PDF file - Öko-Institut eV
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l»ko-<strong>Institut</strong> e.V.<br />
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Schon vor drei Jahren hat der EU-Kommissar Sir Leon Britten eine neue Welthandelsrunde<br />
gefordert und ihr sogleich mit dem Wort „millenium round“ ein attraktives<br />
Etikett umgehängt (FAZ 01.02.1999). Mittlerweile ist eine neue Welthandelsrunde in<br />
aller Munde und wird von Seiten der Industriestaaten mit Nachdruck gefordert. Die<br />
Entwicklungsländer sind eher zurückhaltend. Für sie birgt eine weitere Liberalisierung<br />
die Gefahr, dass die Schere zwischen Industrie- und Entwicklungsländern weiter<br />
auseinander klafft, zumal es vielen Entwicklungsländern - aber auch anderen<br />
Staaten - noch nicht einmal gelungen ist, die Verpflichtungen der letzten Welthandelsrunde<br />
zu erfüllen (SZ 03.02.1999).<br />
Und dennoch, die neue Handelsrunde gilt als sicher, seitdem auch die USA sich zu<br />
deren Fürsprecher gemacht hat (FAZ 01.02.1999). Das Weltwirtschaftsforum in Davos<br />
im Februar 1999 war eine geeignete Plattform für die amerikanische Handelsbeauftragte<br />
Charlene Barshefsky, einmal mehr eine weitere Liberalisierung des GATT<br />
zu fordern und den Protektionismus zu bannen.<br />
Nicht ohne Grund wird aber jetzt schon von allen Seiten davor gewarnt, das „Trauerspiel<br />
der Uruguay-Runde zu wiederholen“ (FAZ 01.02.1999). So fordern sowohl der<br />
EU-Kommissar Sir Leon Britten als auch der kanandische Handelsminister Sergio<br />
Marchi und die amerikanische Handelsbeauftragte Charlene Barshefsky, die Welthandelsrunde<br />
dürfe nicht länger als vier Jahre dauern. Doch nimmt man die bisher<br />
geäußerten Themen als Maßstab, scheint dies ein ambitioniertes Ziel. Der amerikanische<br />
Vizepräsident Albert Gore hat insbesondere auf dem Agrarsektor eine Handelsinitiative<br />
gefordert, die in der EU und in Japan nicht auf Zustimmung stoßen<br />
wird: Die USA - so Gore - wünschen „breitangelegte und tiefe Schnitte bei den Agrarzöllen,<br />
die komplette Aufhebung der Agrar-Exportsubventionen und den freien<br />
Handel bei Gen-Lebensmitteln“ (SZ 30./31.01.1999). Gerade mit dieser Forderungen<br />
stoßen die USA aber auf großen Widerstand. Dies zeigt sich auch bei der im Februar<br />
1999 vorerst letzten Runde zur Verabschiedung des Biosafety-Protokolls: Die Amerikaner<br />
standen einer überwältigenden Mehrheit von 128 Staaten gegenüber, die den<br />
Handel mit gentechnisch veränderten Organismen regulieren und einschränken<br />
wollten.<br />
Der Prozess der fortschreitenden Liberalisierung bleibt also weiterhin spannend und<br />
umstritten. Ob der WTO auf einer neuen Verhandlungsrunde ein Ausgleich zwischen<br />
Handel, Umwelt und Entwicklungsländern gelingt, ist weiterhin zweifelhaft. Eine<br />
konsequente Ausrichtung auf eine nachhaltige Entwicklung ist kaum zu erwarten.