Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...
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<strong>Die</strong> <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong> als Wirtschaftsbaumart<br />
Schon vor langer Zeit erkannten die Menschen,<br />
dass sich das Holz der <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong> aufgrund<br />
seiner spezifischen Eigenschaften nicht nur als<br />
Brennholz eignet.<br />
Seine extrem große Haltbarkeit unter Wasser,<br />
wo es laut HALLA (1998) schwarz und immer härter<br />
wird, machten sich schon vor über 4000 Jahren<br />
die Erbauer der jungsteinzeitlichen Pfahlbauten am<br />
Bodensee und Federsee zunutze, indem sie <strong>Erle</strong>nstämme<br />
als Stützgerüst in die schlammigen Uferbereiche<br />
rammten. Ebenso steht Venedig und stand<br />
Alt-Amsterdam zum überwiegenden Teil auf Pfählen<br />
aus <strong>Erle</strong>nstämmen.<br />
Auch seine gute und leichte Bearbeitbarkeit<br />
wurde schon früh erkannt und genutzt, so zum<br />
Beispiel durch den römischen Schriftsteller und<br />
Naturwissenschaftler Gajus Plinius, der 79 v. Chr.<br />
beim Ausbruch des Vesuv in Pompeji ums Leben<br />
kam. <strong>Die</strong> Holztäfelchen, auf denen er mit Tinte seine<br />
heute noch erhaltene „Naturgeschichte“ in 37 Bänden<br />
ordnete, sollen aus <strong>Erle</strong>nholz gewesen sein.<br />
Ebenfalls aufgrund seiner guten Bearbeitungseigenschaften<br />
wurde das Holz der <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong><br />
zur Herstellung von Holzschuhen verwendet, was<br />
dem Baum im Oldenburgischen den Namen Holschenboom<br />
(Holzschuhbaum) einbrachte. Bis 1990<br />
wurden auch noch im östlich von Eberswalde gelegenen<br />
Bralitz jährlich ca. 90 m³ <strong>Erle</strong>nholz durch<br />
zwei Holzschuhmacher verarbeitet.<br />
In letzter Zeit ist die wirtschaftliche Bedeutung<br />
des <strong>Erle</strong>nholzes immer weiter zurückgegangen.<br />
<strong>Die</strong>s hat im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen<br />
wurde die <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong> durch den Menschen<br />
auf immer weniger Standorte zurückgedrängt. Hierbei<br />
handelt es sich zumeist um Extremstandorte<br />
im Hinblick auf den Wasserhaushalt, wodurch sich<br />
das Holz auch nur sehr schwer und mit hohem<br />
finanziellen Aufwand ernten lässt. Das Holz der<br />
<strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong> steht somit nicht in großem Umfang<br />
zur Verfügung, was es für eine standardisierte und<br />
auf die Holzeigenschaften abgestimmte Verarbeitung<br />
in Großbetrieben uninteressant macht.<br />
Zum anderen wurde das <strong>Erle</strong>nholz, wie Holz<br />
allgemein, in vielen Anwendungsbereichen, für die<br />
es einst durch seine spezifischen Eigenschaften<br />
prädestiniert war, durch Materialien wie Stahl, Beton<br />
und Kunststoffe ersetzt. So wird im Wasserbau<br />
kaum noch Holz verwendet, Holzschuhe werden<br />
meist nur noch für Trachtengruppen hergestellt,<br />
Wasserrohre und Chemikalienleitungen bestehen<br />
auch nicht mehr aus Holz und Holzbleistifte, für<br />
die neben Zeder und Weymouthkiefer auch die <strong>Erle</strong><br />
Verwendung findet, werden zunehmend durch<br />
Druckbleistifte, Kugelschreiber u.ä. ersetzt, um nur<br />
einige Beispiele für die rückläufige Verwendung des<br />
<strong>Erle</strong>nholzes zu nennen. Auch die <strong>Erle</strong>nrinde, die<br />
früher zum Naturfärben verwendet wurde, wird heute<br />
nicht mehr genutzt.<br />
<strong>Die</strong>se Entwicklungen haben dazu geführt, dass<br />
die <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong> trotz der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten<br />
ihres Holzes heute als Wirtschaftsbaumart<br />
eher eine Randerscheinung ist.<br />
Eigenschaften des Holzes der<br />
<strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong><br />
Im makroskopischen Holzaufbau stellt sich die<br />
<strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong> als eine zerstreutporige Splintbaumart<br />
dar. Durch die fehlende Ausbildung eines<br />
Farbkerns lassen sich Splint- und Kernholz praktisch<br />
nicht unterscheiden. Ihr Holz ist rötlichgelb<br />
und wird beim saftfrischen Einschnitt durch die<br />
Oxidation von phenolischen Inhaltsstoffen an der<br />
Schnittfläche orangerot. Im Verlauf der Trocknung<br />
von Lothar Krüger, Amt für Forstwirtschaft Eberswalde und Heiko Hagemann, Landesforstanstalt Eberswalde