empirica - MBWSV NRW
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Wohnbedürfnisse, politische Vorgaben und allgemeiner Zeitgeist sich schneller ändern können als die<br />
vorhandenen Wohnungsbestände. Selbst wenn der Neubau den heutigen Wohnbedürfnissen genau<br />
entsprechen sollte, könnte er in zehn Jahren evtl. unattraktiv sein, weil es z.B. andere<br />
Haushaltskonstellationen gibt. Dies gilt es heute schon zu bedenken. Insbesondere wenn die<br />
Wohnungsmärkte in Zukunft entspannt sind, kommt es darauf an, die Wohnpräferenzen der<br />
verschiedenen Nachfragegruppen beim Neubau zu berücksichtigen. Damit sinkt das Risiko, dass der<br />
heutige Neubau schon bald wieder leer steht, weil stattdessen „qualitätsbedingt“ in Zukunft weiter<br />
gebaut wird.<br />
3.2.6 Wohnungsüberhänge führen zu Sanierung, Abriss oder Leerstand<br />
Entsprechend der unterschiedlichen Ursachen für die Neubaunachfrage (demografisch oder<br />
qualitätsbedingt) haben auch Wohnungsüberhänge zwei verschiedene Ursachen: Wenn die<br />
Neubaunachfrage demografisch bedingt sinkt, steigt auch das Wohnungsüberangebot demografisch<br />
bedingt (weil es weniger Haushalte in der Region gibt). Wenn die Neubaunachfrage qualitätsbedingt<br />
steigt, steigt auch das Wohnungsüberangebot qualitätsbedingt (weil die Haushalte<br />
Neubauwohnungen attraktiver finden als frei werdende Bestandswohnungen). Es liegt auf der Hand,<br />
dass der erste Grund, „sinkende Haushaltszahlen“ praktisch nicht beeinflusst werden kann, der zweite<br />
Grund, „unzureichende Qualitäten“, hingegen schon.<br />
Die Marktreaktionen auf ein Überangebot sind tendenziell sinkende Preise. Wie oben dargestellt,<br />
können sich sinkende Preise dabei auch auf Teilmärkte beschränken. Demografisch bedingte<br />
Wohnungsüberhänge werden daran zu erkennen sein, dass das Mietniveau auf allen Teilmärkten<br />
tendenziell relativ niedrig ist. Qualitätsbedingte Wohnungsüberhänge hingegen werden nur für<br />
bestimmte Wohnungsqualitäten (Wohnungstypen) besonders niedrige Mieten zur Folge haben,<br />
während andere Wohnungstypen, insbesondere sanierte und Neubauwohnungen, höhere Mieten<br />
aufweisen. 47<br />
Wohnungsüberhang bedeutet zunächst einmal ein Überangebot, also die Tatsache, dass es mehr<br />
Wohnungen gibt als nachgefragt werden. Die jeweils aus Sicht der Nachfrage „schlechtesten<br />
Bestände“ (hinsichtlich Alter, Lage, Ausstattung usw.) werden zuerst leer fallen. Anders als auf<br />
anderen Märkten kommt es auf Wohnungsmärkten allerdings selbst bei sinkenden Preisen nicht zu<br />
einer Markträumung. Denn Persistenzen auf der Angebotsseite führen dazu, dass Wohnungen, die<br />
niemand (mehr) nachfragt, nicht einfach „verschwinden“. Weil ihre Beseitigung mit Kosten<br />
46 Quelle: Befragung von Wohnungsunternehmen im Rahmen dieser Studie.<br />
47 Dies erklärt auch aus diesen Blickwinkel, warum sich die Mietniveaus im Modell nur dann auf die qualitative Neubaunachfrage<br />
auswirken, wenn sich die Mieten neuerer und älterer Wohnungen unterscheiden.<br />
2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -83 - <strong>empirica</strong>