PDF file - Öko-Institut eV
PDF file - Öko-Institut eV
PDF file - Öko-Institut eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
l»ko-<strong>Institut</strong> e.V.<br />
1DFKKDOWLJH(UQlKUXQJ<br />
sich in anderen Entscheidungen der WTO-Schiedsgerichte fort. Jüngster Fall ist der<br />
Schutz von Meeresschildkröten durch die USA.<br />
%HLVSLHO$XVOHJXQJVSUD[LVGHU:723DQHOV²7XUWOH6KULPSV&DVH<br />
Meeresschildkröten sind im Washingtoner Artenschutzabkommen als vom Aussterben bedrohte Art<br />
gelistet. Jährlich gehen bis zu 150.000 Schildkröten in engmaschigen Netzen, die zum Garnelenfang<br />
eingesetzt werden, zugrunde.<br />
Die USA erließ deshalb Schutzmaßnahmen für die bedrohten Schildkröten. Heimische Fischer wurden<br />
durch den 1987 erlassenen Endangered Species Act verpflichtet, ihre Netze mit Ausstiegshilfen für<br />
Schildkröten zu versehen. Die USA verhängten außerdem ein Importverbot für Garnelen aus Ländern,<br />
die keinen wirksamen Schildkrötenschutz betreiben.<br />
Alsbald klagten Indien, Malaysia, Pakistan und Thailand unter Berufung auf ihre Freihandelsinteressen.<br />
Die WTO gab dieser Klage im Herbst 1998 endgültig statt und forderte die USA auf, das Einfuhrverbot<br />
aufzuheben. Zwar hat die Berufungsinstanz zumindest anerkannt, dass es grundsätzlich<br />
legitim sei, wenn Staaten ihren Marktzugang von der Einhaltung von Artenschutzmaßnahmen abhängig<br />
machen. Aber im Ergebnis wird der Gebrauch dieser Möglichkeit - ähnlich wie im Thunfisch-<br />
Delphin-Fall - an zu hohe Bedingungen geknüpft und die USA wurde darauf verwiesen, ihre Schutzmaßnahmen<br />
im Rahmen multilateraler Abkommen zu vereinbaren. Das aber, so fürchten Naturschutzexperten,<br />
käme einem Todesstoß für die Schildkröten gleich.<br />
=XVDPPHQIDVVXQJ<br />
Für die Umwelt haben die Entscheidungen der WTO-Panels gravierende Auswirkungen:<br />
Die Globalisierung der Umweltproblematik schreitet unaufhaltsam voran, aber<br />
die Möglichkeiten der Einzelstaaten, durch Handelsmaßnahmen die grenzüberschreitende<br />
Umweltpolitik zu gestalten, kann damit nicht Schritt halten. Ob und unter welchen<br />
Bedingungen es erlaubt sein sollte, die Umweltpolitik anderer Länder durch<br />
Handelsmaßnahmen zu beeinflussen, ist einer der zentralen Punkte bei der Diskussion<br />
um Handel und Umwelt und bedarf im GATT-Regime einer deutlicheren Regelung<br />
als der umstrittenen Auslegung eines Panels. Wenn es nicht möglich ist, Handelssanktionen<br />
zum grenzüberschreitenden Umweltschutz zu erlassen, ist eine wirkungsvolle<br />
internationale Umweltpolitik kaum möglich. Einmal mehr überholt die<br />
Liberalisierung des Welthandels den Umweltschutz.