Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...
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ERLENSTANDORTE ALS QUELLE UND SENKE KLIMARELEVANTER SPURENGASE<br />
für eine intensive Lachgasbildung gegeben. Abgesehen<br />
davon ergeben sich auch aus der Erkenntnis,<br />
dass die anorganischen N-Pools gegenüber<br />
den N-Flüssen unverhältnismäßig klein sind, wie<br />
erhofft wichtige Ansatzpunkte zur Erklärung der<br />
stark schwankenden Raten der Netto-N-Mineralisierung,<br />
Denitrifikation und eventuell auch der<br />
Lachgasbildung.<br />
Denn es lässt sich leicht ermessen, mit welch<br />
dramatischen Auswirkungen schon geringfügige<br />
Veränderungen im Verhältnis der Brutto-N-Flüsse<br />
zueinander für den Umfang des Ammonium- und<br />
des Nitratpools und damit auch für die Vorräte an<br />
Substraten zur N 2 O- und N 2 -Bildung verbunden sein<br />
müssen.<br />
In Übereinstimmung mit diesen Erwartungen<br />
waren die kurzfristigen Lachgasflüsse generell von<br />
einer extrem hohen Variabilität gekennzeichnet. Als<br />
typisches Beispiel hierfür seien diesbezügliche, in<br />
dem <strong>Erle</strong>nbruchwald der Gumnitz bei Müncheberg/<br />
Brandenburg sowie in einem estnischen Grauerlenwald<br />
gewonnenen Befunde angeführt (Abb. 5<br />
und 6, Tab. 4). Infolge dieser Variabilität ließen sich<br />
auch keine klaren Beziehungen zwischen dem im<br />
Frühjahr häufigen, extremen Maximum der Lachgasfreisetzung<br />
und wichtigen Einflussfaktoren wie<br />
der Bodentemperatur, dem Nitratgehalt und dem<br />
Grundwasserstand festzustellen. Drastischster<br />
Ausdruck dessen war die – entgegen allen Erwartungen<br />
– fortgesetzt hohe Lachgasemission auf<br />
dem tief entwässerten Standort bei permanenten<br />
Bodenfrost (Abb. 6). <strong>Die</strong>ses Phänomen, für das<br />
eine zufriedenstellende Erklärung immer noch aussteht,<br />
konnte inzwischen auch andernorts beobachtet<br />
werden (NYKÄINEN et al. 1995, FLESSA<br />
et al. 1997). Erst bei längerfristiger Betrachtung<br />
zeichnet sich, zumindest bei den deutschen<br />
<strong>Schwarz</strong>erlenstandorten, eine starke Abhängigkeit<br />
der Lachgasemission vom Grundwasserstand ab.<br />
Je tiefer die Entwässerung ausfiel, um so höher<br />
waren die Lachgasflüsse (RUSCH et al. 1995,<br />
MOGGE et al. 1998, AUGUSTIN et al. 1998). <strong>Die</strong><br />
Spitzenwerte lagen bei der extrem hohen Flussrate<br />
von 72 kg N 2 O-N*ha -1 *a -1 (BRUMME et al. 1999).<br />
Wie allerdings am Beispiel des estnischen Standortes<br />
zu erkennen ist, stellt der Wasserspiegel<br />
nicht den einzigen, langfristig wirksamen Einflussfaktor<br />
dar. Trotz sehr unterschiedlicher Grundwasserstände<br />
blieben die Lachgasflüsse hier generell<br />
sehr niedrig (Tab. 4). Ursache dessen war wahrscheinlich<br />
die geringe Intensität der internen N-<br />
Umsetzungsprozesse in Verbindung mit einem stark<br />
zuungunsten des Lachgases verschobenen Verhältnis<br />
in der N-Gasbildungsrate. Letztere Vermutung<br />
resultiert aus der Tatsache, dass die N 2 -Emission<br />
mit einer Flussrate von 51,7 kg N 2 -N*ha -1 *a -1 (LOMUS<br />
et al. 2002) ein ähnlich hohes Niveau wie im<br />
<strong>Erle</strong>nbruchwald der Gumnitz erreicht (Tab. 3). Nach<br />
wie vor gibt es keine Informationen über den Umfang<br />
der Lachgasfreisetzung aus <strong>Erle</strong>nbruchwäldern<br />
mit permanent hohen Grundwasserstand. Ausgehend<br />
von den auf anderen überstauten Niedermooren<br />
gesammelten Erfahrungen dürften aber die jährlichen<br />
Emissionsraten gleichfalls kaum den Wert von 0,1<br />
kg N 2 O-N pro ha und Jahr übersteigen (AUGUSTIN<br />
et al. 1998, MERBACH et al. 2001).<br />
Methanemissionen<br />
<strong>Die</strong> kurzfristigen Methanflüsse wiesen eine ähnlich<br />
große Schwankungsbreite wie die Lachgasemission<br />
auf (Abb. 5). Auf veränderte Grundwasserstände<br />
reagierte die Methanemission langfristig<br />
jedoch genau entgegengesetzt zur Lachgasfreisetzung.<br />
<strong>Die</strong> Methanemission ging um so stärker zurück,<br />
je mehr der Grundwasserspiegel abgesenkt<br />
wurde. Zum Teil fungierten tief entwässerte <strong>Erle</strong>nbruchwälder<br />
sogar in Analogie zu anderen, gut<br />
durchlüfteten Böden als Methansenke (Eintrag von<br />
Methan in den Torfkörper, Tab. 4). Allerdings kann<br />
die Methanoxidation im Torfkörper, die sich hinter<br />
diesem Effekt verbirgt, wiederum sehr stark durch<br />
das im entwässerten Torf in hoher Konzentration<br />
vorliegende Nitrat gehemmt werden (REAY et al.<br />
2001).<br />
Generell scheinen <strong>Erle</strong>nbruchwälder auch bei<br />
hohen Grundwasserständen nur relativ schwache<br />
Methanquellen darzustellen. So lagen die Methanfreisetzungsraten<br />
in einem feuchten <strong>Erle</strong>nbruchwald<br />
Ostholsteins gleichfalls nur bei 7 kg CH 4 -C pro ha<br />
und Jahr (RUSCH et al. 1995, DILLY et al. 1999).<br />
Für ungestörte bzw. vollständig rücküberstaute<br />
<strong>Erle</strong>nbruchwälder liegen diesbezüglich noch keine<br />
Befunde vor. Auch hier ist, anders als Niedermooren<br />
mit Röhrichtbestand, lediglich mit mäßigen<br />
Methanemissionen zu rechnen (WESTER-<br />
MANN und AHRING 1987, AUGUSTIN et al. 1996).<br />
Denn zum einen sind die Grundwasserstände in<br />
den Bruchwäldern im Vergleich zu anderen Niedermooren<br />
niedriger; zum anderen scheint das Leistungsvermögen<br />
des internen Gastransportsystems<br />
der <strong>Erle</strong>n zu gering zu sein (vgl. Beitrag „Zum physiologischen<br />
Anpassungspotenzial der <strong>Schwarz</strong>-<br />
<strong>Erle</strong>“ von Dr. RALF KÄTZEL), um ähnlich wie bei<br />
den Großröhrichtpflanzen (Schilf, Rohrkolben) nennenswerte<br />
Mengen an Methan schnell aus dem<br />
Torfkörper in die Atmosphäre zu transferieren (AU-<br />
GUSTIN 2001).