empirica - MBWSV NRW
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Vielseitigkeit und Nachhaltigkeit des Neubaus zu achten, damit der heutige Neubau auch bei<br />
nachlassender Marktdynamik für zukünftige Wohnungsnachfrager noch attraktiv ist und nicht<br />
weiteren qualitätsbedingten Neubau in der Zukunft nach sich zieht.<br />
In schrumpfenden Regionen kann Neubauförderung sogar kontraproduktiv sein, weil sie das Risiko<br />
für weitere Wohnungsüberhänge erhöht. Stattdessen stellt sich hier die Frage nach dem richtigen<br />
Umgang mit den wachsenden Wohnungsüberhängen. Hier gibt es keine pauschalen Antworten:<br />
Modernisierungsmaßnahmen können nur dann qualitätsbedingte Wohnungsüberhänge reduzieren,<br />
wenn sie dazu führen, dass unattraktive Bestände wieder marktfähig werden. Niedrigere Heizkosten<br />
können das Manko zu kleiner Grundrisse oder fehlender Barrierefreiheit nicht kompensieren. Gegen<br />
demografisch bedingte Wohnungsüberhänge helfen Modernisierungsmaßnahmen ohnehin nicht, denn<br />
sie würden die Leerstände nur in andere Bestände und Stadtteile verschieben. Gegen demografisch<br />
bedingte Wohnungsüberhänge hilft nur eine Reduzierung des Wohnungsbestands. Dies kann durch<br />
Umnutzungen, Zusammenlegungen und Abrisse geschehen. Entsprechende private Investitionen sind<br />
zu unterstützen und Beschränkungen möglichst zu vermeiden. Dort, wo ein allgemeines Interesse an<br />
solchen Maßnahmen besteht, sind zur Rentabilitätssteigerung finanzielle Förderungen sinnvoll.<br />
Wichtig ist eine genaue Vorstellung über die Nachfolgenutzung. Um die vorhandenen Flächen und die<br />
wachsende Zahl von Brachflächen intensiver zu nutzen (Flächenmobilisierung), ist auch hier das<br />
Instrument einer höheren Grundsteuer auf Basis von Bodenwerten sinnvoll: Es macht die<br />
Flächeninanspruchnahme auf bebauten und unbebauten Flächen teurer und setzt damit Anreize zu<br />
einer effektiven Nutzung der vorhandenen Siedlungsflächen. Eine effizientere Nutzung kann u.U. auch<br />
durch eine Sanierung von Wohnungsbeständen erreicht werden, wenn dadurch neue Mieter gefunden<br />
und Leerstände vermieden werden. Vor allem die qualitative Neubaunachfrage, die gerade in<br />
schrumpfenden Regionen eine besondere Rolle spielt, lässt sich so reduzieren.<br />
Daher sind in jedem Fall sehr differenzierte Strategien gefragt, die eine genaue Kenntnis des lokalen<br />
und regionalen Wohnungsmarkts erfordern. Die Ursachen des Wohnungsüberhangs sind zu klären<br />
(demografisch oder qualitätsbedingt) und bei qualitätsbedingten Wohnungsüberhängen ist zudem nach<br />
den genauen Hemmnissen der Vermarktung zu suchen (Warum genau finden die Wohnungssuchenden<br />
andere Wohnungen attraktiver?). Dies kann kleinräumig zu sehr unterschiedlichen Strategien führen.<br />
In der zukünftigen Wohnungspolitik wird es viel stärker darauf ankommen, die zukünftigen<br />
Marktreaktionen auf die Subventionierung angesichts der konkreten Marktbedingungen vor Ort<br />
abzuschätzen, um die „richtige“ Strategie im Sinne des politischen Ziels einzusetzen.<br />
5 Dies geschieht z.B. durch ökologische Auflagen (z.B. Nullenergiehaus) oder soziale Auflagen (Bau eines Kinderspielplatzes oder<br />
Mietdeckelung).<br />
2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -11 - <strong>empirica</strong>