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Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

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54<br />

ERLENSTANDORTE ALS QUELLE UND SENKE KLIMARELEVANTER SPURENGASE<br />

für eine intensive Lachgasbildung gegeben. Abgesehen<br />

davon ergeben sich auch aus der Erkenntnis,<br />

dass die anorganischen N-Pools gegenüber<br />

den N-Flüssen unverhältnismäßig klein sind, wie<br />

erhofft wichtige Ansatzpunkte zur Erklärung der<br />

stark schwankenden Raten der Netto-N-Mineralisierung,<br />

Denitrifikation und eventuell auch der<br />

Lachgasbildung.<br />

Denn es lässt sich leicht ermessen, mit welch<br />

dramatischen Auswirkungen schon geringfügige<br />

Veränderungen im Verhältnis der Brutto-N-Flüsse<br />

zueinander für den Umfang des Ammonium- und<br />

des Nitratpools und damit auch für die Vorräte an<br />

Substraten zur N 2 O- und N 2 -Bildung verbunden sein<br />

müssen.<br />

In Übereinstimmung mit diesen Erwartungen<br />

waren die kurzfristigen Lachgasflüsse generell von<br />

einer extrem hohen Variabilität gekennzeichnet. Als<br />

typisches Beispiel hierfür seien diesbezügliche, in<br />

dem <strong>Erle</strong>nbruchwald der Gumnitz bei Müncheberg/<br />

Brandenburg sowie in einem estnischen Grauerlenwald<br />

gewonnenen Befunde angeführt (Abb. 5<br />

und 6, Tab. 4). Infolge dieser Variabilität ließen sich<br />

auch keine klaren Beziehungen zwischen dem im<br />

Frühjahr häufigen, extremen Maximum der Lachgasfreisetzung<br />

und wichtigen Einflussfaktoren wie<br />

der Bodentemperatur, dem Nitratgehalt und dem<br />

Grundwasserstand festzustellen. Drastischster<br />

Ausdruck dessen war die – entgegen allen Erwartungen<br />

– fortgesetzt hohe Lachgasemission auf<br />

dem tief entwässerten Standort bei permanenten<br />

Bodenfrost (Abb. 6). <strong>Die</strong>ses Phänomen, für das<br />

eine zufriedenstellende Erklärung immer noch aussteht,<br />

konnte inzwischen auch andernorts beobachtet<br />

werden (NYKÄINEN et al. 1995, FLESSA<br />

et al. 1997). Erst bei längerfristiger Betrachtung<br />

zeichnet sich, zumindest bei den deutschen<br />

<strong>Schwarz</strong>erlenstandorten, eine starke Abhängigkeit<br />

der Lachgasemission vom Grundwasserstand ab.<br />

Je tiefer die Entwässerung ausfiel, um so höher<br />

waren die Lachgasflüsse (RUSCH et al. 1995,<br />

MOGGE et al. 1998, AUGUSTIN et al. 1998). <strong>Die</strong><br />

Spitzenwerte lagen bei der extrem hohen Flussrate<br />

von 72 kg N 2 O-N*ha -1 *a -1 (BRUMME et al. 1999).<br />

Wie allerdings am Beispiel des estnischen Standortes<br />

zu erkennen ist, stellt der Wasserspiegel<br />

nicht den einzigen, langfristig wirksamen Einflussfaktor<br />

dar. Trotz sehr unterschiedlicher Grundwasserstände<br />

blieben die Lachgasflüsse hier generell<br />

sehr niedrig (Tab. 4). Ursache dessen war wahrscheinlich<br />

die geringe Intensität der internen N-<br />

Umsetzungsprozesse in Verbindung mit einem stark<br />

zuungunsten des Lachgases verschobenen Verhältnis<br />

in der N-Gasbildungsrate. Letztere Vermutung<br />

resultiert aus der Tatsache, dass die N 2 -Emission<br />

mit einer Flussrate von 51,7 kg N 2 -N*ha -1 *a -1 (LOMUS<br />

et al. 2002) ein ähnlich hohes Niveau wie im<br />

<strong>Erle</strong>nbruchwald der Gumnitz erreicht (Tab. 3). Nach<br />

wie vor gibt es keine Informationen über den Umfang<br />

der Lachgasfreisetzung aus <strong>Erle</strong>nbruchwäldern<br />

mit permanent hohen Grundwasserstand. Ausgehend<br />

von den auf anderen überstauten Niedermooren<br />

gesammelten Erfahrungen dürften aber die jährlichen<br />

Emissionsraten gleichfalls kaum den Wert von 0,1<br />

kg N 2 O-N pro ha und Jahr übersteigen (AUGUSTIN<br />

et al. 1998, MERBACH et al. 2001).<br />

Methanemissionen<br />

<strong>Die</strong> kurzfristigen Methanflüsse wiesen eine ähnlich<br />

große Schwankungsbreite wie die Lachgasemission<br />

auf (Abb. 5). Auf veränderte Grundwasserstände<br />

reagierte die Methanemission langfristig<br />

jedoch genau entgegengesetzt zur Lachgasfreisetzung.<br />

<strong>Die</strong> Methanemission ging um so stärker zurück,<br />

je mehr der Grundwasserspiegel abgesenkt<br />

wurde. Zum Teil fungierten tief entwässerte <strong>Erle</strong>nbruchwälder<br />

sogar in Analogie zu anderen, gut<br />

durchlüfteten Böden als Methansenke (Eintrag von<br />

Methan in den Torfkörper, Tab. 4). Allerdings kann<br />

die Methanoxidation im Torfkörper, die sich hinter<br />

diesem Effekt verbirgt, wiederum sehr stark durch<br />

das im entwässerten Torf in hoher Konzentration<br />

vorliegende Nitrat gehemmt werden (REAY et al.<br />

2001).<br />

Generell scheinen <strong>Erle</strong>nbruchwälder auch bei<br />

hohen Grundwasserständen nur relativ schwache<br />

Methanquellen darzustellen. So lagen die Methanfreisetzungsraten<br />

in einem feuchten <strong>Erle</strong>nbruchwald<br />

Ostholsteins gleichfalls nur bei 7 kg CH 4 -C pro ha<br />

und Jahr (RUSCH et al. 1995, DILLY et al. 1999).<br />

Für ungestörte bzw. vollständig rücküberstaute<br />

<strong>Erle</strong>nbruchwälder liegen diesbezüglich noch keine<br />

Befunde vor. Auch hier ist, anders als Niedermooren<br />

mit Röhrichtbestand, lediglich mit mäßigen<br />

Methanemissionen zu rechnen (WESTER-<br />

MANN und AHRING 1987, AUGUSTIN et al. 1996).<br />

Denn zum einen sind die Grundwasserstände in<br />

den Bruchwäldern im Vergleich zu anderen Niedermooren<br />

niedriger; zum anderen scheint das Leistungsvermögen<br />

des internen Gastransportsystems<br />

der <strong>Erle</strong>n zu gering zu sein (vgl. Beitrag „Zum physiologischen<br />

Anpassungspotenzial der <strong>Schwarz</strong>-<br />

<strong>Erle</strong>“ von Dr. RALF KÄTZEL), um ähnlich wie bei<br />

den Großröhrichtpflanzen (Schilf, Rohrkolben) nennenswerte<br />

Mengen an Methan schnell aus dem<br />

Torfkörper in die Atmosphäre zu transferieren (AU-<br />

GUSTIN 2001).

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