Kirche mitten drin« Sozialer, struktureller und ... - Kirche findet Stadt
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10 10/2013 epd-Dokumentation<br />
können (Thies). Gefragt ist insofern auch eine<br />
Wertediskussion zum Stellenwert kirchlicher <strong>und</strong><br />
diakonischer Arbeit in der modernen Gesellschaft<br />
(Schönfeld).<br />
Die Frage, ob denn <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Diakonie nicht<br />
stärker aus ihrem tradierten Rollenverständnis<br />
heraustreten <strong>und</strong> ihr Kompetenzspektrum noch<br />
erweitern sollten, um sich selbstbewusster als<br />
zivilgesellschaftliche Akteure platzieren zu können,<br />
hatten bereits die Praxisberichte aus Projekten<br />
vor Ort unausgesprochen bejaht. Das Podium<br />
bestätigte diese einzuschlagende Zukunftsstrategie.<br />
So ermutigt die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen<br />
ihre Kirchgemeinden ausdrücklich, diesen<br />
Weg der Öffnung zu gehen. Als immer wieder<br />
aufscheinendes ungelöstes Problem zeigte sich in<br />
der Diskussion, so Uwe Amrhein, die Ambivalenz<br />
der Diakonie, die einerseits Anbieter am Markt ist<br />
<strong>und</strong> andererseits im politischen Diskurs Mitgestalter<br />
auf Augenhöhe sein will. Diakonie <strong>und</strong> Caritas<br />
sollten aber in die Debatte werfen, dass sie schon<br />
deshalb politisch unterstützt werden müssen,<br />
weil sie als Dienstleister in Gebieten ohne sonstige<br />
zivilgesellschaftliche Strukturen <strong>und</strong> mit wegbrechenden<br />
öffentlichen Ressourcen (wie in Teilen<br />
Mecklenburg-Vorpommerns) die einzig verbliebenen<br />
Andockstationen für bürgerschaftliches<br />
Engagement sind (Thies).<br />
Als wichtigste Voraussetzungen dafür, dass die<br />
<strong>Kirche</strong> ihre zivilgesellschaftliche Bedeutung im<br />
Gemeinwesen bewahren kann, wurden genannt:<br />
die Öffnung von Amtskirche <strong>und</strong> Kirchgemeinde<br />
nach außen (Schönfeld); die Wiederaufnahme<br />
einer mitgestaltenden gesellschaftlichen Rolle wie<br />
zur Zeit der Wende von 1989 (Köhler); das Hinaustreten<br />
aus dem engeren kirchlichen Milieu<br />
<strong>und</strong> der Aufbau zivilgesellschaftlicher Partnerschaften<br />
zur Interessenvertretung benachteiligter<br />
Bevölkerungsgruppen – unter Bereitstellung entsprechender<br />
Arbeitsbedingungen durch die Politik<br />
(Lüddemann); eine Belebung der innerkirchlichen<br />
<strong>und</strong> der nach außen gerichteten Wertediskussion<br />
um Leistung <strong>und</strong> Botschaft kirchlichen Handelns<br />
(Kogge); die Ermutigung insbesondere der Mitglieder<br />
von Kirchgemeinden sich zu öffnen, dabei<br />
aber selbst das Maß ihrer Ausstrahlung in die<br />
außerkirchliche Zivilgesellschaft zu bestimmen<br />
(Bauer). Insbesondere im ländlichen Raum<br />
kommt den <strong>Kirche</strong>n als sichtbares Ortszentrum<br />
eine zusätzlich wichtige identitätsstiftende Funktion<br />
zu (Köhler).<br />
Zum Abschluss benannte der Moderator vier<br />
zentrale Ansatzpunkte kirchlichen <strong>und</strong> diakonischen<br />
Handelns auf dem Weg einer gemeinsamen<br />
Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
durch Staat/Kommune, <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Zivilgesellschaft:<br />
– Kirchliche <strong>und</strong> diakonische Institutionen <strong>und</strong><br />
Akteure sollten sich gegenüber der politischen<br />
Ebene als aktive Kooperationspartner auf Augenhöhe<br />
verstehen.<br />
– Die materiellen Ressourcen aller beteiligten<br />
Institutionen sollten auf die Sicherung der Infrastruktur<br />
für zivilgesellschaftliches Engagement<br />
gerichtet sein, nicht auf die Finanzierung einzelner,<br />
nur kurzzeitig wirksamer Projekte.<br />
– Die Öffnung gegenüber anderen zivilgesellschaftlichen<br />
Akteuren wäre Zielrichtung zukünftigen<br />
Handelns.<br />
– Die Landeskirchen sollten für die Beschäftigten<br />
in <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Diakonie den Wissenstransfer innovativer<br />
Praxiserfahrungen organisieren, die in<br />
der Gemeinwesenarbeit vor Ort gemacht werden.<br />
Akademiedirektor Johannes Bilz dankte den Referenten<br />
sowie den Tagungsgästen für die rege<br />
Beteiligung an den Diskussionen.