empirica - MBWSV NRW
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3. Neue Entwicklungen auf den Wohnungsmärkten in <strong>NRW</strong> bis 2030<br />
3.1 Das neue Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum<br />
In Zukunft werden schrumpfende und wachsende Regionen nebeneinander existieren. Auch innerhalb<br />
einer einzelnen Region, ja selbst innerhalb einer konkreten Kommune, werden Neubaumaßnahmen<br />
und wachsende Leerstände immer häufiger auch gleichzeitig auftreten. Enge Wohnungsmärkte<br />
entspannen sich und der Anbietermarkt wird mehr und mehr zum Nachfragermarkt. Wenn die<br />
Wohnungsbestände nicht mehr den Ansprüchen der Nachfrager genügen, werden Neubauobjekte<br />
besser zu vermarkten sein als die Bestände. Die Bestände fallen leer.<br />
Eine Neubaunachfrage wird es also in allen Regionen geben – in schrumpfenden und wachsenden.<br />
Aber auf der Kehrseite des Marktes, auf der Seite der Wohnungsüberhänge, driften die Regionen umso<br />
stärker auseinander: Nicht nur, dass in schrumpfenden Märkten das demografisch bedingte<br />
Wohnungsüberangebot zunimmt, gleichzeitig wachsen auch die qualitätsbedingten Überhänge<br />
(Leerstände) hier stärker, weil die Erneuerungsbautätigkeit komplett zu Lasten der Wohnungsbestände<br />
geht. In wachsenden Regionen hingegen realisiert sich die Erneuerungsbautätigkeit wie bisher im<br />
Zuge des ohnehin (demografisch bedingt) erforderlichen Neubaus, so dass bei ausreichendem<br />
Nachfragedruck die übrigen Bestände dennoch weiterhin nachgefragt und auch eher saniert werden.<br />
Dabei wird eine langfristige Gesamtentwicklung dazu führen, dass in den nächsten zehn bis 30 Jahren<br />
immer mehr Regionen in <strong>NRW</strong> allmählich schrumpfen, nur in unterschiedlichen Zeiträumen. Auch in<br />
den Wachstumsregionen wird die Wachstumsdynamik deutlich abnehmen. Keine Region ist<br />
langfristig vor qualitätsbedingten Leerständen gefeit. Bei dann allgemein sinkendem Preisniveau<br />
werden sich diese Leerstände vor allem im Geschosswohnungsbau niederschlagen. In ländlichen<br />
Regionen mit geringem Geschosswohnungsbau werden aber auch Einfamilienhäuser vom Leerstand<br />
betroffen sein.<br />
Diese neue Gemengelage stellt auch die Politik vor ganz neue Herausforderungen. Die Märkte driften<br />
zeitlich versetzt auseinander, die Konkurrenzbeziehungen verändern sich ständig, die Probleme<br />
werden vielschichtiger und komplexer. Ziele müssen genauer formuliert und ggf. auch gegeneinander<br />
abgewogen werden. Das erfordert eine neue Kultur der politischen Diskussion und eine präzisere<br />
räumliche und zeitliche Steuerung. Dazu sind vor allem präzisere Mess- und Beobachtungsinstrumente<br />
am Wohnungsmarkt erforderlich. Die aktuelle Datenlage zur Wohnungsmarktbeobachtung ist bisher<br />
noch viel zu unscharf, um die aktuellen kleinräumigen Tendenzen überhaupt präzise genug messen zu<br />
können (z.B. Leerstand im Einfamilienhausbereich). Um differenzierter handeln zu können, muss der<br />
Blick auf die Wohnungsmärkte in Zukunft schärfer werden.<br />
2010113 – Neubaunachfrage in <strong>NRW</strong> -77 - <strong>empirica</strong>