Medizinische und gesundheits- ökonomische Bewertung ... - DIMDI
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Radiochirurgie bei Hirnmetastasen<br />
Wellis et al. 73 beschäftigen sich in einem deutschen Setting mit der Bestimmung <strong>und</strong> dem Vergleich<br />
der direkten Kosten der NC <strong>und</strong> der Radiochirurgie. Die Betrachtung erfolgt dabei aggregiert für<br />
verschiedene Indikationen wie arteriovenöse Fehlbildungen, akustische Neuroma, Meningioma <strong>und</strong><br />
Hirnmetastasen. Patienten, die eine Behandlung wegen Hirnmetasten erhalten, scheinen zusätzlich<br />
noch eine Radiotherapie zu erhalten. Für die neurochirurgische Vergleichgruppe werden retrospektiv<br />
die Patienten ausgewählt. Die Behandlungen <strong>und</strong> die Erhebung der Kosten erfolgen 1998 <strong>und</strong> 1999,<br />
womit im deutschen Setting z. B. für den stationären Bereich Veränderungen durch die Einführung der<br />
DRG unberücksichtigt bleiben. Unter der Annahme einer gleichen Wirksamkeit der beiden Behandlungsoptionen<br />
kommen die Autoren für die Gesamtgruppe zu der Schlussfolgerung, dass die neurochirurgische<br />
Behandlung teurer ist als die radiochirurgische. Durch die Zusammenfassung der Daten<br />
über verschiedene Indikationen lässt sich allerdings für die kleine Patientengruppe mit Hirnmetastasen<br />
(13 Patienten) keine Aussage treffen. Gleichwohl entspricht die dargestellte Perspektive der praktischen<br />
Sicht eines Krankenhauses, das natürlich eine betriebswirtschaftliche Mischkalkulation bei der<br />
Anschaffung <strong>und</strong> beim Betrieb von Großgeräten über alle möglichen Einsatzgebiete hinweg vornehmen<br />
muss.<br />
Eine retrospektive Fallanalyse über Radiochirurgie ohne vorherige prophylaktische WBRT bei kleinen<br />
Hirnmetastasen ausgehend von Lungenkrebs liefern Serizawa et al. 63 für ein japanisches Behandlungszentrum.<br />
Die Ergebnisse werden dabei verbal in Relation zu einer radiochirurgischen Behandlung<br />
mit vorheriger WBRT gesetzt. Ein wirklicher Vergleich erfolgt nicht. Es werden die Kosten der<br />
beiden Alternativen verglichen, wobei im Ergebnis die Behandlung ohne vorherige WBRT kostengünstiger<br />
ausfällt. Die Studie ist auch wegen ihrer aus ges<strong>und</strong>heits<strong>ökonomische</strong>r Sicht geringen Qualität<br />
kaum auf die deutschen Gegebenheiten zu übertragen. Die Höhe <strong>und</strong> Herkunft der angegebenen<br />
Kosten werden z. B. nicht näher präzisiert. Auch scheinen die angegebenen Kosten der Alternativen<br />
in Japan im Vergleich zu den Kosten in Deutschland sehr niedrig auszufallen.<br />
Diese beiden Studien 63, 73 nehmen (teilweise implizit) die Perspektive der behandelnden Einrichtung<br />
ein <strong>und</strong> schließen daher keine indirekten Kosten der Behandlung in die Betrachtung ein. Die folgenden<br />
drei Publikationen 23, 25, 30 nehmen den Standpunkt eines Entscheidungsträgers ein.<br />
Griffith et al. 23 vergleichen die Kosten von Radiochirurgie mit modifizierten LINAC <strong>und</strong> Gamma Knife in<br />
einem australischen Setting für verschiedene Indikationen. Dabei werden auch die Oportunitätskosten<br />
der alternativen Nutzung des modifizierten LINAC berücksichtigt. Die Autoren gehen für ihre<br />
Modellberechnung von der gleichen Wirksamkeit der beiden Alternativen aus. Sie merken aber an,<br />
dass dieser Nachweis nach ihrer Kenntnis noch nicht erbracht ist. Dies wird im medizinischen Teil des<br />
vorliegenden HTA bestätigt. Die Studie ist z. B. bezüglich der verwendeten Recherche <strong>und</strong> der Herkunft<br />
der verwendeten Daten leider etwas intransparent. Zu den Ergebnissen: Im Basisfall werden<br />
beide Gerätealternativen nur für die SRS verwandt. In diesem Fall kann das Gamma Knife evtl.<br />
kostengünstiger sein. Der Basisfall 2 geht von der für das australische Setting realistischeren Konstellation<br />
aus, dass die ungenutzte Zusatzzeit des modifizierten LINAC alternativ genutzt wird. Diese<br />
Annahme wird so auch für Deutschland zu treffen sein. Da somit eine höhere Auslastung erreicht wird,<br />
ist es sehr wahrscheinlich, dass modifizierte LINAC kostengünstiger sind. Die Autoren folgern daraus,<br />
dass eine zusätzliche Erstattung für das Gamma Knife ohne vorherigen Nachweis besserer Wirksamkeit<br />
schwer zu rechtfertigen ist. Einschränkungen der Studie für die Themenstellung des<br />
vorliegenden HTA betreffen die Betrachtung verschiedener Indikationen, die schon für Australien unsicheren<br />
Daten bezüglich der Patientenzahl <strong>und</strong> des Behandlungstyps (einfache Dosis oder fraktionierte<br />
Therapie) <strong>und</strong> die fehlende Berücksichtigung von Vorbereitungszeiten, Personal- <strong>und</strong><br />
Ressourcenverbräuchen. Die Modellrechnungen zeigen allerdings deutlich, dass die durchschnittlichen<br />
Kosten pro Patient mit zunehmender Patientenzahl fallen. D. h., dass mit zunehmender Patientenzahl<br />
die hohen Fixkosten der Behandlung breiter verteilt werden. Allerdings ist vor dem Hintergr<strong>und</strong>,<br />
dass schon im ursprünglichen Setting der Untersuchung von Griffith et al. 23 keine eindeutige<br />
Empfehlung gegeben werden kann, eine derartige Schlussfolgerung für Deutschland noch schwieriger.<br />
Der Methodenteil des HTA von Hassen-Khodja 30 ist nur sehr unzureichend beschrieben. So wird z. B.<br />
nur implizit der Zeitraum der Literaturrecherche klar. Eine der hauptsächlichen Fragestellungen des<br />
Berichts ist die Wirksamkeit der SRS bei Behandlungen in der Nähe von besonders sensitiven Bereichen.<br />
Der Autor schließt aus der identifizierten Literatur, dass diese Behandlungsart besonders bei<br />
DAHTA@<strong>DIMDI</strong> 84 von 114