24.10.2012 Aufrufe

Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa [L.] GAERTN.) - Landesbetrieb ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

40<br />

ZUM PHYSIOLOGISCHEN ANPASSUNGSPOTENZIAL DER SCHWARZ-ERLE ...<br />

ten Vegetationsperiode an und schließt etwa Mitte<br />

Oktober ab. Das Tiefenwachstum ist in der Jugend<br />

rasch, so dass bereits nach zwei Jahren 30 bis 50<br />

cm und nach zehn Jahren 120 bis 150 cm durchwurzelt<br />

werden. Damit entwickelt die <strong>Schwarz</strong>-<strong>Erle</strong><br />

als Jungpflanze neben einigen Pappelarten das<br />

stärkste Wurzelwachstum. Einige Senkerwurzeln<br />

können dabei in die ganzjährig vom Grundwasser<br />

beeinflussten Bodenhorizonte vordringen (BIBEL-<br />

RIETHER, 1964).<br />

Trotz der Reduktion des Wurzelsystems in tiefen<br />

Bodenschichten und gleichzeitig niedriger<br />

zellulärer Atmungsraten (durch eine Verringerung<br />

des Anteils stoffwechselaktiven Gewebes) ist das<br />

Überleben unter diesen Bedingungen nur durch eine<br />

pflanzeninterne Sauerstoffversorgung möglich. Wie<br />

viel Sauerstoff in die Senkerwurzeln transportiert<br />

wird, ist im Wesentlichen von der Temperatur und<br />

der Sauerstoffkonzentration im Wurzelraum abhängig.<br />

Während bei den nicht überstauten <strong>Erle</strong>n kein<br />

Sauerstofftransport in die Wurzeln erfolgt, transportieren<br />

überstaut angezogene Pflanzen unter<br />

Laborbedingungen (Wurzelraumtemperatur 20 °C,<br />

O -Konzentrationen im Wurzelraum 0,15–0,17<br />

2<br />

mmol O *h 2 -1 ;) im Mittel 0,12 mmol O *h 2 -1 Pflanze-1 vom Spross in die Wurzel. <strong>Die</strong> großen Unterschiede<br />

