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Anhang NMS‐Einsichten von Elke Kraiger S.17<br />
Inspirationsquellen zum Thema Beziehungspädagogik von Elke Kraiger:<br />
Inspirationsquellen<br />
Kersten Reich:<br />
„Beziehungsdidaktik ist für mich immer und zuerst eine Wertschätzung gegenüber dem anderen und sich selbst.<br />
Wertschätzung gegen sich selbst erscheint im Selbstwert. Virginia Satir hat eindrucksvoll gezeigt, wie der<br />
„Selbstwerttopf“ bestimmend für die Konstruktionen von Wirklichkeiten und von anderen ist. Und als Lerner haben<br />
wir viele Lehrende kennen gelernt, die wir von ihrem Selbstwert her auch für die Wertschätzung, die sie geben<br />
können, einschätzen: Der Selbstwert entscheidet sehr oft, ob Beziehungen gelingen und wie dann auch die inhaltliche<br />
Kommunikation vonstatten geht. Habe ich ein hohes Selbstwertgefühl, dann fällt es mir leichter, Kritik zu ertragen,<br />
Niederlagen zu verstehen, nicht mit jedermann Freund werden zu müssen, nein sagen zu können, wenn<br />
ich wirklich nein meine, Grenzen zu setzen, auch wenn ich anschließend nicht mehr von allen geliebt werde, Beziehungen<br />
mit einem Satz möglichst offen und doch immer wertschätzend und klar gestalten zu können. Für die<br />
Seite des anderen bedeutet dies dann, dass ich ein Gefühl für den anderen entwickle, nicht immer erst im Nachhinein<br />
erfahre, was ich alles falsch gemacht und wo ich andere verletzt habe, sondern auch schon im Voraus Gefühle<br />
eines anderen antizipieren lerne. Wertschätzung fällt uns immer dann leicht, wenn wir unsere eigenen Sichtweisen<br />
in anderen spiegeln können: 'So »sind« wir und das ist gut so'. Zur Wertschätzung gehört aber auch, dass<br />
ich fremde, zerstörerisch erscheinende, schädigende oder mich störende oder gar verletzende Handlungen zu<br />
verstehen suche, ohne sie teilen zu müssen. Wertschätzung auf der Beziehungsseite bedeutet, andere verstehen<br />
zu wollen, indem ich ihr Anderssein nachempfinde und beachte. Dazu muss ich das wertschätzen, was »ist«, was<br />
mir aber zugleich erlaubt, eine Distanz aufzunehmen und nach der Wertschätzung (= dem Eingeständnis, wie es<br />
auch zu mir negativ erscheinenden Handlungen gekommen ist) mit den Beteiligten eine Veränderung des Bestehenden<br />
anzustreben. Die Wertschätzung kann also nicht bedeuten, nur sich und seine eigenen Ziele und Vorstellungen<br />
zu schätzen. Und dies, so denke ich, ist ein wesentlicher Einstieg in die Beziehungsdidaktik. Und es ist<br />
eine Grundvoraussetzung für alle die, die in irgendeiner Form Lehrer/in sein wollen.“ (Kommentar in „Simons Systemischer<br />
Kehrwoche“ vom 25.11.2005)<br />
Reinhold Miller:<br />
Miller (2003) geht davon aus, dass „Beziehungsdidaktik“ „notwendig ist, um die<br />
zwischenmenschlichen Beziehungen in der Schule nicht (nur) der Spontaneität und der<br />
Beliebigkeit zu überlassen, sondern um sie bewusst zu machen und zu reflektieren, sie einer kritischen Prüfung<br />
zu unterziehen und um vor allem „Übungsfelder“ einzurichten, in denen Beziehungslernen (als Beziehungsarbeit)<br />
für Lehrer/innen ebenso wie für Schüler/innen möglich ist.“<br />
Soziale Beziehungen haben immer auch eine Dimension von Nähe und Distanz, und eine<br />
andere von Zuneigung und Ablehnung. Dahinter steht immer die Absicht, eine positive<br />
Wertschätzung für das eigene Selbst zu schaffen.<br />
Um den An- und Herausforderungen des Alltagsleben gewachsen zu sein („life skills“),<br />
bedarf es der Mithilfe von Erwachsenen. Sie sind mitverantwortlich für die Entwicklung und Schicksale ihrer Kinder.<br />
Orientierung und Kooperation gelingt über Bindung, nicht über Wertung und Disziplin.<br />
Kinder und Jugendliche orientieren sich an Bezugspersonen und deren Verhalten, an der<br />
Reaktion der Erwachsenen auf ihre Aktion, an der Zuverlässigkeit des Verhaltens der<br />
Bezugsperson.<br />
Zusammenfassend braucht Beziehung,laut Miller (2005) folgende Voraussetzungen (und das gilt für den familiären<br />
ebenso wie für den schulischen Begegnungsraum):<br />
positive Wertschätzung (Achtung vor sich selbst und anderen gegenüber)<br />
Akzeptanz verschiedener Realitäten und Wahrnehmungen<br />
Förderung einer guten Atmosphäre<br />
Empathie<br />
Zusammenarbeit in der Gruppe<br />
Aufgeschlossenheit (und auch kritisches Denken)<br />
Phantasie und Kreativität