Universitätsblätter 2009 - Gießener Hochschulgesellschaft
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Abschließende Bemerkungen<br />
Abschließend sollen die Ergebnisse erläutert<br />
werden. Dabei lassen sich solche, die direkt<br />
den Gemeinden des Projekts zugute kommen,<br />
von denjenigen unterscheiden, die für das Universitäts-Team<br />
relevant waren. Für die Gemeinden<br />
bedeuten Projekte wie dieses einen unmittelbaren<br />
Gewinn und praktischen Nutzen, wie<br />
etwa die Verwendung neuer Gerätschaften,<br />
die Aneignung neuer Techniken und Informationen,<br />
die Ausarbeitung von Projekten, die<br />
Suche nach Finanzierung oder gar neue Verfahren<br />
in der Rinderzucht. Allerdings sind die<br />
Resultate des Erziehungsprozesses in der Verbands-<br />
und Gemeindepolitik bezüglich des<br />
Verhaltens- und Einstellungswandels in der<br />
interaktiven Zusammenarbeit zwischen GEAS<br />
und Gemeindeverbänden schwer zu beurteilen.<br />
Die in diesem Projekt angewandte Methode<br />
erlaubt noch keine mittel- und langfristige<br />
Beurteilung vor allem hinsichtlich einer Differenzierung<br />
in Interventions- und Interaktionsmodi,<br />
die neue Maßnahmen ermöglichen<br />
könnte. Für die Universitäts-Gruppe gilt es, die<br />
Schwierigkeiten, welche bei der Durchführung<br />
des erweiterten Universitätsprogramms besonders<br />
im Bereich der Gemeindeentwicklung auftraten,<br />
festzuhalten. So standen keine Mittel<br />
aus dem Uni-Budget zu Verfügung, und die<br />
Geldquellen sind sehr begrenzt, so dass nur internationale<br />
NGOs in Frage kommen. Das Team<br />
ist verantwortlich für die Erbringung der Finanzierung,<br />
was sich angesichts der wachsenden<br />
Konkurrenz als immer schwieriger herausstellt.<br />
Heute stehen die Universitäten mit den NGOs<br />
sowie mit den Volksverbänden selber, mit den<br />
Gewerkschaften und mit den Kirchen, die allesamt<br />
in diesem Bereich arbeiten, im Wettbewerb<br />
um finanzielle Mittel. Der Gesetzesweg<br />
ist sehr langsam, was ein gewisses Misstrauen<br />
bei den kontaktierten Gemeinden erzeugt –<br />
verständlich angesichts des immensen fi nanziellen<br />
Mangels und der großen Mittelnachfrage.<br />
Sich den Projekten des erweiterten Universitätsprogramms<br />
zu widmen, bedeutet für die<br />
Lehrer eine Reduzierung der Forschungstätigkeit,<br />
der Teilnahme an weiterführenden Kursen<br />
sowie des Verfassens von Artikeln und Büchern.<br />
Dies sind heutzutage die prestigereichsten<br />
Aktivitäten der Universitäten. Das erweiterte<br />
Universitätsprogramm wird, auch<br />
wenn es eine der drei Grundfunktionen der<br />
brasilianischen Universitäten ausmacht, als eine<br />
Art „prima pobre” („arme Nichte“) in der Hierarchie<br />
im System der universitären Verdienste<br />
angesehen.<br />
Daher werden die Projekte zur Gemeindeentwicklung<br />
auf freiwilliger Basis von einer Gruppe<br />
von Lehrern durchgeführt, die mehr Wert<br />
auf die Nähe zum Volk und auf eine humanitäre<br />
und ideologische Arbeit legen als auf rein<br />
universitäre Tätigkeiten. Diese Lehrer beweisen<br />
sehr viel Enthusiasmus, überwinden die Hindernisse<br />
des minimalen Budgets und des wenig<br />
einladenden Habitats (extreme Hitze,<br />
schlechte Ernährung, schlechte Lebensverhältnisse<br />
etc.) sowie die der geringen Anerkennung<br />
ihrer Arbeit seitens der wissenschaftlichen<br />
Forschungsgemeinschaft. Aber sie wünschen<br />
den Wandel der brasilianischen Gesellschaft in<br />
Richtung sozialer Gerechtigkeit herbei. Zum<br />
Thema der Gemeindeentwicklung ist keine<br />
theoretische oder methodologische Vertiefung<br />
vorgesehen, welche eine Evaluation der Aktion<br />
erlaubt. Es gibt wenig Austausch und Verständigung<br />
zwischen Universität und anderen Einrichtungen,<br />
die ebenfalls in diesem Bereich<br />
tätig sind. Dazu muss gesagt werden, dass in<br />
der Verwaltung (auf staatlicher, regionaler und<br />
Gemeindeebene) der Prozess der Gemeindeentwicklung<br />
im Rahmen der öffentlichen Politik<br />
im Verfall begriffen ist. Früher genoss sie die<br />
Aufmerksamkeit der öffentlichen Organe des<br />
Systems für Planung und Entwicklung durch<br />
eine spezielle Gesetzgebung und verschiedene<br />
Programme, an denen vor allem Erzieher beteiligt<br />
waren. Viele dieser Programme wurden in<br />
den 70er und 80er Jahren durchgeführt. Allerdings<br />
ist dies heute eine wenig geschätzte Tätigkeit.<br />
Die Universitäten versuchen, im Rahmen<br />
des erweiterten Universitätsprogramms<br />
diese Lücken zu füllen; die Projekte überschreiten<br />
aber nicht die Schwelle fragmentarischer<br />
Pilotprojekte. Angesichts dieser Tatsache ist es<br />
verständlich, dass der Erfolg dieser Programme<br />
gering bleibt.<br />
(Aus dem Spanischen übersetzt von Stephan Treuke)<br />
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