Kirche mitten drin« Sozialer, struktureller und ... - Kirche findet Stadt
Kirche mitten drin« Sozialer, struktureller und ... - Kirche findet Stadt
Kirche mitten drin« Sozialer, struktureller und ... - Kirche findet Stadt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
epd-Dokumentation 10/2013 9<br />
– In die Netzwerke einzubeziehen sind ehrenamtlich<br />
Engagierte vor Ort <strong>und</strong> ggf. externe Fürsprecher<br />
für Menschen in Armutsquartieren, um<br />
Aufmerksamkeit für deren Belange zu kommunizieren.<br />
– Gemeinwesendiakonie ist zu einer gemeinsamen<br />
Strategie von <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Diakonie zu entwickeln,<br />
damit beide im Quartier gemeinsam auftreten<br />
können. <strong>Kirche</strong>nintern geht es dabei um sechs<br />
Teilstrategien: Profilierung diakonischer Gemeindearbeit;<br />
sozialraumbezogene Bündelung diakonischer<br />
Arbeit; Öffnung diakonischer Unternehmen<br />
<strong>und</strong> kirchlicher Angebote für die gemeindenahe<br />
Versorgung <strong>und</strong> ggf. Abbau von Parallelstrukturen;<br />
nachhaltige Qualifizierung kirchlicher<br />
<strong>und</strong> diakonischer Arbeit in Prozessen des Quartiersmanagements;<br />
Positionierung in zivilgesellschaftlichen<br />
Netzwerken, <strong>und</strong> dies ggf. auch nur<br />
in einer Nebenrolle; Mitgestalter von Engagement-Plattformen<br />
<strong>und</strong> beim Aufbau von Freiwilligen-Agenturen.<br />
– Armutsbewältigung ist nicht das einzige Thema<br />
der Gemeinwesenarbeit; es geht auch um die<br />
Bewältigung des demografischen Wandels im<br />
Quartier, um die Weiterleitung (auch kirchlicher)<br />
Ressourcen in Armutsquartiere, um die Integrationsaufgabe<br />
der Inklusion ausgegrenzter Menschen.<br />
– <strong>Kirche</strong>n <strong>und</strong> Diakonie/Caritas sind wichtige<br />
Mittler der interreligiösen Begegnung <strong>und</strong> damit<br />
Akteure mit Alleinstellungscharakter auf diesem<br />
Gebiet der Integration von Migranten.<br />
– Die kirchlichen Organisationsstrukturen sollten<br />
kompatibel gemacht werden mit denen in der<br />
öffentlichen Verwaltung, um z.B. Entscheidungsprozesse<br />
der Quartiersentwicklung besser miteinander<br />
abstimmen zu können.<br />
– Kirchlich-diakonische Liegenschaften sind immer<br />
auch Räume des Gemeinbedarfs, die deshalb<br />
auch für eine zusätzliche öffentliche Nutzung zur<br />
Verfügung stehen sollten, etwa mit Blick auf eine<br />
ortsnahe Gr<strong>und</strong>versorgung. Ein Begleiteffekt wäre<br />
die Ansprache aller Bürger/innen, nicht nur der<br />
konfessionell geb<strong>und</strong>enen.<br />
– Wie können Sozialplanungsprozesse aktiv gestaltet<br />
werden, d.h. wie können <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Diakonie<br />
sich an der Erarbeitung lokaler Aktions<strong>und</strong><br />
Entwicklungspläne in diesem Bereich beteiligen?<br />
Wie können Entwicklungspartnerschaften,<br />
Finanz- <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>strukturen mit anderen Akteuren<br />
geschaffen werden?<br />
– Der Diskurs über diakonische Gemeinwesenarbeit<br />
sollte auf allen institutionellen Ebenen von<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Diakonie geführt werden: lokal, regional<br />
<strong>und</strong> national. Es existieren hierfür jedoch<br />
bisher keine entsprechenden Arbeitsstrukturen.<br />
Auf B<strong>und</strong>esebene gehört in diesen Kontext auch<br />
ein Nachdenken darüber, wie die ökumenische<br />
Plattform »<strong>Kirche</strong> <strong>findet</strong> <strong>Stadt</strong>« perspektivisch<br />
fortgeführt <strong>und</strong> finanziert werden kann.<br />
Repräsentanten aus <strong>Kirche</strong>, Diakonie, Politik <strong>und</strong><br />
öffentlicher Verwaltung stellten sich in einem<br />
abschließenden, von Uwe Amrhein (Stiftung Bürgermut,<br />
Berlin) moderierten Forum den von den<br />
Tagungsteilnehmern erarbeiteten Positionen <strong>und</strong><br />
formulierten ihre Wünsche an eine weiterentwickelte<br />
Zusammenarbeit zwischen <strong>Kirche</strong>/Diakonie,<br />
Zivilgesellschaft <strong>und</strong> Kommune/Staat.<br />
Oberlandeskirchenrat Dietrich Bauer <strong>und</strong> Oberkirchenrat<br />
Christian Schönfeld vertraten die Ev.-<br />
Luth. Landeskirche Sachsens bzw. das Diakonische<br />
Werk Sachsen; Tobias Kogge konnte als<br />
Beigeordneter für das Dezernat Jugend, Schule,<br />
Sport, Soziales <strong>und</strong> kulturelle Bildung der <strong>Stadt</strong><br />
Halle die kommunale Perspektive einbringen;<br />
Wilfried Köhler als Leiter der Stabsstelle Demographische<br />
Entwicklung im Ministerium für Landesentwicklung<br />
<strong>und</strong> Verkehr des Landes Sachsen-<br />
Anhalt sprach für die staatliche Ebene; Cornelia<br />
Lüddemann, Landtagsabgeordnete in Magdeburg,<br />
saß als Vertreterin einer politisch aktiven Bürgerschaft<br />
auf dem Podium.<br />
Insgesamt zeigte sich in der Diskussion ein breites<br />
Problemverständnis. Als Ansatzpunkte für<br />
eine Verbesserung der zivilgesellschaftlichen<br />
Zusammenarbeit in der diakonischen Arbeit <strong>und</strong><br />
zu einer gesicherten Versorgung der Bürger mit<br />
Einrichtungen <strong>und</strong> Diensten der Daseinsvorsorge<br />
wurden z.B. genannt: ein stärker koordiniertes<br />
Agieren institutioneller Träger wie Kommune <strong>und</strong><br />
<strong>Kirche</strong> beim Betrieb von Bildungs- <strong>und</strong> Kultureinrichtungen<br />
(Köhler); die Bereitschaft von Institutionen,<br />
ihre Strukturen an veränderte Bedingungen<br />
anzupassen, um langfristig arbeitsfähig bleiben<br />
zu können (Lüddemann). Zweifeln daran,<br />
dass die institutionalisierte Diakonie sich im<br />
Wettbewerb mit anderen Anbietern als professioneller<br />
Dienstleister behaupten kann (Köhler),<br />
wurde u.a. mit Hinweisen darauf begegnet, dass<br />
die Amtskirche sich überlegen muss, wie sie<br />
Kompetenzen bündeln <strong>und</strong> wofür sie ihre Ressourcen<br />
einsetzen will (Bauer), <strong>und</strong> dass Kommune<br />
<strong>und</strong> Staat ebenfalls entsprechende Strukturen<br />
sichern müssen, damit bedeutende zivilgesellschaftliche<br />
Akteure der Gemeinwesenarbeit<br />
wie Diakonie <strong>und</strong> Caritas langfristig überleben