Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2013-10-28 (Vorschau)

in Matt Cohler von Benchmark Capital
sehr dankbar. Er hat ja Facebook und
LinkedIn als Manager mit aufgebaut und
dadurch viel Erfahrung. Wir wollten schon
vor Jahren unsere Jobbörse kostenpflichtig
machen. Cohler war strikt dagegen. Er war
der Meinung, dass die Nutzer erst mal die
Jobbörse gratis nutzen sollen. Wenn sie
deren Wert überzeuge, würden sie auch für
weiter gehende Dienstleistungen zahlen.
Damit hat er recht gehabt.
Was machen Sie mit den 35 Millionen Dollar
aus der jüngsten Finanzierungsrunde?
Wir wollen Researchgate noch stärker etablieren.
Etwa 50 Prozent aller Wissenschaftler
weltweit haben wir schon als Nutzer.
Das wollen wir ausbauen und mit dem
Kapital die Gewinnschwelle erreichen.
Wie wollen Sie das schaffen?
Unsere Jobbörse ist bereits die größte
Online-Stellenbörse für Wissenschaftler
weltweit. Die wollen wir um kostenpflichtige
Dienste erweitern, wenn eine Anzeige
beispielsweise stärker herausgestellt werden
soll. Einnahmemöglichkeiten sehen
wir auch im Konferenzgeschäft, wenn
beispielsweise Konferenzen beworben
werden sollen. Zudem beabsichtigen wir,
einen Online-Marktplatz für wissenschaftliche
Ausrüstungsgegenstände aufzubauen,
eine Art Amazon für die Wissenschaft.
Haben Sie schon ein Kaufangebot für
Researchgate bekommen?
Nein. Wir würden es auch ausschlagen.
Warum?
Das wäre für mich das Eingeständnis des
Scheiterns. Ich und meine Mitgründer, wir
wollen die populärste Wissenschaftler-
Plattform der Welt etablieren und zugleich
ein erfolgreiches Unternehmen. Warum
sollte man so etwas verkaufen?
Zum Beispiel, weil einige der Investoren
Gewinn oder Kasse machen wollen?
Gewinne kann man auch mit einem selbstständigen
Unternehmen erzielen.
Oder durch einen Börsengang?
Vielleicht. Aber das steht momentan nicht
zur Debatte.
Ihr ehemaliger Professor in Deutschland
hatte es abgelehnt, dass Sie sich neben
Ihrem Medizinstudium halbtags als
Internet-Gründer versuchen. Sieht er
das heute als Fehler?
Er hat mich neulich angeschrieben und zu
seiner Konferenz eingeladen. Aber ich bin
ihm überhaupt nicht gram, sondern sogar
sehr dankbar. Er hatte völlig recht, dass man
sich auf eine Sache konzentrieren muss. In
meinem Fall eben Researchgate.
n
matthias.hohensee@wiwo.de | Silicon Valley
WirtschaftsWoche 28.10.2013 Nr. 44 71
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