empirica - MBWSV NRW
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3.2.4 Mieten deuten auf relative Attraktivität<br />
Das Mietniveau in einer Region ist ein wichtiger Indikator für den Wohnungsmarkt insgesamt und in<br />
Bezug auf die demografisch bedingte Nachfrage. Es ist wie jeder Marktpreis auch hier ein Indikator<br />
für relative Knappheiten. Das Mietniveau in einer Region insgesamt steigt, wenn die Nachfrage<br />
stärker steigt, als das Angebot „nachkommt“. Es sinkt, wenn die Nachfrage sinkt, und ein Überangebot<br />
entsteht. Dabei gibt es enge Interdependenzen zwischen den Teilmärkten, die zu jeweils<br />
unterschiedlichen Mieten führen. Mieten können also zweierlei widerspiegeln: Das allgemeine<br />
Mietniveau zeigt die relative Wohnungsknappheit in der Region im Vergleich zu anderen Regionen;<br />
Mietunterschiede zwischen verschiedenen Teilmärkten innerhalb einer Region zeigen die relative<br />
Knappheit bzw. Attraktivität bestimmter Wohnungstypen (hinsichtlich Lage, Ausstattung, Größe<br />
usw.) innerhalb dieser Region.<br />
Hierzu liefert das Regressionsmodell interessante Ergebnisse: Das Mietniveau älterer Wohnungen<br />
wirkt sich negativ, das Mietniveau jüngerer Wohnungen hingegen positiv auf die qualitative<br />
Neubaunachfrage aus. 44 Wenn also beide hoch liegen oder beide niedrig liegen, hat dies offenbar<br />
keinen Einfluss auf die qualitative Neubaunachfrage. Es scheint demnach nicht so entscheidend zu<br />
sein, ob es sich um eine Wohnungsmarktregion mit insgesamt angespanntem Markt (hohen Mieten)<br />
oder entspanntem Markt handelt, sondern eher scheint die qualitative Neubaunachfrage davon<br />
abzuhängen, ob das Angebot an jüngeren Wohnungen „relativ knapp“ ist. Auch in teuren Regionen<br />
mit angespannten Märkten kann also die Nachfrage nach Wohnungsneubau über das demografisch<br />
erforderliche Maß hinaus steigen, wenn ältere Wohnungen relativ unattraktiv (bzw. relativ häufig) sind<br />
und jüngere Wohnungen relativ attraktiv (bzw. relativ knapp) sind. Da das Mietniveau verschiedener<br />
Teilmärkte auch durch eine unterschiedliche Qualitätsbeurteilung aus Sicht der Nachfrager zustande<br />
kommt, könnte man auch formulieren: Wenn die Qualität des Wohnungsbestands älterer<br />
Wohnungen relativ schlecht ist (=niedrige Mieten) bzw. die Qualität jüngerer Wohnungen im<br />
Vergleich dazu relativ gut ist (=höhere Mieten), dann steigt die Nachfrage nach Neubau aufgrund von<br />
Qualitätsmängeln im Bestand. Umgekehrt können ältere Wohnungen natürlich auch als besonders<br />
attraktiv beurteilt werden (z.B. modernisierte Altbauwohnungen in guten Lagen). Dann würde sich<br />
dies dort in entsprechend höheren Preisen für diese älteren Wohnungen widerspiegeln – was einen<br />
Rückgang der qualitätsbedingten Neubaunachfrage zur Folge hätte.<br />
44 Das Modell zeigt einen negativen Zusammenhang zwischen qualitativer Neubaunachfrager und dem Mietniveau älterer<br />
Bestandswohnungen (-) und einen positiven Zusammenhang zwischen qualitativer Neubaunachfrager und dem Mietniveau neuerer<br />
Bestandswohnungen (+).<br />
2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -81 - <strong>empirica</strong>