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Kirche mitten drin« Sozialer, struktureller und ... - Kirche findet Stadt

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epd-Dokumentation 10/2013 7<br />

haltigen <strong>Stadt</strong>entwicklung beinhalten ausdrücklich<br />

eine Strategie der intensiven Zusammenarbeit<br />

zwischen öffentlicher Hand, Wirtschaft <strong>und</strong> Zivilgesellschaft.<br />

Der Verdeutlichung des Ansatzes<br />

einer integrierten <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Regionalentwicklung<br />

dienten zwei Statements zur »Sicht der öffentlichen<br />

Hand auf <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Diakonie als Partner<br />

im Gemeinwesen«. Sie vermittelten Einblicke in<br />

das Selbstverständnis <strong>und</strong> die Erwartungen von<br />

Kommune <strong>und</strong> Staat an zivilgesellschaftliche<br />

Kooperationen mit den <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> ihren diakonischen<br />

Einrichtungen.<br />

– Karsten Gerkens vom Amt für <strong>Stadt</strong>erneuerung<br />

<strong>und</strong> Wohnungsbauförderung der <strong>Stadt</strong> Leipzig<br />

beschrieb die weitreichenden Kooperationsmöglichkeiten<br />

in vielen Bereichen der Daseinsvorsorge<br />

<strong>und</strong> der sozialen Arbeit, z.B. im Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsbereich, im Quartiersmanagement, in<br />

<strong>Stadt</strong>teilforen oder bei der gemeinsamen Nutzung<br />

von Gebäuden. Ein Sonderreferat zur integrierten<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklung bündelt in Leipzig die Aktivitäten<br />

der öffentlichen Hand in räumlich abgegrenzten<br />

Problemgebieten. Die Koordination quartiersbezogener<br />

Planungen von Kommune <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong><br />

zum Ausbau oder zur Umnutzung sozialer Einrichtungen<br />

wäre einer effektiveren sozialen Versorgung<br />

vor Ort dienlich. Angesichts der städtebaulichen<br />

Bedeutung <strong>und</strong> der oft zentralen Ortslage<br />

von <strong>Kirche</strong>n sollte z.B. gemeinsam nach<br />

Nutzungsmöglichkeiten für Gebäude gesucht<br />

werden, die als klassische Gotteshäuser nicht<br />

mehr unterhalten werden können. Der Einsatz<br />

öffentlicher Mittel der Städtebauförderung, z.B.<br />

aus den Programmen »Soziale <strong>Stadt</strong>« <strong>und</strong> »<strong>Stadt</strong>umbau<br />

Ost«, greift nur im baulich-investiven<br />

Bereich; eine institutionelle Positionierung der<br />

<strong>Kirche</strong> zu Fragen der <strong>Stadt</strong>erneuerung wäre wünschenswert.<br />

Insbesondere zur Lösung sozialer<br />

Konflikte in Problemgebieten kann die Städtebauförderung<br />

derzeit wenig beitragen. Deshalb wäre<br />

der Rückzug der <strong>Kirche</strong> aus dem Quartier das<br />

falsche Signal, müssten die kirchlichen Akteure<br />

vor Ort (ggf. auf der Gr<strong>und</strong>lage entsprechender<br />

Konzepte der Institution <strong>Kirche</strong>) für eine Öffnung<br />

nach außen gewonnen werden, um ihren Beitrag<br />

zur Stärkung nachbarschaftlicher Netzwerke zu<br />

leisten. Gerade in sozial benachteiligten <strong>Stadt</strong>teilen<br />

ist die Mitarbeit der <strong>Kirche</strong> an Konzepten der<br />

integrierten <strong>Stadt</strong>entwicklung wichtig <strong>und</strong> würde<br />

