Kirche mitten drin« Sozialer, struktureller und ... - Kirche findet Stadt

epd-Dokumentation 10/2013 39
ungesunde Lebensweise, Bewegungsarmut, Demotivation,
psychische Probleme, Süchte, Überforderung
mit Lebensvollzügen und Vereinsamung,
erfordern ein hohes Maß an staatlicher
Hilfeleistung. Abgesehen von der menschlichen
Tragik ufern Kosten aus. Dieses ungünstige Klima
lässt sich städtebaulich allein nicht verbessern.
Daher soll durch Teilhabe in Strukturen
der Beschäftigung und Qualifikation,
niedrigschwellig, (dort wo man sich trifft) ansetzend,
die sozialen Lebenslagen der Bewohner
verbessert werden. Begegnungsflächen sind
wichtig, um Isolation aufzubrechen und den
Einzelnen so zu vernetzen, dass praktisch Familienfunktion
tragende Strukturen entstehen, die
auf gegenseitiger Annahme und Hilfeleistung
beruhen, Selbsthilfepotential entwickeln und
sinnstiftend sind. (Aus-)Bildung und Entw. der
Beschäftigungsfähigkeit sind weitere wichtige
Anliegen von Teilhabestrukturen.. Optimistischere
Anwohner, Eltern und Jugendliche, die ihre
Gaben erkennen, mit Chancen und Zielen wirken
nachhaltig positiv in den Stadtteil. Im Stadtgebiet
leben überdurchschnittlich viele Menschen
mit Migrationshintergrund und Menschen
mit kumulierender Problematik, generationsübergreifend.
Isolation und Rückzug sind ebenfalls
kennzeichnend.
Das Nachbarschaftszentrum (NBZ) des Kreisdiakonischen
Werkes (KDW) in der evangelischen
Auferstehungskirche Stralsund – Grünhufe,
ist ein Gemeinschaftswerk von Kirche und
Diakonie, mit den Anwohnern des Wohngebietes
und für sie. Es basiert auf dem christlichen Menschenbild
von der Würde eines jeden Menschen
und Gottes unterschiedslos, liebender Zuwendung
zu ihm und geht strukturell auf das Grundkonzept
eines Dreisäulenmodells zurück, welches
auf den Säulen Jugend, Familie und Nachbarschaft
basiert.
Kurzgeschichte
1991 Kirchliche Arbeit, Initiativen/Institutionen,
Neuorientierung oder Schließung dann 2005
Jugendkirche Stralsund – offene Jugendarbeit
(Treffpunkt, Breakdance, Bandarbeit, Sport,
musische Angebote, Hausaufgabenhilfe...; 2008
Finanzierungs- und Werterhaltprobleme Lösung
Kooperation Diakonie, Neustart als NBZ auf
breiter Basis, Bereits 2009 Arbeit als NBZ. Umsonstladen
(alles Ehrenamt) als Kommunikationsort,
kulturellen Treff und Versorgungshilfe.
»Sport bewegt alle« (Spendenaktion 23.000,- €
als »Vorläufer Bildungspaket!«) Horizonte (Unternehmensspenden):
Ausflüge mit den jungen
Menschen, Aufwärtsgesprächstreff, Bibelkreis,
Kinderzirkus, Seniorensport, Bikertreff, Migrantenchor,
Stadtteileltern, Sicherheitsexpertenrunde
(viele konkrete Ergebnisse), Betreuung und
Mitwirkung im Viertel, Hausfeste als Stadtteilevents,
Kongresse u. Tagungen…
Trotz Laufzeit der Aufbauphase von Dezember
2008 bis November 2011 war das Aufbauwerk in
wesentlichen Teilen und in Teilen darüber bereits
hinaus Mitte 2010 vollendet, so dass die
Arbeit in das Quartier hinein längst Alltagswerk
ist. Die verschiedenen Aktivitäten und Projekte
des NBZ, der Jugendkirche und Gemeinde haben
seit längerem in Umfang und Vielfalt die Kapazitätsgrenze
für die Mitarbeitenden und des Gemeindezentrums
erreicht. Alle Räume sind multifunktional
und mehrfach genutzt. Kirche und
Diakonie sind als gestaltende Kraft und Dockingstation
für gerade ehrenamtliche Initiativen deutlich
erkennbar, von Anwohnern, Behörden und
Wirtschaft angenommen, akzeptiert und wirksam.
Akteur im Quartier
Das Wohngebiet Stralsund-Grünhufe ist nicht
zuletzt durch öffentliche Wahrnehmung und
Ausstrahlung des NBZ verändert und aufgewertet.
Menschen erfahren Teilhabe, Wertschätzung
und bekommen mehr Selbstvertrauen.
Das NBZ ist seit langem ein selbstverständlicher,
stark frequentierter Ort und hilft dem Wohngebiet
Profil, Gesicht auch Geschichte zu geben;
und wird so Identifikationsmöglichkeit für viele.
Das KDW Stralsund betreibt seit 2008 mit der
Kirchengemeinde die Kirche erhaltend. Das Haus
ist traditionell Standort der Gemeinde mit der
Jugendkirche, die seit 2005 offene auf Ehrenamt
basierende Jugendarbeit anbietet, die bis an die
Belastungsgrenze von Haus und Personal auch
angenommen wird und Mitarbeit aktiviert. Inzwischen
ist auch ein Jugendtreff der Stadt hier
tätig. Von hier wird die Jugendsportinitiative,
organisiert und sichergestellt; ebenso Kindersport,
Seniorensport Breakdance, Mutter Kind
Turnen, Tanz und Kinderzirkus im Haus und
hiesigen Sporthallen. Kinder drängen immer
stärker in das Haus. Das NBZ ist Heimstatt von
Mädchenprojekten, Heimstatt des Kinderschutzbundes,
des Umsonstladens, eines Migrantenchores,
einer Selbsthilfewerkstatt, eines Biker-