Digitalisiert von Thomas Günzel für www ... - Nonstop Systems
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Seite 86 TELEFUNKEN – ZEITUNG Nr.17<br />
Gerade will Februzius seine Versuche einstellen,<br />
als die Heliumröhre ein merkwürdiges<br />
rhythmisches Flackern zeigt. Er stellt seinen<br />
Apparat genauer ein und beobachtet ein stärkeres<br />
rhythmisches Aufleuchten der Röhre.<br />
Verwundert klemmt der Gelehrte sich einen<br />
Fernhörer an die Ohren und vernimmt in diesem<br />
ein schwaches, zirpendes Geräusch. Rasch<br />
schaltet er einen kleinen Apparat, in dem er<br />
eine einzelne kleine birnenartige Röhre zum<br />
Aufleuchten bringt — einen Hochfrequenzverstärker<br />
<strong>für</strong> drahtlose Wellenzüge — ein. Nun<br />
hört er im Kopftelephon deutliche, scharf abgerissene<br />
Zeichen, die er niederschreibt: . . . how<br />
strong are our wireless telephone signals —<br />
Nauen.<br />
Dann hören die Zeichen wieder auf. Professor<br />
Februzius merkt sich die Wellenlänge, auf<br />
der er die unverständlichen Worte gehört hat,<br />
und versucht durch weitere Schaltungen noch<br />
mehr aufzunehmen. Nach etwa 30 Sixionen*)<br />
flackert die Heliumröhre wieder auf, und es<br />
sind abermals zirpende Geräusche im Fernhörer<br />
zu vernehmen. Es gelingt Professor Februzius<br />
jedoch erst nach verschiedenen Schaltungen,<br />
die Zeichen deutlicher und abhörbar zu<br />
machen:<br />
. . . here very clear. We understand you very<br />
well. — Avanui.<br />
Wieder verschwinden die Zeichen. Trotz<br />
aller Bemühungen kann der Forscher sie während<br />
des ganzen Heliofinis**) nicht wieder<br />
vernehmen. Tief nachdenklich verläßt er gegen<br />
Helionadirus***) das Laboratorium.<br />
Zwei Heliosfinen später hat Professor<br />
Februzius seine Fachgenossen <strong>von</strong> der Fernkraftzentrale<br />
im Laboratorium um sich versammelt<br />
und richtet an die Versammelten<br />
folgende Ansprache:<br />
„Werte Genossen, ich habe Sie hierher gebeten,<br />
um Ihnen etwas sehr Merkwürdiges mitzuteilen.<br />
Vor zwei Heliosfinen wollte ich an<br />
der hiesigen großen Kontrollantenne <strong>für</strong> unsere<br />
drahtlos ferngelenkten Luftfahrzeuge eine meiner<br />
neuen Heliumröhren, die ich, wie Sie alle<br />
wissen, <strong>für</strong> unsere Fernlenkfahrzeuge als Beleuchtungskörper<br />
benutzen will, ausprobieren<br />
und feststellen, welche Sendeenergie genügt, um<br />
die Röhren zum Aufleuchten zu bringen. Sie<br />
wissen ferner, daß die Heliumröhre, wenn sie<br />
als Wellenanzeiger in einen Empfangsapparat<br />
geschaltet ist, äußerst empfindlich gegen drahtlose<br />
Schwingungen ist. — Ich beobachtete den<br />
drahtlosen Verkehr des Passagierluftschiffes<br />
*) Marsminuten<br />
**) Marsabend<br />
***) Marsmitternacht<br />
„Ophalius“, welches gerade mit der bekannten<br />
Fernkraftzentrale Wulpurgium auf der östlichen<br />
Hälfte unseres Planeten drahtlos telephonierte<br />
und um Verstärkung der Betriebsenergie <strong>für</strong><br />
sich bat, da ein Propeller wegen nötiger Reparatur<br />
abgestellt werden mußte. Gleichzeitig<br />
hatte ich das Luftfahrzeug durch unser Spiegelfernrohr<br />
festgestellt. Die Heliumlampe leuchtete<br />
trotz der außerordentlichen Entfernung der<br />
sendenden Luftschiffstation sehr hell und<br />
stetig, so daß ich über das Ergebnis meiner<br />
Untersuchungen und Versuche recht erfreut<br />
war. Nach einiger Zeit zeigte die Lampe ein<br />
merkwürdiges rhythmisches Flackern, welches<br />
bei feinerer Einstellung noch bedeutend stärker<br />
wurde. Ich schaltete unseren allerneuesten<br />
Hochfrequenzverstärker ein und konnte im Maximum-Fernhörer<br />
leise zirpende, rhythmische<br />
Geräusche wahrnehmen. Am gestrigen Heliofinis<br />
haben meine verehrte Assistentin, Genossin<br />
Anonia, und ich die Schaltung noch verbessert<br />
und die ankommenden Zeichen niedergeschrieben.<br />
Die Abzüge mit den aufgenommenen<br />
Worten, die unser genialer Meister der<br />
Dechiffrierkunst, Genosse Defralius, zusammengestellt<br />
hat, wird unser junger Fachgenosse<br />
Cadetius jetzt verteilen.<br />
Auf den Abzügen waren in der einfachen<br />
Schrift der Marsbewohner folgende Worte zu<br />
lesen:<br />
„Wireless high power Station Avanui, New<br />
Zeeland.<br />
Please answer by radio how strong are our<br />
wireless telephone signals — Nauen."<br />
„Wireless high power Station Nauen, Germany.<br />
Your wireless telephony is here very clear.<br />
We understand you very well. — Avanui.”<br />
„Werte Genossen,“ fuhr Professor Februzius<br />
fort, „ich weiß zwar nicht, was das Aufgenommene<br />
heißt. Es liegt jedoch klar auf der<br />
Hand, daß <strong>von</strong> irgendwo aus in einer uns<br />
fremden Sprache drahtlos telegraphiert wird<br />
und zwar nach einem Zeichensystem, das dem<br />
unserigen nicht sehr fernstehen dürfte. Ich bin<br />
nach vielen Ueberlegungen zu der Ueberzeugung<br />
gekommen, daß die hier aufgenommenen<br />
Zeichen <strong>von</strong> unserem Nachbarplaneten,<br />
dessen stilles Leuchten uns jede Nacht erfreut,<br />
dem Heliopresto,*) mit dem wir schon seit<br />
vielen Heliotunden**) Verbindung suchen,<br />
stammen. Es ist nunmehr unsere Aufgabe, zu<br />
erreichen, daß zwischen uns und dem Heliopresto<br />
eine drahtlose Verbindung hergestellt<br />
wird. Wir müssen also auch durch drahtlose<br />
*) Erde<br />
**) Marsjahre