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empirica - MBWSV NRW

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3.3 Neue Zielkonflikte in der Wohnungspolitik<br />

3.3.1 Alte Ziele mit neuer Gewichtung<br />

Schon diese wenigen Argumentationen und Ausblicke auf Marktreaktionen machen deutlich, dass sich<br />

Wohnungspolitik in Zukunft anders definieren muss. In jeder Region werden andere Handlungsfelder<br />

wichtig sein und auch im Zeitablauf werden sich die Handlungsfelder verschieben. Das<br />

Ineinandergreifen verschiedener Teilmärkte und das Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum<br />

auf engstem Raum macht Politik komplexer und erfordert detailliertere Strategieansätze als bisher.<br />

Hinzu kommen globale Veränderungen, die bis auf die Wohnungsmärkte übergreifen, z.B. neue<br />

Klimaschutzziele, die inzwischen bei Sanierungsfragen auch eine gesetzlich formulierte Rolle spielen.<br />

Besondere Ziele der Wohnungspolitik sind nur zu höheren Kosten zu erreichen, die letztlich vom<br />

Nutzer oder vom Steuerzahler zu tragen sind. So wirken Maßnahmen, die die<br />

Flächeninanspruchnahme reduzieren, tendenziell preistreibend (erhöhte Bodenpreise bei<br />

Baulandverknappung oder erhöhte Erschließungskosten bei Flächenrecycling). Auch das Ziel<br />

nachhaltige Qualitäten zu schaffen ist womöglich kurzfristig, d.h. in der Bauphase, mit höheren<br />

Kosten verbunden, würde sich aber langfristig durch längere Nutzungsdauern und geringere<br />

Wohnungsüberhänge rechnen. Bei Bestandsmaßnahmen wirken Klimaschutzziele unmittelbar<br />

mieterhöhend, zumindest in dem Maße, wie sie nicht durch niedrigere Energiekosten ausgeglichen<br />

werden. Denn Klimaschutz kostet Geld. Um gleichzeitig dem Ziel, die Mieten sozialverträglich<br />

niedrig zu halten, nachzukommen, sind entsprechend höhere Subventionierungen erforderlich.<br />

Subventionen zum Klimaschutz ziehen also gleichzeitig höhere staatliche Ausgaben im<br />

Mietwohnungssektor nach sich (z.B. auch bei Übernahme der Kosten der Unterkunft). Die<br />

Budgetbeschränkungen der öffentlichen Kassen setzen hier dem Wünscheswerten enge Grenzen.<br />

Als weitere Ziele könnten formuliert werden: Negative externe Effekte durch Leerstand vermeiden<br />

(Abrissförderung), soziale Stabilität zentral gelegener Wohnquartiere schaffen<br />

(Bestandsmaßnahmen) und die soziale Wohnraumversorgung gewährleisten (Belegungsrechte<br />

kaufen). Dazu könnte auch der Neubau von Sozialwohnungen dienen, der aber gleichzeitig ggf.<br />

Wohnungsüberhänge an anderer Stelle und damit die negativen externen Effekte von<br />

Wohnungsleerständen verstärkt und die Flächeninanspruchnahme erhöht.<br />

Die Vielzahl an Zielrichtungen lässt nicht verhindern, dass sich Ziele teilweise auch widersprechen<br />

und gegenseitig ausschließen (z.B. Klimaschutz und sozialverträgliche Mieten). In einer Demokratie<br />

werden solche Widersprüche über Mehrheitsentscheidungen gelöst. In der neuen Ausrichtung der<br />

Wohnungspolitik zeigt sich bisher allerdings noch keine einheitliche Gewichtung.<br />

2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -91 - <strong>empirica</strong>

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