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3R Grabenloser Leitungsbau (Vorschau)

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SPECIAL BODENMANAGEMENT FACHBERICHT<br />

auf. Das Merkblatt erleichtert den Vollzug des vorsorgenden<br />

Bodenschutzes für Vorhabenträger, Planer, Architekten,<br />

Baufirmen und Behörden. Es greift damit eine zunehmende<br />

Sensibilität für den physikalischen Bodenschutz auf, der in<br />

den vergangenen Jahren durch zahlreiche Fachseminare<br />

auf Bundesebene und in den Bundesländern sowie durch<br />

Veröffentlichungen [3] - [9] deutlich geworden ist.<br />

Rechtliche Anforderungen<br />

§ 1 BBodSchG bestimmt, dass bei Einwirkungen auf den<br />

Boden Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen<br />

sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte<br />

soweit wie möglich vermieden werden sollen.<br />

Im Rahmen der Vorsorge gegen das Entstehen schädlicher<br />

Bodenveränderungen sind Bodeneinwirkungen zu vermeiden<br />

oder zu vermindern, soweit dies auch im Hinblick auf<br />

den Zweck der Nutzung des Grundstückes verhältnismäßig<br />

ist (§ 7 Satz 3 BBodSchG). Physikalische Anforderungen im<br />

Zuge des Auf- und Einbringens von Materialien auf oder<br />

in den Boden werden im § 12 Abs. 9 der Bundes-Bodenschutz-<br />

und Altlastenverordnung (BBodSchV) benannt. Für<br />

die praktische Umsetzung stehen diverse Informationen in<br />

untergesetzlichen Regelwerken zur Verfügung. Genannt<br />

seien hier die Normen DIN 18915 „Landschaftsbau“ [10]<br />

und DIN 19731 „Verwertung von Bodenmaterial“ [11] oder<br />

auch die Bodenkundliche Kartieranleitung [12]. Auch im<br />

Baurecht ist der sparsame und schonende Umgang mit<br />

der endlichen Ressource Boden fest verankert, sowohl im<br />

Baugesetzbuch (§ 1a, § 202) als auch in den Bauvorschriften<br />

der Länder. Fachlich sind damit die grundlegenden<br />

Zielsetzungen, Pflichten und Anforderungen des Bodenschutzes<br />

bei Baumaßnahmen formuliert.<br />

Böden – sensible Ökosysteme<br />

Durch den Einfluss von Klima, Relief, Wasser, Bewuchs,<br />

Bodenlebewesen haben sich in Mitteleuropa in den letzten<br />

15.000 Jahren unsere Böden entwickelt. Das zersetzte<br />

mineralische Ausgangsgestein bildet mit ca. 47 % den anorganischen<br />

Anteil und der sich aus absterbender Vegetation<br />

und Organismen entwickelnde Humus macht mit ca. 3 %<br />

den organischen Anteil aus. Zusammen mit dem verbleibenden<br />

50%igen Hohlraumanteil (auch Poren genannt),<br />

der mit Wasser und/oder Luft in unterschiedlichen Anteilen<br />

gefüllt ist, bildet der Boden ein typisches Bodengefüge<br />

aus. Damit liegt ein komplexes, aber auch sensibles System<br />

vor, das in Abhängigkeit der genannten Bestandteile im<br />

Zusammenspiel mit Wasser und Luft zentrale Funktionen<br />

im Naturhaushalt erfüllt.<br />

Bodenbeeinträchtigungen<br />

Von entscheidender Bedeutung für die natürlichen Funktionen<br />

der Böden im Naturhaushalt ist das Porensystem.<br />

Die größte Gefahr für den Boden bei Baumaßnahmen sind<br />

Beeinträchtigungen des Porenraums – insbesondere die großen<br />

Poren – und des Gefüges. Durch übermäßige mechanische<br />

Belastungen wird der Porenraum verdichtet und das<br />

Bodengefüge zerstört. Lebensnotwendige Zirkulationen im<br />

Bild 3: Der Schutz des Bodengefüges unter einer Baustraße mit<br />

Stahlelementen. Der Grünlandboden war durch Staunässe besonders<br />

verdichtungsempfindlich. Als Schutzmaßnahme wurden Stahlelemente<br />

direkt auf den Oberboden ausgelegt. Mit dieser Maßnahme konnte der<br />

Baustellenverkehr schadlos erfolgen. Nach Bauabschluss wurden die<br />

Stahlelemente entfernt. Mit einer flachen Bodenbearbeitung bis 20 cm<br />

Tiefe und einer Neuansaat wurden alle Beeinträchtigungen beseitigt.<br />

Bild 4: Eine ehemalige Baustelleneinrichtungsfläche auf extrem<br />

verdichtetem Unterboden und deren aufwändige mechanische<br />

Lockerung mittels Sieblöffel, Separatorenschaufel und Abbruchlockerer.<br />

Zur Wiederherstellung von natürlichen Bodenfunktionen sind<br />

nun lange Jahre der bodenschonenden Bewirtschaftung mit<br />

tiefwurzelnden Pflanzen wie z. B. der Luzerne notwendig. Nur mit<br />

Hilfe der Pflanzenwurzeln und der allmählichen Wiedereinstellung des<br />

Bodenlebens kann die mechanische Lockerung dauerhaft gesichert<br />

werden und sich wieder ein neues Bodengefüge entwickeln.<br />

Foto: Ingenieurbüro Feldwisch<br />

Fotos: J. Schneider, regioplus<br />

07-08 | 2014 37

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