seitens der Kommune sehr begrüßt. Ein nicht nur<br />

christliche, sondern alle Schüler/innen ansprechendes,<br />

gemeinsam betriebenes Schulprojekt im<br />

Leipziger Osten mit seinem hohen Migrantenanteil<br />

könnte wegweisend sein.<br />

– Für Dr. Ludwig Scharmann, Referent im Geschäftsbereich<br />

Landes- <strong>und</strong> Regionalplanung des<br />

Sächsischen Staatsministeriums des Innern, sind<br />

die <strong>Kirche</strong>n als anerkannte Träger öffentlicher<br />

Belange selbstverständliche Partner in seiner<br />

Arbeit. Er vermisst aber bei den kirchlichen Akteuren<br />

eine stärkere Wahrnehmung ihrer Funktion<br />

als wichtiger gestaltender Partner einer integrierten<br />

<strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Regionalentwicklung; eine Position,<br />

die durch die hohe gesellschaftliche Anerkennung<br />

kirchlicher <strong>und</strong> diakonischer Arbeit<br />

zusätzliche Berechtigung hat. So finden sich in<br />

den Stellungnahmen der <strong>Kirche</strong>n zum Landesentwicklungsplan<br />

kaum raumrelevante Aussagen.<br />

Ein gemeinsames Verständnis von ländlicher<br />

Entwicklung besteht nicht. Von 44 definierten<br />

Standards der Daseinsvorsorge beziehen sich nur<br />

sehr wenige auf die kulturellen Bereiche, in denen<br />

die <strong>Kirche</strong> aktiv ist. Mit Blick auf die relativ<br />

große Zahl kirchlicher Gebäude im Besitz der<br />

Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens <strong>und</strong> die demografische<br />

Perspektive im Freistaat sollte die Aufgabe<br />

einer Umnutzung von Teilbeständen stärker<br />

angegangen werden – etwa zu sozialen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Einrichtungen. Anders als im sozialen<br />

Sektor mit seiner Sozialgesetzgebung gibt es im<br />

städtebaulichen Bereich keine strukturell abgesicherte<br />

Form der Zusammenarbeit zwischen der<br />

öffentlichen Hand <strong>und</strong> den <strong>Kirche</strong>n; hier gilt es<br />

Gestaltungsspielräume zu nutzen <strong>und</strong> nicht an<br />

einzelnen Themen, sondern an Strukturen zu<br />

arbeiten. Wie für die Kommunen stellt sich auch<br />

für die <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> ihre Einrichtungen die Frage,<br />

ob <strong>und</strong> wie sie flächendeckend eine Gleichwertigkeit<br />

der Lebensverhältnisse sichern können.<br />

Bezogen auf den Einsatz ehrenamtlich Tätiger in<br />

der sozialen Versorgung gilt, dass dies die fachliche<br />

Kompetenz professioneller Arbeit nicht ersetzen<br />

kann. Letztere muss deshalb auch im kirchlichen<br />

Bereich weiterhin möglich sein; eine entsprechende<br />

Förderung wäre zu klären. Die Landesplanung<br />

registriert zunehmende Verteilungskämpfe<br />

um Ressourcen, etwa beim Thema Schulversorgung<br />

in städtischen <strong>und</strong> ländlichen Räumen;<br />

die integrierte Nutzung von Schulgebäuden<br />

könnte die Situation entspannen helfen.<br />

Die verschiedenen Beiträge zu Praxiserfahrungen<br />

aus der diakonischen Arbeit in Sachsen <strong>und</strong><br />

Sachsen-Anhalt zeigten, dass es auch im Verhältnis<br />

zwischen institutioneller <strong>Kirche</strong> bzw. Kirchgemeinde<br />

<strong>und</strong> diakonischen Diensten viel Potenzial<br />

für eine noch bessere Zusammenarbeit gibt.<br />

Wenn strategische Entwicklungspartnerschaften<br />

zum Wohle benachteiligter Quartiere <strong>und</strong> ihrer<br />

Bewohner aufgebaut werden, sollte im Blick bleiben,<br />

dass alle Akteure Beteiligte an einem ge-

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