empirica - MBWSV NRW
empirica - MBWSV NRW
empirica - MBWSV NRW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
mit Wohnungen auch das Ziel berücksichtigt, Überbelegungen abzubauen, d.h. es wurde unterstellt,<br />
dass zugunsten der Haushalte mit Überbelegung größere Wohnungen errichtet werden sollten, um die<br />
Überbelegung zu verhindern. Allerdings war dies eine relativ künstliche Operation, weil nur im<br />
sozialen Wohnungsbau sichergestellt werden konnte, dass große Wohnungen auch von großen<br />
Haushalten belegt wurden und auch dies nur in der Anfangsbelegung.<br />
Ein neuer Typus von Wohnungsprognosen wurde Anfang der 1970er Jahre im Bauministerium<br />
formuliert (Prof. Stahl). Hier wurde mit langfristigen Nachfragetrends in der Methodik der Nachfrage<br />
nach langfristigen Konsumgütern geschätzt, d.h. es wurden Einkommenselastizitäten ermittelt und<br />
daraus die Nachfrage nach Wohnflächen und nach Wohnungen abgeleitet. Damit wurde versucht, auch<br />
die Höhe der zu erwartenden privaten Investitionen in den Wohnungsbau abzuschätzen. Diese<br />
Rechenmethoden kamen zu deutlich höheren Ergebnissen als die weiterhin insbesondere von der<br />
Wohnungswirtschaft in Auftrag gegebenen Wohnungsbedarfsprognosen.<br />
Seit längerem dient nun schon die nachfragegetriebene Investitionstätigkeit nicht mehr allein dazu,<br />
zusätzliche Haushalte mit Wohnungen zu versorgen. Daraus ist eine neue Art von<br />
Wohnungsmarktprognosen entstanden. Inzwischen zeigte sich nämlich auf unterschiedlichen<br />
regionalen Märkten die Erfahrung, dass Neubau im Zuge der Sickereffekte (mit Zeitverzögerungen) an<br />
der Basis der Qualitätshierarchie zu mehr Leerstand führt. Nachdem in der deutschen<br />
Stadtentwicklungsgeschichte anders als etwa in den Niederlanden oder Großbritannien das Eigenheim<br />
in den Großstädten i.d.R. knapp und teuer gemacht wurde (Ausnahme z.B. Bremen), erhielten<br />
Eigenheime in fast allen Großstädten eine Bauformenrente. Daraus folgte, dass sich hier langfristig<br />
eine Verlagerungsnachfrage ergab. In immer mehr Regionen kam es dazu, dass die<br />
Eigenheimnachfrage und entsprechend auch der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
andauerten, während gleichzeitig die Leerstände in den Geschosswohnungen zunahmen. In den 90er<br />
Jahren wurden daher in den Wohnungsmarktprognosen erstmals der Markt für Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser getrennt vom Geschosswohnungsmarkt betrachtet. <strong>empirica</strong> entwickelte damals<br />
das Kohortenmodell, das die altersspezifischen Ein- und Zweifamilienhausquoten für einzelne<br />
Geburtsjahrgänge (z.B. die Nachkriegsgeneration) separat fortschreibt.<br />
Unabhängig davon kannten die meisten Regionen nichts anderes als ein ständiges Haushaltswachstum,<br />
so dass sich die Frage, ob Neubau überhaupt erforderlich ist, gar nicht stellte, sondern allein die Frage<br />
nach der Höhe und der Art (in Einfamilienhäusern oder Mehrfamilienhäusern) der Neubaunachfrage<br />
im Raum stand. Im Prinzip wurde dabei unterstellt, dass alle vorhandenen Wohnungen jedes<br />
Teilmarkts auch wieder genutzt werden und nur die demografisch bedingte zusätzliche Nachfrage sich<br />
im Neubauvolumen ausdrückte. Die Tatsache, dass der vorhandene Wohnungsbestand sich durch<br />
7 Z.B. Duwendag, Wohnungsbedarf, 1970.<br />
2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -15 - <strong>empirica</strong>