Die Kleinen kommen! - Kita-Server Rheinland-Pfalz
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4. Den pädagogischen Alltag gestalten<br />
Handlungsalternativen aufzeigen. Im<br />
Fall von Marlena hilft es vielleicht,<br />
wenn die bunten Schnipsel etwas<br />
größer sind, so dass nur die Mitte mit<br />
Kleber bestrichen werden muss. Dazu<br />
bietet sich ein Pinsel an, damit die<br />
Finger vom Kleber verschont bleiben.<br />
Häufig sind es auch Entscheidungen<br />
der Erzieherin/des Erziehers, die<br />
Zweijährige so zur Verzweiflung<br />
bringen, dass sie nicht mehr ein noch<br />
aus wissen. „Alleine!“, verlangt Timo,<br />
ergreift die große Kanne und will<br />
Tee in seinen Becher gießen. „Oh je,<br />
Timo, das geht bestimmt nicht gut.<br />
<strong>Die</strong> Kanne ist noch viel zu groß für<br />
dich, ich helfe dir!“, so die freundliche<br />
Reaktion der Erzieherin/des<br />
Erziehers. „Neeeiiin – Timo alleinää!“<br />
Timo presst die Kanne an seine<br />
Brust. Nur mit einiger Mühe kann<br />
die Erzieherin/der Erzieher Timo<br />
die Kanne entwinden, Tee schwappt<br />
auf den Boden. <strong>Die</strong> Situation endet<br />
in Geschrei und Tränen und es<br />
dauert lange, bis Timo sich wieder<br />
beruhigt. Was wir hier erleben und<br />
was landläufig als „Bockigkeit“<br />
oder „Trotz“ bezeichnet wird, ist die<br />
Reaktion aus der großen Lücke, die<br />
zwischen dem klafft, was Zweijährige<br />
so gerne alleine entscheiden und<br />
ausführen würden, und dem, was sie<br />
aktuell können oder was ihnen von<br />
den Erwachsenen zugestanden wird.<br />
<strong>Die</strong> gefühlte Ohnmächtigkeit bedroht<br />
das gerade entstehende Bild von sich<br />
selbst als autonomes ICH. Hierauf<br />
erfolgt die heftige Reaktion.<br />
Erzieherinnen/Erzieher sollten<br />
daher im Kontakt mit Zweijährigen<br />
darauf achten, ihnen möglichst viel<br />
Autonomie zuzugestehen. Konkret<br />
heißt das zum Beispiel, dass die<br />
Erzieherin/der Erzieher nicht<br />
unaufgefordert und ohne Ankündigung<br />
etwas für das Kind oder mit dem<br />
Kind tut (ihm die Mütze aufsetzen,<br />
es von der Schaukel herunterheben).<br />
Wann immer möglich, sollte die<br />
Erzieherin/der Erzieher Alternativen<br />
anbieten (zum Beispiel eine weniger<br />
volle Teekanne). Das Setzen von<br />
Grenzen sollte gut überdacht (welche<br />
Grenzen sind wirklich notwendig)<br />
und in einfachen Worten begründet<br />
werden. Wenn die Situation bereits<br />
eskaliert ist, hilft nur Souveränität<br />
und Ruhe bewahren. Insgesamt bleibt<br />
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