Seite 22 TELEFUNKEN – ZEITUNG Nr.17 der-Ausschüsse zum Studium der Einrichtungen entsandt. Als bemerkenswertes Ereignis mag noch der Besuch des zweiten internationalen funkentelegraphischen Kongresses erwähnt werden, der 1906 in Berlin tagte. Der Abschnitt 1909—1911. In den Jahren 1906—1907 war durch die Poulsen'sche Methode zur Erzeugung ungedämpfter Schwingungen eine große Bewegung in die drahtlose Technik gekommen. Die vielfach vorausgesagte Verdrängung der Funkenmethode durch die Bogenlampensender trat jedoch nicht ein. Im Gegenteil. Ein gewaltiger Anstoß zur besseren Ausgestaltung der Funkensender durch die Wien'sche Entdeckung der Stoßfunkenerregung war die Folge der Einführung einer größeren Anzahl unbrauchbarer Bogenlampensender. Nach zweijähriger angestrengter Laboratoriumsarbeit war es Telefunken gelungen, die erste tönende Löschfunkenstation mit l kW Antennenenergie fertigzustellen. Diese Station, auf einem Handelsschiff eingebaut, erregte die Bewunderung aller übrigen Stationen, die Gelegenheit hatten, die konstanten und reinen tönenden Zeichen dieses Senders zu hören. Was lag näher, als die großen Vorzüge dieses <strong>Systems</strong> so schnell wie möglich mit großer Leistung in Nauen zu verwenden? Der gewaltige Aufstieg Telefunkens setzte mit Einführung des tönenden Löschfunkensystems ein und mit ihm auch die rasche Entwicklung der Nauenstation. Der Uebergang <strong>von</strong> einer Versuchsstation in eine immer mehr betriebsbrauchbare Verkehrsstation war damit angebahnt. Verfolgen wir die Vorgänge einzeln. Zur Aufstellung der neuen Senderanlage wurde durch einige Vergrößerungen des Stationshauses Platz geschaffen. In den Räumen des Erdgeschosses wurde der tönende Sender (Tafel 2, Abb. 2) eingebaut, im benachbarten Zimmer die Empfangsanlage (Tafel 2, Abb. 3) derart, daß der Telegraphist durch das Fenster das Arbeiten des Senders beobachten konnte. Als Kraftquelle diente die Lokomobile; der Wechselstromgenerator wurde durch eine Gleichstromdynamo ersetzt und in einem Anbau eine Akkumulatorenbatterie als Reserve untergebracht. Durch Parallelarbeiten beider konnten mit dem Sender ohne Schwierigkeit 35 kW in der Antenne erzielt werden. Die wirksame Höhe der Antenne (Tafel 5, Abb. 2) war durch Aufstellung <strong>von</strong> 12 Hilfsmasten <strong>von</strong> 30 m Höhe verbessert worden. Die Erfolge mit dieser Senderanlage waren geradezu überraschend. Systematisch durchgeführte Reichweitenversuche mit dem eigens zu diesem Zwecke ausgerüsteten großen Frachtdampfer „Bosnia“ ergaben eine gute Übertragung bis auf eine Entfernung <strong>von</strong> 5000 km. Das Eis war gebrochen: Mit Hilfe des Reiches wurden nunmehr Empfangsversuche in Togo durchgeführt, um die Grundlagen <strong>für</strong> eine funkentelegraphische Verbindung Nauens mit Togo und weiter <strong>von</strong> Togo nach Windhuk zu schaffen. Diese Versuche verliefen so zufriedenstellend, daß dieser Plan feste Gestalt annahm. Zu seiner Ausführung mußte zu einem völlig neuen Hausbau geschritten werden, wie er im folgenden Abschnitt geschildert wird. Während dieses Neubaues kam der Sendebetrieb in Nauen zur Ruhe, Der vorstehend beschriebene Sender fand ein neues Heim in Sayville auf Long Island bei New York, wo die mit Telefunken in Verbindung stehende Atlantic Communication Co. eine große Küstenstation errichtete. Ing. van der Woude, der die erste große tönende Anlage in Nauen eingebaut hatte, erhielt die Aufgabe, sie auch in Sayville aufzustellen, Diese Station hat besonders im Laufe des ersten Kriegsjahres gute Dienste im Verkehr mit Nauen geleistet. Der Abschnitt 1911—1916- Die Aufgabe, die Telefunken sich nach dem Ergebnis der Versuche gestellt hatte, um die Verbindung mit Togo zu sichern, war die Errichtung einer tönenden Löschfunkenanlage <strong>für</strong> 100 kW Antennenleistung, Um recht rasch eine Antenne <strong>von</strong> weit größerer wirksamer Höhe, wie bisher, und mit der nötigen Kapazität herzustellen, wurde beschlossen, auf den kräftigen vorhandenen 100 m Eisengittermast noch einen weiteren <strong>von</strong> 100 m aufzusetzen und an diesem nunmehr 200 m hohen Träger eine mächtige Schirmantenne zu befestigen. Allein bereits im Frühjahr 1912, noch bevor die Inbetriebnahme der fast fertiggestellten neuen Senderanlage stattfand, stürzte bei einem Sturm der obere Teil des Turmes ab, durchschlug die Halteseile des unteren Turmes und brachte auch diesen zu Fall. Stationsgebäude und Menschen blieben wie durch ein Wunder unbeschädigt, Telefunken entschloß sich <strong>für</strong> die in Aussicht genommene Verbindung mit der Gegenstation in Togo <strong>von</strong> dem Wiederaufbau einer Schirmantenne abzusehen.
Abb. 3. Senderraum Abb. 2. Maschinenhalle Abb. 4. Empfängerraum Abb. 1. Altes und neues Betriebsgebäude Tafel 3. Abschnitt 1911 bis 1916