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entfremdeter - Freund Bruno Bauer in seiner kritischen Berliner „Literatur-<br />

Zeitung" einen neuen Beweis gegeben. Ich weiß nicht, ob Sie dieselbe<br />

gelesen haben. Es ist darin viel stillschweigende Polemik gegen Sie.<br />

Der Charakter dieser „Literatur-Zeitung" läßt sich darauf reduzieren:<br />

Die „Kritik" wird in ein transzendentes Wesen verwandelt. Jene Berliner<br />

halten sich nicht für Menschen, die kritisieren, sondern für Kritiker, die<br />

nebenbei das Unglück haben, Menschen zu sein. Sie erkennen daher nur<br />

ein wirkliches Bedürfnis an, das Bedürfnis der theoretischen Kritik. Leuten<br />

wie Proudhon wird daher vorgeworfen, daß sie ihren Ausgangspunkt von<br />

einem „praktischen" „Bedürfnis"' nehmen. Diese Kritik verläuft sich daher<br />

in einen traurigen und vornehmtuenden Spiritualismus. Das Bewußtsein<br />

oder Selbstbewußtsein wird als die einzige menschliche Qualität betrachtet.<br />

Die Liebe z.B. wird geleugnet, weil in ihr die Geliebte nur „Gegenstand"<br />

sei. A bas 8 mit dem Gegenstand! Diese Kritik hält sich daher für das einzige<br />

aktive Element der Geschichte. Ihr gegenüber steht die ganze Menschheit<br />

als Masse, als träge Masse, die nur durch den Gegensatz zum Geist<br />

Wert hat. Als höchstes Verbrechen wird es daher betrachtet, wenn der<br />

Kritiker Gemüt oder Leidenschaft hat, er muß ein ironischer eiskalter aoipog 9<br />

sein.<br />

Bauer erklärt daher wörtlich:<br />

„Der Kritiker nehme weder an den Leiden, noch an den Freuden der<br />

Gesellschaft teil; er kenne weder Freundschaft und Liebe, noch Haß und<br />

Mißgunst; er throne in der Einsamkeit, wo nur manchmal das Gelächter der<br />

olympischen Götter über die Verkehrtheit der Welt von seinen Lippen<br />

schallt".' 3531<br />

Der Ton der Bauerschen „Literatur-Zeitung" ist daher ein Ton der<br />

leidenschaftslosen Verachtung, und er macht sich diese um so leichter, als<br />

er die von Ihnen und der Zeit überhaupt gelieferten Resultate andern an<br />

den Kopf wirft. Er deckt nur Widersprüche auf, und von diesem Geschäft<br />

befriedigt, zieht er mit einem verächtlichen „Hm" ab. Er erklärt, die Kritik<br />

gebe nichts, dazu ist sie viel zu spirituell. Ja, er spricht gradezu die Hoffnung<br />

aus: „die Zeit sei nicht mehr fern, wo die ganze verfallende Menschheit sich<br />

der Kritik" - und die Kritik ist er und Comp. - „gegenüberscharen werde;<br />

sie würden diese Masse dann in verschiedne Gruppen sondieren und ihnen<br />

allen das testimonium paupertatis 10 austeilen".<br />

Es scheint: Bauer hat aus Rivalität gegen Christus gekämpft. Ich werde<br />

eine kleine Broschüre gegen diese Verirrung der Kritik erscheinen lassen. 11<br />

3 Nieder - 9 Weiser - 10 Armutszeugnis - u „Die heilige Familie"

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