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Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

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GEFÄHRDUNG DER SCHWARZ-ERLE ... DURCH MIKROBIELLE PATHOGENE<br />

Laborexperimente ergaben, dass sich die <strong>Erle</strong>n-Phytophthora<br />

noch bei pH-Werten von 6 bis 7<br />

optimal zu reproduzieren vermag (zwischen 3,5 und<br />

5,5 keine Sporangienbildung). Bei vielen anderen<br />

Phytophthora spp., so heißt es, liegt das Optimum<br />

für die Sporangienproduktion bei einem pH-Wert<br />

des Wassers oder Bodens zwischen 5 und 6 (unterste<br />

Grenze: 3,5). <strong>Die</strong> Messwerte im Fließwasser<br />

der Forstreviere Schützenhaus und Buchenhain<br />

lagen im Mai 2002 zwischen 7,9 und 8,2 bzw.<br />

in den Monaten Juni, Juli und August zwischen 7,1<br />

und 7,5. Der Erreger hat sich offenbar an diese<br />

(höhere) Hydroniumkonzentration in den Gewässern<br />

angepasst.<br />

Da die <strong>Erle</strong>n-Phytophthora auch mit Baumschulpflanzen<br />

verbreitet werden kann (s. o.), ordnete das<br />

Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und<br />

Raumordnung im Jahr 2001 ein vorübergehendes<br />

Pflanzverbot für <strong>Erle</strong>n in den brandenburgischen<br />

Wäldern an. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der<br />

Erreger auch in Baumschulen des Landes Brandenburg<br />

vorkommt.<br />

Als prophylaktische Empfehlungen für den<br />

Baumschulbetrieb führt SCHUMACHER (2002 a)<br />

vor allem an: Baumschulbeete nicht direkt mit Wasser<br />

aus offenen Gewässern versorgen (unbedenklich<br />

sind Grund- und Regenwasser); Nutzwasser<br />

von organischem Treibgut befreien (bzw. Feinfilterung)<br />

und Abdunkeln für mehrere Tage, hilfreich<br />

wäre auch eine Thermobehandlung; Beete nicht in<br />

unmittelbarer Ufernähe von Gewässern oder auf benachbarten<br />

überfluteten Partien anlegen; kein frisches<br />

Saatgut aussäen; bei Neuaussaat oder Verschulung<br />

Wechsel der Saatbeete gewährleisten<br />

(„Rotation“, „Fruchtfolge“), alle ehemaligen Laubholzbeete<br />

meiden; Auffälligkeiten am Pflanzgut melden.<br />

Es wurde der Frage nachgegangen, ob die <strong>Erle</strong>n-Phytophthora<br />

auch mit dem Saatgut (speziell<br />

durch solches aus der Wasserernte) übertragen<br />

werden kann (potenzielle Vektorfunktion). Der wissenschaftliche<br />

Nachweis eines solchen Zusammenhangs<br />

konnte bislang zwar noch nicht erbracht<br />

werden, jedoch waren Infektionsversuche unter<br />

Laborbedingungen erfolgreich. <strong>Erle</strong>nsaatgut sollte<br />

deshalb vor der Aussaat mindestens einen Monat<br />

lang trocken gelagert werden.<br />

Zur Bedeutung unterschiedlicher Wasserstände<br />

werden für das Spreewaldgebiet folgende Erkenntnisse<br />

formuliert:<br />

– „Hohe Pegelstände vor allem in den Monaten April<br />

sowie Juli bis November führen, sofern dadurch<br />

eine Überschwemmung der Bestände bzw. Uferabschnitte<br />

verursacht wird, zu neuen Infektionen<br />

und damit zu einer Ausbreitung der Epidemie.<br />

– Dagegen ist stehendes Wasser über dem Flurniveau<br />

relativ ungefährlich, solange kein Austausch<br />

mit sauerstoffreichem Fließwasser stattfindet<br />

oder zu einem zurückliegenden Zeitpunkt<br />

erfolgte.<br />

– Häufige Hochwasserereignisse, insbesondere<br />

wenn sie nicht den natürlichen Jahresschwankungen<br />

(Periodizität) entsprechen, forcieren<br />

sowohl die allgemeine Ausbreitung der Krankheit<br />

als auch die Pathogenese am Einzelbaum.<br />

– Episodische Überwässerungen können ebenfalls<br />

hohe Infektionsgrade in den <strong>Erle</strong>nbestockungen<br />

herbeiführen, wodurch zumeist ein<br />

chronischer Krankheitsprozess ausgelöst wird.<br />

– <strong>Die</strong> Voraussetzung für eine Infektion ist bereits<br />

durch eine geringfügige Benetzung des Stammanlaufes<br />

mit dem Überflutungswasser gewährleistet,<br />

weshalb der Höhe des Wasserstandes<br />

darüber hinaus lediglich eine untergeordnete<br />

Rolle zukommt.“<br />

II. Erfassung des Vorkommens der neuen<br />

<strong>Erle</strong>nkrankheit im gesamten Land<br />

Brandenburg unter maßgeblicher<br />

Mitwirkung folgender Institutionen:<br />

– Forstdienststellen (Ämter für Forstwirtschaft und<br />

Bundesforstämter)<br />

– Landesanstalt für Großschutzgebiete (Biosphärenreservate,<br />

insbes. Biosphärenwacht)<br />

– Landesumweltamt<br />

– Landesamt für Verbraucherschutz und Landwirtschaft<br />

– Wasserwirtschaftsbetriebe u. a.<br />

<strong>Die</strong>ses Vorhaben wird fachlich und organisatorisch<br />

betreut durch die Landesforstanstalt Eberswalde<br />

(Abteilung Waldschutz) und die Technische<br />

Universität Dresden (Institut für Forstbotanik und<br />

Forstzoologie Tharandt).<br />

Pilzliche Organismen<br />

Krankheitserreger an Blüten<br />

In dieser Kategorie ist lediglich die „Kätzchenkrankheit“<br />

der <strong>Erle</strong> (Erreger: Taphrina amentorum<br />

[SADEB.] ROSTRUP) erwähnenswert. Der parasitisch<br />

lebende Pilz infiziert weibliche Kätzchen, vorwiegend<br />

der Grau-<strong>Erle</strong> (<strong>Alnus</strong> incana). Dadurch entstehen<br />

auffällige Deformationen (Hypertrophien) an<br />

Blütenständen (zungenförmige, intensiv rot gefärb-

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