PDF file - Öko-Institut eV
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•»ko-<strong>Institut</strong> e.V.<br />
Der Begriff „Notwendigkeit“ in Art. XX (b) GATT war von den Schiedsausschüssen<br />
dahingehend ausgelegt worden, dass eine Maßnahme nur dann als notwendig gilt,<br />
wenn einem Vertragsstaat kein anderes genauso geeignetes Mittel für die Erreichung<br />
seines Politikziels zur Verfügung steht. Für die Umweltabkommen kann diese Auslegung<br />
gravierende Folgen haben. CITES und die Basel Convention enthalten fast ausschließlich<br />
Handelsbeschränkungen. Weil jedoch auch weniger einschneidende<br />
Maßnahmen zur Handelslenkung in Frage kommen, wie z.B. Abgaben, besteht die<br />
Gefahr, dass diese Konventionen gegenüber den WTO-Übereinkommen immer zurücktreten<br />
müssen, wenn es um den Schutz von Menschen, Tieren und Pflanzen geht.<br />
Damit würde die Existenzberechtigung der MEAs grundlegend in Frage gestellt werden<br />
(BRACK 1997). Im Thunfisch-Delphin-Fall hat das Schiedsgericht ferner festgestellt,<br />
dass exterritoriale Maßnahmen unzulässig sind, soweit sie über das Hoheitsgebiet<br />
eines Staates hinausgehen. Die Vertragstaaten könnten nur im Bereich<br />
ihrer Souveränität tätig werden und dürften demnach nicht durch Umweltmaßnahmen<br />
indirekt auf die Umweltpolitik anderer Staaten Einfluss nehmen 35 . Für die<br />
MEAs zeichnet sich hier eine weitere Konfliktsituation ab, da sie gerade darauf beruhen,<br />
Maßnahmen zum globalen Umweltschutz zu ermöglichen. Der Begriff<br />
„gleichartige Produkte“ („like Produkts“) in Art. III Absatz 4 GATT wurde im<br />
Thunfisch-Delphin-Fall dahingehend ausgelegt, dass Produktionsstandards nicht erfasst<br />
werden dürfen. Demzufolge dürfen nationale Regelungen, die das Produktionsverfahren<br />
betreffen, nicht auf ausländische Produkte angewendet werden.<br />
Auch hier kann die enge Auslegung des GATT durch die Schiedsgerichte zu einer<br />
Unvereinbarkeit von MEA-Bestimmungen führen, die Umweltschutzmaßnahmen in<br />
Bezug auf das Produktionsverfahren zulassen.<br />
Einmal mehr wird ersichtlich, welche weitreichenden Auswirkungen die restriktive<br />
Auslegungspraxis der Panel mit sich bringt. Das CTE hat deshalb die Vereinbarkeit<br />
von MEAs mit dem GATT und die möglicherweise erforderliche Abänderung des<br />
GATT als eine ihrer vordringlichen Aufgaben angesehen (http://www.wto.org/wto/<br />
environ/relation.htm).<br />
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Für Umweltschutzmaßnahmen, die auf internationalen Abkommen beruhen, wird<br />
deshalb von den meisten Mitgliedstaaten eine Reform des GATT, insbesondere auch<br />
des Art. XX GATT für notwendig erachtet. Die Lösungsansätze, die von den einzelnen<br />
Mitgliedstaaten in den CTE-Meetings geäußert wurden, sind denkbar vielfältig,<br />
lassen sich jedoch im wesentlichen auf drei Standpunkte zusammenfassen:<br />
35 Während die Auslegung im Thunfisch-Delphin-Fall auffallend restriktiv war, zeichnet sich nunmehr eine<br />
moderatere Auffassung durch das WTO-Appellate Body ab. Im sogenannten Reformulated-Gasoline-Fall hat<br />
das Appellate Body im Ergebnis festgestellt, daß die unterschiedliche Behandlung von in- und ausländischen<br />
Erdölraffinerien durch die USA durchaus zum Schutz der Luft in den USA gerechtfertigt sein kann (BRAX<br />
1997).