Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...
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56<br />
ERLENSTANDORTE ALS QUELLE UND SENKE KLIMARELEVANTER SPURENGASE<br />
dem verstärkten Eintrag von <strong>Erle</strong>nwurzel-C eine<br />
überragende Bedeutung für die Torfbildung zuzukommen.<br />
Insgesamt muss aber festgestellt werden, dass<br />
die wenigen konkreten Angaben bei weitem noch<br />
nicht ausreichen, um verallgemeinerungsfähige<br />
Aussagen zur C-Quellen- und Senkenfunktion von<br />
<strong>Erle</strong>nbruchwäldern bzw. der hier stattfindenden Torfakkumulation<br />
machen zu können.<br />
Einschätzung der<br />
Klimarelevanz der<br />
Spurengasemission aus<br />
<strong>Erle</strong>nbrüchen<br />
Ausgehend von der zentralen Bedeutung des<br />
Grundwasserstandes für die Emission aller Spurengase<br />
erschien es sinnvoll, im Hinblick auf die Klimarelevanz<br />
zwischen ungestörten Standorten mit hohem<br />
Grundwasserstand und entwässerten Flächen<br />
zu unterscheiden. Um trotz des Mangels an konkreten<br />
Informationen solche Abschätzungen überhaupt<br />
durchführen zu können, mussten speziell zur<br />
Ermittlung der Netto-CO 2 -Emission naturnaher<br />
<strong>Erle</strong>nbruchwälder passfähige Werte aus der Tabelle<br />
5 mit Angaben von BARTHELMES (2000) kombiniert<br />
werden.<br />
Wie aus den Resultaten hervorgeht, ist unabhängig<br />
vom Grundwasserstand die Spannweite der<br />
klimatischen Relevanz offensichtlich extrem groß<br />
(Tab. 6). Dennoch scheinen die <strong>Erle</strong>nbruchwälder<br />
insgesamt weniger klimawirksam zu sein als vergleichbare,<br />
gehölzfreie Niedermoore (AUGUSTIN<br />
2001). Auch die im Vergleich zur entwässerten<br />
Variante tendenziell wesentlich geringere klimati-<br />
Tab. 6: Gesamtabschätzung der klimatischen Wirksamkeit unterschiedlich<br />
stark entwässerter <strong>Erle</strong>nbruchwälder (exemplarische Beispiele; abgeleitet aus<br />
den in Tabellen 1, 4 und 5 bzw. den im Text angegebenen Emissionsraten)<br />
1<br />
relative Klimawirksamkeit (Treibhauspotenzial) von Spurengasen unter Bezugnahme auf<br />
CO : 1 kg CO -C = 1; 1 kg CH -C = 8,8 ; 1 kg N O-N = 134<br />
2 2 4 2 2<br />
negative Zahlenwerte bedeuten Beitrag zur Verminderung des Treibhauseffektes<br />
3<br />
Schätzwerte aus der Kombination von Angaben aus Tab. 5 mit den Befunden von Barthelmes<br />
(2000), da für diese Standorte noch keine direkt gemessenen Werte vorliegen<br />
sche Relevanz des naturnahen Bruchwaldes lässt<br />
sich nicht übersehen. Hierzu trägt vor allem die auf<br />
den Standorten mit hohen Grundwasserstand (wahrscheinlich)<br />
viel deutlicher ausgeprägte Netto-CO 2 -<br />
Akkumulation bei (siehe oben). Von ähnlicher<br />
Bedeutung ist die Netto-CO 2 -Emission auch auf den<br />
entwässerten Standorten, nur dass sie hier eher<br />
negative Klimaeffekte hervorruft. Der große Rest<br />
der Klimawirkung geht unter diesen Bedingungen<br />
auf die Lachgasemission zurück, bei hohem Grundwasserstand<br />
ist ihr Anteil daran allerdings zu vernachlässigen.<br />
Eine generell sehr untergeordnete<br />
Rolle spielt die Methanfreisetzung (Tab. 6).<br />
Zusammengefasst ergibt sich aus diesen Ausführungen,<br />
dass die <strong>Schwarz</strong>erlenbruchwälder auf<br />
Niedermooren wie eingangs vermutet wohl tatsächlich<br />
wichtige Quellen und Senken für klimarelevante<br />
Spurengase darstellen. Aufgrund der immer noch<br />
sehr großen Wissensdefizite und der extremen<br />
Variabilität der Spurengasemissionen ist es aber<br />
nach wie vor sehr schwierig, z. B. ihre regionale<br />
bzw. globale Klimarelevanz zu bewerten oder die<br />
Erfolgsaussichten von zielgerichteten Maßnahmen<br />
zur deren Minderung (u. a. durch Rücküberstauung<br />
oder Neuetablierung von <strong>Erle</strong>nbeständen) korrekt<br />
einzuschätzen. Als größte Schwachstelle muss<br />
hierbei der Mangel an Informationen zu der im Kontext<br />
besonders wichtigen Netto-CO 2 -Emission angesehen<br />
werden. Speziell zur Behebung dieses<br />
Defizits sind deshalb dringend weitere Untersuchungen<br />
erforderlich. Um die Unsicherheiten bei Abschätzung<br />
der klimatischen Wirksamkeit, die von deren<br />
extremer Variationsbreite ausgehen, einschränken<br />
zu können, dürfte es darüber hinaus sinnvoll sein, die<br />
<strong>Erle</strong>nbruchwälder sorgfältig hinsichtlich ihres „Emissionsverhalten“<br />
zu differenzieren und zu klassifizieren. <strong>Die</strong>s sollte<br />
sowohl auf Grundlage des Grundwasserstandes (bzw.<br />
Wasserstufe) als auch der Vegetationsform bzw. der<br />
pflanzensoziologischen<br />
Assoziation (CLAUS-<br />
NITZER und SUCCOW<br />
2001) erfolgen. Abgesehen<br />
von ihrem starken<br />
Einfluss auf die Gasemissionen<br />
bieten die genannten<br />
Merkmale günstige<br />
Voraussetzungen<br />
zur Ermittlung von<br />
Flächenangaben für die<br />
einzelnen „Emissionstypen“.<br />
Damit wären dann<br />
sämtliche Vorbedindungen<br />
zur Durchführung<br />
präziser Hochrechnungen<br />
auf der regionalen Dimension<br />
gegeben.