Universitätsblätter 2009 - Gießener Hochschulgesellschaft
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Ausblick<br />
Die Erwartungen der GEAS, dass die Gemeindeprojekte<br />
die erhofften Spenden erhalten würden,<br />
wurden durch die sich häufenden Absagen<br />
der NGOs enttäuscht. Allen Projekten<br />
wurde in Übereinstimmung mit den Richtlinien<br />
der NGOs ein niedriges Budget (bis zu 5.000<br />
Dollar) zugewiesen. Weitere Briefe ähnlichen<br />
Inhalts waren direkt an die Vorsitzenden der<br />
Vereine gerichtet. Angesichts dieser Rahmenbedingungen<br />
entschied die GEAS sich zu einem<br />
Besuch der Bewohner Tucanos, die am Projekt<br />
teilgenommen hatten, um wenigstens einige<br />
aufmunternde Worte zur Initiative von neuen<br />
Vereinen auszusprechen, bis hin zum Beharren<br />
in der Beantragung neuer fi nanzieller Mittel<br />
aus anderen Quellen. Im Juli 2001 führte die<br />
GEAS unter der Schirmherrschaft des Vizerektorats<br />
der UFBA eine Versammlung in Tucano<br />
durch. Einmal mehr kamen die Vorsitzenden<br />
der Gemeinden zusammen. Bei dieser Gelegenheit<br />
wiederholten sie den positiven Wert<br />
des Projekts, obwohl noch nicht ausreichend<br />
Spenden erzielt werden konnten. In der Weihnachtszeit,<br />
der Zeit für Geschenke, erhielt die<br />
GEAS eine Spende von 2200 Dollar von einer<br />
deutschen NGO. Die fi nanziellen Mittel dieser<br />
NGO, die sich aus Kinderärzten zusammensetzt,<br />
kommen den armen Familien aus der<br />
Dritten Welt zugute und dienen zur Verbesserung<br />
der Lebensqualität und der Gesundheit<br />
der Kinder. Anders als in den Grundsätzen des<br />
Projekts vorgesehen, ging das Geld nicht direkt<br />
an den Verband, sondern wurde Teil des Budgets<br />
der GEAS. Die Zuwendung wurde gefeiert,<br />
und im Februar des Jahres 2002 begaben<br />
sich drei Lehrer nach Tucano, um die Aktivitäten<br />
der finanzierten Projekte zu beginnen:<br />
den Bau von zehn Zisternen zum Auffangen<br />
von Regenwasser in der Gemeinde Belo Jardim<br />
de Bizamum mit einer Speicherkapazität von<br />
jeweils 10.000 Litern, die genügt, um 50 dort<br />
ansässige Familien zu versorgen. Bei dieser<br />
Gelegenheit wurde das Tucano-Projekt erneut<br />
begutachtet. Die Vorsitzenden der CACTU organisierten<br />
ein Treffen, bei dem über die neuesten<br />
Ereignisse der lokalen Politik berichtet<br />
wurde. Zur Überraschung der Dozenten verlegte<br />
die CACTU ihren Sitz in ein Gebäude, das<br />
für ihre Aktivitäten wesentlich geeigneter gelegen<br />
ist und über einen großen Versammlungssaal<br />
verfügt. Dies war Resultat der Bewusstseinsarbeit<br />
und Mitverantwortung unter den<br />
Mitgliedern, die regelmäßig ihren monatlichen<br />
Geldbeitrag überwiesen hatten und somit eine<br />
höhere Miete ermöglichen konnten. Aber das<br />
Wichtigste war der Meinungswandel der Mitglieder<br />
der FUMAC-Räte und der PRONAT nach<br />
ihrer Teilnahme an den Aktivitäten der Organisations-<br />
und Erziehungsgruppe des Projekts.<br />
Sie fingen nun an, sich den Manipulationsversuchen<br />
seitens der Gemeinde zu widersetzen.<br />
Darüber hinaus erlangten sie die Zustimmung<br />
der Vertreter der so genannten Oligarchen<br />
(traditionelle Rechte), die immer noch lokal die<br />
Macht kontrollierten. Auch ging die Verwaltung<br />
respektvoller mit den Landarbeitern um, die der<br />
PT (Arbeiterpartei) angehörten und die stärkste<br />
Opposition in der Gemeinde darstellten.<br />
Bei diesem Treffen versprachen die Vorsitzenden<br />
der CACTU, dem Verband bei der Organisation<br />
des kollektiven Baus der Zisternen zu<br />
helfen. Diese Unterstützung war erforderlich,<br />
da der begünstigte Verein in organisatorischen<br />
Schwierigkeiten steckte. Als nächstes wurde<br />
eine Gemeindeversammlung in den Dörfern<br />
einberufen, um die notwendigen Entscheidungen<br />
zur Ausführung der Arbeiten zu treffen<br />
(Lokalisierung der Zisternen, Arbeitsteilung und<br />
Wahlen der Kommissionsexekutive). Bei dieser<br />
Gelegenheit wurden die Zusagen der GEAS<br />
und der NGO sowie die Grundprinzipien der<br />
Gemeindeorganisation wiederholt. Für die Fertigstellung<br />
der Arbeit wurden drei Monate festgelegt,<br />
da dieses Projekt parallel zur gewöhnlichen<br />
Landarbeit lief. Die Spendengelder<br />
dienten der Finanzierung von Arbeitsmaterialien,<br />
die Arbeitskraft wurde von den begünstigten<br />
Familien der Gemeinde in Eigenleistung<br />
erbracht. Der Verbandsvorsitzende versprach<br />
eine Einweihungsfeier in der besten gastronomischen<br />
Tradition des Landes. Die GEAS hatte<br />
die Verantwortung der Durchführung der Arbeiten<br />
zu garantieren, während die NGO die<br />
finanziellen Spenden erbrachte. Die Betreuung<br />
wurde durch Kontakte zu den Vorsitzenden der<br />
Verbände und der Gewerkschaft ermöglicht.<br />
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