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denunziert, daß er Niedertracht! Zeter und Mordio! schreit, sich an<br />

die Brust schlägt und sich vor Gott und den Menschen rühmt, nichts<br />

mit den sozialistischen Niederträchtigkeiten zu tun zu haben! Er kritisiert<br />

nicht die sozialistischen Sentimentalitäten oder das, was er für<br />

Sentimentalitäten hält. Er exkommuniziert als Heiliger, als Papst die armen<br />

Sünder und singt Ruhmeshymnen auf das Kleinbürgertum und die elenden,<br />

patriarchalischen Liebesillusionen des trauten Heims. Und das ist durchaus<br />

kein Zufall. Herr Proudhon ist von Kopf bis Fuß Philosoph, Ökonom<br />

des Kleinbürgertums. In einer fortgeschrittenen Gesellschaft und durch<br />

den Zwang seiner Lage wird der Kleinbürger einesteils Sozialist, anderenteils<br />

Ökonom, d.h., er ist geblendet von der Herrlichkeit der großen Bourgeoisie<br />

und hat Mitgefühl für die Leiden des Volkes. Er ist Bourgeois und<br />

Volk zugleich. Im Innersten seines Gewissens schmeichelt er sich, unparteiisch<br />

zu sein, das rechte Gleichgewicht gefunden zu haben, das den Anspruch<br />

erhebt, etwas anderes zu sein als das rechte juste-milieu. Ein solcher<br />

Kleinbürger vergöttlicht den Widerspruch, weil der Widerspruch der Kern<br />

seines Wesens ist. Er selber ist bloß der soziale Widerspruch in Aktion. Er<br />

muß durch die Theorie rechtfertigen, weis er in der Praxis ist, und Herr Proudhon<br />

hat das Verdienst, der wissenschaftliche Interpret des französischen<br />

Kleinbürgertums zu sein, was ein wirkliches Verdienst ist, da das Kleinbürgertum<br />

ein integrierender Bestandteil aller sich vorbereitenden sozialen<br />

Revolutionen sein wird.<br />

Ich hätte Ihnen gern mit diesem Brief mein Buch über die politische<br />

Ökonomie geschickt' 6 ', aber bisher ist es mir nicht möglich gewesen, dieses<br />

Werk und die Kritik an den deutschen Philosophen und Sozialisten, von<br />

der ich Ihnen in Brüssel erzählte, drucken zu lassen. Sie können sich nicht<br />

vorstellen, auf welche Schwierigkeiten eine solche Veröffentlichung in<br />

Deutschland stößt, einesteils von <strong>Seite</strong>n der Polizei, anderenteils von <strong>Seite</strong>n<br />

der Verleger, die ja selbst die interessierten Vertreter all der Richtungen<br />

sind, die ich angreife. Und was unsere eigene Partei betrifft, so ist sie nicht<br />

nur arm, sondern eine starke Gruppe innerhalb der deutschen kommunistischen<br />

Partei nimmt es mir übel, daß ich mich ihren Utopien und Deklamationen<br />

widersetze.<br />

Ganz der Ihre<br />

Karl Marx<br />

PS. Sie werden fragen, warum ich in schlechtem Französisch statt in<br />

gutem Deutsch an Sie schreibe? Weil ich mit einem französischen Autor<br />

zu tun habe.

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