in den Angaben zu den Sauerstofftransportraten<br />

verschiedener Autoren beruhen möglicherweise auf<br />

unterschiedlich großen basalen Stammquerschnittsflächen<br />

(WÖTZEL, 1997).<br />

Für den eigentlichen Gastransport in den verholzten<br />

Wurzeln sind bei Bäumen überwiegend<br />

gasgefüllte Bereiche der sekundären Xylemelemente<br />

verantwortlich (COUTTS und ARM-<br />

STRONG, 1976). Wie die Untersuchungen von<br />

MÖLLER-LINDENHOF (1991) und WERNER<br />

(1994) zeigen, spielen Interzellularräume bei <strong>Alnus</strong><br />

<strong>glutinosa</strong> nur eine untergeordnete Rolle für den<br />

Gastransport. Im Holz mehrjähriger Wurzeln kommt<br />

es bei anaeroben Bodenbedingungen nur zu einer<br />

leichten Vergrößerung der Interzellularräume (vgl.<br />

SCHULTZE-DEWITZ und SEEHANN, 1992).<br />

Neben den Leitungsbahnen ist eine Sauerstoffquelle<br />

eine weitere Grundvoraussetzung für die<br />

Sauerstoffversorgung der Wurzel. Der überwiegende<br />

Teil des in die Wurzel transportierten Sauerstoffs<br />

tritt im Bereich der unteren Stammbasis oder<br />

oberflächennaher Grobwurzeln von außen in das<br />

Interzellularsystem ein. Eintrittsstellen des Sauerstoffs<br />

sind dabei die auffallend großen Lenticellen.<br />

Im Laborexperiment zeichneten sich überstaut<br />

angezogenen <strong>Erle</strong>n gegenüber den nicht überstaut<br />

angezogenen Bäumen durch eine Hypertrophierung<br />

der Lenticellen, eine Umfangserweiterung der<br />

Sprossbasis sowie eine Reduktion des Wurzelsystems<br />

aus. Weiter von den Wurzeln entfernte<br />

Teile der Sprossachse und die photosynthetische<br />

O 2 -Freisetzung durch die Blätter spielen für die O 2 -<br />

Versorgung der Wurzeln nur eine untergeordnete<br />

Rolle (WÖTZEL, 1997).<br />

Der weitere Transport des Sauerstoffs beruht<br />

im Wesentlichen auf Diffusion (ARMSTRONG et<br />

al., 1994). Treibende Kraft des Transports ist dabei<br />

ein Sauerstoffgradient zwischen dem Interzellularraum<br />

der ober- und unterirdischen Pflanzenteile.<br />

Dem in der Literatur häufig erwähnten thermoosmotischen<br />

Gastransport kommt dagegen nur eine<br />

untergeordnete Bedeutung zu. Hierbei führt eine<br />

Erwärmung des Pflanzeninneren gegenüber der<br />

Umgebungsluft zu einem auf Thermoosmose beruhenden<br />

Druckanstieg im Pflanzeninneren. <strong>Die</strong><br />

häufigste Ursache für Temperaturunterschiede zwischen<br />

<strong>Erle</strong>nstamm und Umgebungsluft sind zum<br />

einen unterschiedliche Temperaturtagesgänge der<br />

Luft im Vergleich zur relativ ausgeglichenen Wärmekapazität<br />

des Holzes. <strong>Die</strong>se führen am Tage zu<br />

einer Über- und nachts zu einer Untertemperatur<br />

des Stammes gegenüber der Umgebungsluft. Zum<br />

anderen kann die Sonneneinstrahlung, vor allem<br />

vor dem Laubaustrieb, zu einer Übertemperatur auf<br />

der Südseite der dunklen Stammoberfläche führen<br />

(GROSSE und SCHRÖDER, 1984, 1985, 1986;<br />

GROSSE et al., 1993).<br />

<strong>Die</strong> O 2 -Transportrate nimmt mit sinkender Temperatur<br />

ab und mit sinkender O 2 -Konzentration im<br />

Wurzelraum zu. Bei geringen Wurzelatmungsraten,<br />

z. B. durch geringe Temperaturen im Wurzelraum,<br />

übertrifft die O 2 -Transportmenge den O 2 -Bedarf. In<br />

diesem Fall kommt es zu einer O 2 - Abgabe durch<br />

die Wurzeln in den Wurzelraum. WÖTZEL (1997)<br />

beobachtete unter Laborbedingungen schon bei<br />

einer Temperatur von 14 °C im Bereich der Senkerwurzeln<br />

eine O 2 -Abgabe, die sich mit abnehmender<br />

Temperatur weiter erhöhte. <strong>Die</strong> Sauerstoffabgabe<br />

ist dabei im Bereich der Wurzelspitzen am<br />

stärksten und nimmt mit zunehmendem Abstand<br />

von der Wurzelspitze ab. Nach JANIESCH (1991)<br />

stellt die Aufrechterhaltung aerober Verhältnisse in<br />

der Rhizosphäre, dem Wurzel-Bodenkontaktraum,<br />

eine mindest eben so wichtige Strategie zur Anpassung<br />

von Pflanzen an überflutete Standorte dar.<br />

Durch eine O 2 -Abgabe können im sonst anaeroben<br />

Boden Zonen erhöhter O 2 -Konzentration mit<br />

einem erhöhten Redoxpotenzial entstehen. So<br />

schützt diese Zone die Wurzeln vor dem Kontakt<br />

mit toxischen Substanzen wie Sulfiden und sie<br />

verhindert auch die Aufnahme exzessiver Mengen<br />

an reduzierten und sehr mobilen Fe- und Mn(II)-<br />

Verbindungen<br />

Veränderte mikrobielle und chemische Prozesse<br />

in der Rhizosphäre der Senkerwurzeln führen u.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!