Universitätsblätter 2009 - Gießener Hochschulgesellschaft
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Abb. 3: Louis-Léopold Boilly: L‘étincelle électrique, 46,1 x 55,3 cm, 1791, Richmond: Virginia Museum of Fine arts,<br />
in: Colin Bailey, Philip Conisbee, Thomas W. Gaehtgens (Hg.): Meisterwerke der französischen Genremalerei, Berlin,<br />
Köln 2004, 373<br />
Konfiguration aus Darstellung, Einstellung und<br />
Vorstellung in der Verhandlung etwa von<br />
„himmlischer und irdischer Liebe“ erkennbar<br />
wird, zeigt das – in der Forschung weiterhin als<br />
Problematisierung der Liebesdisziplinierung gedeutete<br />
– Gemälde Tizians, Amore sacro e profano<br />
(1515, Rom: Villa Borghese, vgl. Abb. 2)<br />
und seine Rezeptionsgeschichte auf eindrückliche<br />
Weise. 4<br />
Gerade in der späten Aufklärung zeigt dann<br />
der Mesmerismus eine erneute Auseinandersetzung<br />
mit der Idee des Liebeszaubers, die der<br />
Maler Boilly (Abb. 3: Louis-Léopold Boilly:<br />
L‘étincelle électrique, 46,1 x 55,3 cm, 1791,<br />
Richmond: Virginia Museum of Fine arts)<br />
durchaus ironisch ins Bild setzt: Das Gemälde<br />
mit dem Titel Der elektrisierende Funke wurde<br />
1791 im Salon erstmals ausgestellt und zeigt,<br />
wie der Liebesfunke quasi vitalisierend auf die<br />
Frau übertragen wird. Was in den vergangenen<br />
Jahrhunderten auch Frauen als Liebeszauberei<br />
praktizierten, wird hier im Rahmen einer paramedizinischen<br />
Spielart ironisch ausgeleuchtet.<br />
Das anthropologische Labor versetzt den Betrachter<br />
in die Beobachterperspektive eines Experiments,<br />
das auf der Theaterbühne bereits<br />
Marivaux in La Dispute als Rahmenbedingung<br />
auserkoren hatte, 5 um ebenfalls die Voraussetzungen<br />
für das Entstehen von Liebe zu analysieren.<br />
Dass diese Prämissen von Literatur und<br />
Kunst dann umfänglich zum Anlass genommen<br />
werden, um die Fiktion der Liebe zu reflektieren,<br />
indem diese als primäres Medium<br />
der eigenen ästhetischen Bedingungen erörtert<br />
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