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Der zweite geheime Garant ist Dr. d'Ester. Seine zahlreichen Gläubiger<br />

in Deutschland werden sicher mit Satisfaktion erfahren, daß er die Zinsen<br />

für die Kinkelsche Anleihe von 2 Millionen garantiert und zugleich als<br />

Finanzminister die erst einlaufenden 20 000 Dollars verwalten wird. Herr<br />

d'Ester will zugleich in der Schweiz ungestört als Landarzt die Bauern<br />

schinden (er soll sich in bessern Konditionen dort befinden als in Köln, wo<br />

ihn die Schulden, aber nicht die Patienten überstürmten) und zugleich sich<br />

die große Pforte für den Eintritt in den revolutionären Regierungshimmel<br />

offenhalten. Darum hat er seine Garantie nur unter dem Siegel des Mysteriums<br />

gegeben. Es kann nichts schaden, wenn er gezwungen wird, öffentlich<br />

zu vertreten, was er in seiner alten Weise still spinnt.<br />

Aus einer Zusendung, die Freiligrath Ihnen einmal gemacht hat, haben<br />

Sie den Charakter des Herrn Gottfried Kinkel hinreichend kennengelernt.<br />

Es wird Sie also nicht wundern, wenn Sie erfahren, daß die „Lüge" sein<br />

„großes" und in letzter Instanz einziges Mittel in den Vereinigten Staaten<br />

war. So schreibt mir ein Freund u.a.:<br />

„Kinkel kokettiert sehr stark mit Ledru-Rollin, welcher angesehenen<br />

Freunden aus Deutschland versprochen, sobald Kinkel ans Ruder komme<br />

und Löwe auch, Armeen zum Propagandakriege über die Grenze zu<br />

schicken. Mit Mazzini wird Kinkel sich, wie er sagt, in Verbindung setzen,<br />

sobald er die Hand voll Geld hat und ihm damit (!) ebenbürtig (!) wird."<br />

Nun wissen Sie, daß Ledru mit dem Kinkel feindlichen Komitee in Verbindung<br />

steht und den Abgesandten K[inkel]s die Türe gewiesen hat. Was<br />

aber Mazzini betrifft, so wird folgendes zur Aufklärung hinreichen: Vor<br />

ungefähr 14-15 Monaten schickte der große Gottfried Kinkel den sehr unbedeutenden<br />

preußischen Exlieutenant Schimmelpfennig zu Mazzini mit<br />

der Erklärung, er, S[chimmelpfennig], werde, in K[inkel]s Auftrag, eine<br />

Missionsreise nach Deutschland unternehmen. Es fehle dazu am Besten,<br />

u.a. am Geld. Mazzini gab ihm 1000 fcs. in baribus und 4000 fcs. in<br />

Mazzinischen Staatsschuldscheinen unter der Bedingung, daß die 1000 fcs.<br />

in 12 Monaten und von den Staatsschuldschemen die Hälfte der untergebrachten<br />

in demselben Termin zurückgezahlt würden. Schimmelpfennig<br />

kehrte aus Deutschland zurück, wo er sehr viele Weinflaschen, aber kaum<br />

einen „Tyrannen" vertilgt hatte. Die 12 Monate vergingen. Wer nicht zu<br />

Mazzini kam, war Kinkel oder K[inkel]s Abgesandter. Einige Wochen später<br />

erschien derselbe S[chimmelpfennig] wieder bei M[azzini], aber nicht um<br />

zu zahlen, sondern um Mazzini von neuem zur Allianz mit Gottfried aufzufordern.<br />

Gottfried hatte nämlich eben 160 Pfd.St. aus New Orleans erhalten,<br />

und da ihm nach seiner Ansicht zum „großen Mann" nur noch

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