtigen<br />

die Bildung von Wurzelhaaren und damit<br />

auch die Voraussetzung zur Entstehung der<br />

Symbiose (Infektion über Wurzelhaare) (DITTERT,<br />

1992; HUSS-DANELL, 1997; KAMMANN und KAP-<br />

PEN, 1996). Dagegen ist die verstärkte Wurzelhaarbildung<br />

unter N-Mangel ein Anpassungsmechanismus<br />

zur Steigerung der Infektion und damit<br />

zur Knöllchenbildung.<br />

Auch wenn die N -Fixierung energetisch aufwän-<br />

2<br />

- diger ist als die einfache Assimilation von NO oder 3<br />

+ gar von NH Ionen, wurden bei Düngungsexperi-<br />

4<br />

menten nahezu gleiche Wachstumsraten bei N - 2<br />

fixierenden und N-versorgten <strong>Erle</strong>n gefunden (ING-<br />

ESTAD, 1981; SELLSTEDT, 1986; SELLSTEDT<br />

und HUSS-DANELL, 1986). Nur in der Anfangsphase<br />

war eine verzögerte Biomasseproduktion bei<br />

den N -fixierenden <strong>Erle</strong>n gegenüber den N-versorg-<br />

2<br />

ten <strong>Erle</strong>n zu beobachten, was die Kosten für die<br />

Knöllchenbildung und -aktivität anzeigt. Letztendlich<br />

war die N-Konzentration in den Geweben der<br />

N-Selbstversorger-<strong>Erle</strong>n höher als die der Kontroll-<br />

Abb. 1: Wurzelzellen werden zur Zellteilung angeregt, so dass unter<br />

Vermittlung von Wuchsstoffen die Knöllchen als Gewebewucherungen<br />

entstehen<br />

<strong>Erle</strong>n. Offenbar kam es zu einer positiven Rückkopplung<br />

zwischen steigender Photosyntheseleistung<br />

(Assimilatlieferung) und verstärktem Knöllchenwachstum<br />

(Stickstofflieferung) im Sinne von<br />

DAWSON und GORDON (1979; vgl. NORBY,<br />

1987).<br />

<strong>Die</strong> N-Konzentration in den Blättern von <strong>Alnus</strong><br />

<strong>glutinosa</strong> wird mit 2,95 % angegeben (LYR et al.,<br />

1992).<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse zeigen, dass sich die <strong>Erle</strong> flexibel<br />

auf das Stickstoffangebot des Bodens einstellen<br />

kann, jedoch am natürlichen Standort auf die<br />

verfügbare Infektion mit Frankia angewiesen ist.<br />

Dass die Wurzelknöllchen der <strong>Erle</strong> das Überleben<br />

auf stickstoffarmen Sanden ermöglichen, war<br />

bereits vor über 100 Jahren bekannt. HILTER (1889)<br />

schrieb: „Besonders anschaulich tritt diese wunderbare<br />

Wirkung der Knöllchen bei den <strong>Erle</strong>n hervor,<br />

wenn man mehrjährige Exemplare, die bis dahin<br />

in stickstoffhaltiger Erde wuchsen, in völlig<br />

stickstofffreien Sand verpflanzt. <strong>Die</strong> mit den<br />

Wurzelknöllchen versehenen Pflanzen gedeihen in<br />

diesem Sande in gleicher weise weiter wie bisher,<br />

ja die Größe und das Grün ihrer Blätter nimmt eher<br />

noch zu; die knöllchenfreien Bäumchen lassen dagegen<br />

nur noch ganz kurze Zeit einen unbedeutenden<br />

Zuwachs erkennen, die wenigen sich noch<br />

entwickelnden Blätter werden immer kleiner und<br />

schon nach wenigen Wochen weisen sie alle Symptome<br />

des Stickstoffhungers auf.“<br />

Umfangreiche Untersuchungen zur Heterogenität<br />

der Knöllchenhäufigkeit unter Freilandbedingun-

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