Die Kleinen kommen! - Kita-Server Rheinland-Pfalz
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Erzieher aufpassen, dass er durch<br />
Marlenas Strampeln und Winden<br />
nicht selbst Blessuren davonträgt.<br />
Auch viele andere Kinder sind<br />
inzwischen aufmerksam geworden<br />
und stehen erstaunt um die am<br />
Boden liegende Marlena herum.<br />
Was ist hier zu tun? Zunächst sollte<br />
sich die Erzieherin/der Erzieher<br />
darüber im Klaren sein, dass sich<br />
der Wutanfall von Marlena aufgrund<br />
einer Kompetenz erklären lässt, die<br />
das Kind gerade neu erworben hat.<br />
Marlena hat sich nämlich schon vor<br />
der Klebeaktion vorstellen können,<br />
dass ein buntes Schnipselbild<br />
entstehen soll, und sie hat eine<br />
Idee entwickelt, wie ihr dieses Bild<br />
gelingen könnte. Daher ist sie an der<br />
Handlung emotional beteiligt und<br />
motivational stark engagiert. Nun<br />
merkt sie aber, dass das, was sie<br />
sich vorgestellt und vorgenommen<br />
hat, in der Wirklichkeit nicht<br />
funktioniert. Zweijährigen steht<br />
jedoch noch kein alternativer<br />
Handlungsplan zur Verfügung:<br />
es kommt sozusagen zu einem<br />
„Systemzusammenbruch“.<br />
In einem solchen Fall wird der<br />
Erzieherin/dem Erzieher nicht viel<br />
mehr zu tun bleiben, als den Zorn,<br />
die Wut und den Ärger des Kindes<br />
eine Weile auszuhalten. Dabei ist es<br />
sicherlich hilfreich, wenn die anderen<br />
Kinder von Marlena abgelenkt<br />
werden. <strong>Die</strong>se erlebt nämlich gerade<br />
ein persönliches Versagen und<br />
dabei lässt man sich nicht gerne<br />
zuschauen. Hat sich das Kind etwas<br />
beruhigt, kann die Erzieherin/der<br />
Erzieher auf es zugehen, seinen<br />
Kummer verbalisieren und ihm<br />
Empfehlungen für die pädagogische Arbeit<br />
Bedenken Sie, dass sich Wutanfälle und Trotzverhalten damit<br />
erklären lassen, dass die Zweijährigen wichtige Schritte in<br />
ihrer Identitätsentwicklung vollziehen und neue Kompetenzen<br />
erwerben, nämlich die eigenen Handlungen als Ursachen<br />
für Ergebnisse zu verstehen und sich diese Ergebnisse ihrer<br />
Aktivitäten vorstellen zu können.<br />
Versuchen Sie den Zorn, die Wut und den Ärger des Kindes<br />
eine Weile auszuhalten.<br />
Verbalisieren Sie den Kummer des Kindes und zeigen Sie<br />
ihm Handlungsalternativen auf, wenn es sich etwas beruhigt<br />
hat.<br />
Literaturhinweis:<br />
Largo, R. H. (1999): Kinderjahre. <strong>Die</strong> Individualität des Kindes<br />
als erzieherische Herausforderung, München: Piper<br />
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