Universitätsblätter 2009 - Gießener Hochschulgesellschaft
Universitätsblätter 2009 - Gießener Hochschulgesellschaft
Universitätsblätter 2009 - Gießener Hochschulgesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Leander Scholz las aus seinem Roman „Rosenfest“,<br />
der 2001 durch seine provokant popliterarische<br />
Adaption des Baader-Ensslin-Stoffes<br />
für Aufsehen gesorgt hatte. Ähnlich wie Roth,<br />
so Scholz, habe auch er sich für die ikonischen<br />
Bilder und Szenarien interessiert, die zum nachhaltigsten<br />
Erbe der RAF gehören. Entsprechend<br />
gestaltet sich sein Roman auch als Folge literarisch<br />
ausgestalteter prägnanter Momentaufnahmen.<br />
Scholz war als Philosoph an der Bauhaus-Universität<br />
Weimar auch Teilnehmer des internationalen<br />
wissenschaftlichen Workshops vom<br />
23.–25. Juni 2008 im Gästehaus der JLU, mit<br />
dem die Veranstaltungsreihe abgeschlossen<br />
wurde. Bei der Konzipierung des zweitägigen<br />
Kolloquiums, das nun auch verstärkt literarische<br />
Texte zum Gegenstand der Analyse<br />
machte, gingen die Initiatoren Carsten Gansel<br />
und Norman Ächtler von der Überlegung aus,<br />
dass die Entwicklung im Umgang mit dem Terrorismus<br />
um die Jahrtausendwende mit der<br />
Ablösung der Zeitzeugen durch eine junge<br />
Autorengeneration – und nicht zuletzt im<br />
Kontext der Anschläge vom 11. September<br />
2001 – eine Richtungsänderung vornimmt:<br />
Linke „Trauerarbeit“ tritt zugunsten einer Verarbeitung<br />
des Sujets im Kontext der aktuellen<br />
Popkulturdebatte und aufgrund eines neuen<br />
Bedürfnisses nach gesellschaftlich wirksamer<br />
Aufstörung zurück.<br />
Insgesamt blicken die Veranstalter auf eine<br />
ausgesprochen produktive, neue Facetten des<br />
Themas freilegende Veranstaltungsreihe zurück,<br />
die wichtige Impulse für die weitere Forschung<br />
gab. Die Reihe selbst fand in vielfältiger<br />
Weise in der regionalen Presse, aber auch im<br />
Hörfunk Beachtung. Die große Publikumsresonanz<br />
und die stets kontrovers geführten Podiumsdiskussionen<br />
verwiesen auf die Brisanz, die<br />
das Thema Terrorismus nach wie vor besitzt. Ein<br />
Band mit wissenschaftlichen Beiträgen und den<br />
Werkgesprächen wird Anfang 2010 bei Vandenhoeck<br />
& Ruprecht in Göttingen erscheinen.<br />
141