Universitätsblätter 2009 - Gießener Hochschulgesellschaft
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legte eine 1970 erschienene empirische Studie<br />
der Psychosomatischen Klinik der Universität<br />
Gießen über Studenten und Studentinnen der<br />
JLU. Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Universität<br />
die jungen Frauen und Männer sehr unterschiedlich<br />
fördere. Während männliche Studenten<br />
zu Beginn ihres Studiums eher verzagt<br />
und pessimistisch waren, gewannen sie im Lauf<br />
des Studiums an Selbstbewusstsein, fühlten<br />
sich von den Professoren ernst genommen und<br />
blickten am Ende des Studiums optimistisch in<br />
die Zukunft. Bei den Frauen war es genau umgekehrt,<br />
so dass die Autoren das niederschmetternde<br />
Fazit zogen, die Universität integriere<br />
die Studenten im Laufe ihres Studiums, desintegriere<br />
aber die Studentinnen.<br />
Viele Jahrzehnte hatten sich Studentinnen trotz<br />
widriger Bedingungen bemüht, sich möglichst<br />
unauffällig an die universitären Gegebenheiten<br />
anzupassen, was allzu oft im frühen Studienabbruch<br />
endete. 8 Diese Zeit des Stillhaltens war<br />
spätestens mit Aufkommen der Neuen Frauenbewegung<br />
in Deutschland Ende der sechziger<br />
Jahre vorüber. Nach dem Motto „Das Private ist<br />
politisch“ reflektierten Frauen ihre eigene Rolle<br />
in der Gesellschaft und machten das ungleiche<br />
Verhältnis der Geschlechter auf allen Ebenen<br />
der Gesellschaft zum Politikum. Überall in der<br />
Bundesrepublik entstanden „Frauengruppen“,<br />
die in ihren neu gegründeten „Frauenzentren“,<br />
aber auch in Bildungseinrichtungen, Kirchen<br />
und Gewerkschaften feministische Ansätze<br />
und das eigene weibliche Rollenverhalten<br />
diskutierten.<br />
In Gießen entstand 1973 die „Frauengruppe<br />
Gießen“; ab 1977 begannen auch Studentinnen,<br />
ihre Situation an der Universität kritisch<br />
zu hinterfragen und zu definieren, wie sie stu-<br />
Abb. 4: Großer Ansturm auf die Veranstaltungen der ersten „<strong>Gießener</strong> Frauenvortragsreihe“ an der JLU, 1979 (Privatbesitz)<br />
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