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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2013-10-28 (Vorschau)

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finanzplatz Österreich<br />

dieses Thema aufgegriffen hat. Dabei<br />

gäbe es ein großes Potenzial, das man heben<br />

könnte, ohne die ideologische Frage<br />

„Staat oder privat“ überhaupt zu streifen.<br />

Wenn nur der Bund bei allen seinen<br />

Unternehmen auf die Sperrminorität<br />

von 25% plus eine Aktie zurückgeht,<br />

lässt sich ein Volumen von 20 bis 25 Milliarden<br />

Euro erzielen. Die können direkt<br />

in den Abbau der Staatsschulden fließen.<br />

Da profitieren also bei Weitem nicht nur<br />

der Kapitalmarkt und die Anleger, sondern<br />

auch der Staatshaushalt.<br />

Die finanzmärkte und ihre teilnehmer<br />

werden ja gerade strenger reguliert, großteils<br />

geht die initiative von brüssel aus.<br />

sind das notwendige einschränkungen,<br />

oder erwarten sie da belastungen?<br />

Als Marktliberaler würde ich sagen: Natürlich<br />

brauchen Märkte einen funktionierenden<br />

regulatorischen Rahmen, damit<br />

es dort fair zugeht. Aber man muss<br />

sehr darauf achten, nicht durch überschießende<br />

Regelungen den Markt zu lähmen.<br />

Ich denke, dass wir ausreichende Regularien<br />

haben und sie nur „scharf machen“<br />

müssten, also entschlossen anwenden.<br />

Die wiener börse ist traditionell stark in<br />

osteuropa aufgestellt, aber die cee-länder<br />

stecken in der krise. wird die einstige<br />

stärke nicht zum klotz am bein?<br />

Keineswegs. Dass der CEE-Raum kriselt,<br />

ist in mehrfacher Hinsicht eine unzulässige<br />

Vereinfachung. Zum einen darf<br />

man nicht alle Länder Zentral- und Mitteleuropas<br />

über einen Kamm scheren.<br />

Und zweitens muss man einfach sehen,<br />

dass die Wachstumsraten in diesen Ländern<br />

immer noch deutlich höher sind als<br />

in Deutschland und Österreich. Wenn<br />

Sie die Zahlen für <strong>2013</strong> hernehmen, da<br />

steht es 1,8% in CEE zu 0,5% bei uns, für<br />

2014 lauten die Prognosen 2,9% zu 1,6%.<br />

Dazu kommt, dass in allen CEE-Ländern<br />

mit Ausnahme Ungarns die Staatsverschuldung<br />

deutlich niedriger liegt als<br />

in Österreich. Mitteleuropa bleibt ein interessanter<br />

Raum für Investoren, und unsere<br />

Expertise dort bleibt unsere Stärke.<br />

wie wirkt sich das niedrige zinsniveau<br />

auf den aktienhandel aus?<br />

Es beschert uns einen Boom bei Corporate<br />

Bonds. An der Wiener Börse wurden<br />

im Vorjahr Unternehmensanleihen<br />

um rund 5 Milliarden Euro platziert,<br />

heuer waren es bereits Ende September<br />

über 4 Milliarden. Dazu kommen immer<br />

mehr ausländische Bonds, auch deutsche,<br />

die bei uns gelistet werden. Weil das so<br />

zunimmt, haben wir ab 1. Oktober ein eigenes<br />

Premiumsegment geschaffen, Corporate<br />

Prime, wo es sehr strenge Qualitätskriterien<br />

gibt, unter anderem auch<br />

eine Stückelung, die <strong>10</strong>.000 Euro nicht<br />

übersteigt, weil die Papiere auch für Privatanleger<br />

interessant sein sollen.<br />

manche halten den boom bei corporate<br />

bonds für eine weitere blase.<br />

Das sehen wir nicht so. Wir glauben, dass<br />

sich da nachhaltig etwas entwickelt, deswegen<br />

wollen wir auch von Anfang an mit<br />

einem Prime Segment dabei sein.<br />

wie hat sich das verhalten der privatanleger<br />

insgesamt verändert? setzen die aktienkäufer<br />

auf bewährte blue chips oder<br />

suchen sie eher nach unentdeckten nischen?<br />

Der Markt geht deutlich in Richtung<br />

Stockpicking, die Anleger sehen sich die<br />

einzelnen Unternehmen sehr genau an<br />

und differenzieren sehr stark, das sehen<br />

wir bei unseren internationalen Roadshows<br />

immer wieder. Österreichs Unternehmen<br />

weisen eine große Nähe zu<br />

Osteuropa auf, aber es gibt auch viele<br />

namhafte Unternehmen, die international<br />

tätig sein. Wir haben nicht zuletzt deshalb<br />

heuer einen neuen Index aufgelegt, den<br />

ATX Global Players, der bewusst Investoren<br />

ansprechen soll, die ihren Schwerpunkt<br />

außerhalb Europas und Osteuropas<br />

legen wollen. In diesem Index sind 15<br />

große österreichische Unternehmen, die<br />

mindestens 20% ihres Umsatzes außerhalb<br />

Europas machen.<br />

steigt die nachfrage insgesamt? Das<br />

niedrige zinsniveau müsste doch vermehrt<br />

privatanleger <strong>vom</strong> sparbuch zurück<br />

zu den aktien holen?<br />

Da bahnt sich ohne Zweifel wieder ein<br />

Umdenken an, auch deshalb, weil sich auf<br />

der Aktienseite die Bewertungen stark<br />

verändert haben. Wir sehen derzeit fast<br />

durchwegs sehr moderate Kurs-Gewinn-<br />

Verhältnisse. Leider werden Privatanleger<br />

in Österreich nach wie vor durch die<br />

Wertpapier-KESt (Kapitalertragsteuer<br />

– eine Quellensteuer von 25% auf Kursgewinne;<br />

Anm.) verschreckt, die hat den<br />

Markt für Privatanleger regelrecht abgewürgt.<br />

womit wir wieder bei den wünschen an<br />

die politik wären.<br />

Am besten wäre es, die Wertpapier-KESt<br />

öffentlichkeitswirksam abzuschaffen. Das<br />

wäre ein starkes Signal für den Kapitalmarkt.<br />

österreich starkes land 2/<strong>2013</strong> 35<br />

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